Haushaltsauflösung DDR-Artefakte sind Gold wert
So gehen Sie bei Haushaltsauflösungen richtig vor und erkennen vielleicht verborgene Schätze.
Berlin (dpa) l Eine Haushaltsauflösung ist für viele Menschen eine emotionale Angelegenheit. Besonders wenn die Wohnung von Familienmitgliedern oder Freunden geräumt werden muss, stellen sich Erinnerungen ein. Was wird mit all den Möbeln, Geschirr, Bildern, Schmuck, Büchern und anderem Inventar? Ist darunter vielleicht etwas von Wert? Wie bringt man es gewinnbringend an den Mann?
„Aus einem normalen Haushalt ist fast alles zu verwerten, wenn man es geschickt anstellt“, sagt Monika Beier vom Bundesverband Deutscher Auktionatoren. Sie rät Angehörigen und Freunden, nicht überstürzt zu handeln, sondern sich die gesamte Einrichtung genau anzusehen. „Oft sind es unscheinbare Stücke, die großen Wert haben.“ Aber auch, wenn sich keine Schätze finden, lässt sich in den meisten Fällen noch ein guter Ertrag erzielen. Wegwerfen ist die allerletzte Option.
Die größten Erlöse versprechen in der Regel Bilder, Schmuck, Möbel und Porzellan. „Bei Bildern können sich die Eigentümer gut im Internet informieren, wie hoch sie gehandelt werden“, erklärt die Expertin. Anhaltspunkte sind zum Beispiel die Signaturen. Schmuck und Porzellan sollten sie besser von einem Experten einschätzen lassen, ebenso wie Möbel. Die sind für Käufer meist nur von Interesse, wenn sie alt sind. „Aus der Gründerzeit um 1880 sollten sie schon sein. Aber auch Bauhausmöbel aus den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts laufen gut“, sagt Beier.
Besonders gefragt sind kleinere Stücke wie Frisierkommoden oder Tischchen, die sich gut mit modernem Design kombinieren lassen. Wenig Interesse besteht nach ihrer Erfahrung an Möbeln aus den 40er bis 80er Jahren. Auch Bücher haben es schwer. „Das muss schon etwas Altes oder ganz besonders Schönes sein.“Viel Geld zahlen Sammler manchmal für Dinge, die Laien unterschätzen. Zum Beispiel für altes Spielzeug, am besten noch in der Originalverpackung. „Für Puppen, Autos, Eisenbahnen und Blechspielzeug gibt es einen großen Markt“, sagt Beier. „Mitarbeiter der Auktionshäuser geben gern Auskunft über den Wert der Stücke“, erklärt sie. Wer seine Sachen selbst hinbringt, muss für die Beratung nicht bezahlen.
Hilfe gibt es auch beim Bundesverband öffentlich bestellter und vereidigter Kunstsachverständiger sowie qualifizierter Kunstsachverständiger. Auf seiner Homepage sind Adressen von Experten auf vielen verschiedenen Fachgebieten aufgelistet. Der Erlös bei einer Auktion hängt aber nicht nur vom tatsächlichen Wert des Gegenstands ab, sondern auch von der Tagesform der anwesenden Bieter. „Wenn Sammler dabei sind, können sie sich schon gegenseitig hochschaukeln“, weiß Beier.
So war es auch bei einem Bild aus einer Erbschaft, die die Erben ausgeschlagen hatten. Es hing in einer völlig verräucherten Wohnung und auch die Auktionatoren waren sich zunächst nicht über seinen Wert im Klaren. Ein Nachlassverwalter ließ es schließlich versteigern. „Es brachte 100 000 Euro, eine Überraschung für uns und vor allem für die leer ausgegangenen Erben“, erzählt Beier. Meist sind es aber ganz normale Alltagsgegenstände, die unter den Hammer kommen. Die Auktionatorin empfiehlt, sie nicht einzeln anzubieten, sondern größere Posten zusammenzustellen. „Ein Posten mit verschiedenen Porzellan-Gegenständen oder Küchenutensilien verkauft sich besser als die einzelnen Teile.“ Auch elektronische Geräte, Kleidung oder Bücher können so zusammengefasst werden. So bleibt am Ende weniger übrig.
Manchmal bekommen Dinge, die längst in Vergessenheit geraten sind, neue Aufmerksamkeit geschenkt, weil sie plötzlich dem Zeitgeist entsprechen. So finden sich etwa in Haushalten der neuen Bundesländer oft Stücke, die bei Sammlern nun sehr begehrt sind – und das nicht nur in Deutschland, berichtet Hartmut Preuß, Leiter des Museums für Alltagskultur in Eisenhüttenstadt. In Los Angeles gibt es sogar ein DDR-Museum, in dem viele typische Produkte ausgestellt sind. Wie zum Beispiel das Rührgerät RG 28 aus dem Kombinat AKA Elektrik aus den 70er Jahren. „Es ist noch immer im Gebrauch und viele Leute, die es benutzen, sind sich gar nicht bewusst, dass sich Käufer im In- und Ausland dafür interessieren.“
Gutes Geld bringen auch Sammlungen von Zeitschriften aus der DDR-Zeit. Wer zum Beispiel alle Ausgaben vom „Mosaik“ besitzt, hat einen Goldschatz. „Allein die Nummer 1 bringt über 1000 Euro, bei einem Heftpreis von damals 60 Ost-Pfennig“, verrät Preuß. Begehrt ist auch die Kinderzeitschrift „Atze“, eine Art Comic-Magazin, die von 1955 bis 1991 erschien.
Selbst Dinge, die sich nicht unbedingt zu Geld machen lassen, haben oft noch einen großen ideellen Wert, weil sie historisch bedeutsam sind. „Briefe, Zeitschriften und Bücher mit Randbemerkungen geben Einblick in das Leben der Menschen zur jeweiligen Zeit“, erklärt Museumsleiter Preuß. „Sie können durchaus interessant für Museen und Ausstellungen sein. Wer so etwas in einem Nachlass findet, sollte das einem Fachmann zeigen, bevor es leichtfertig weggeworfen wird.“
Eine Möglichkeit, Hausrat loszuwerden und gleichzeitig etwas Gutes zu tun, ist die Spende. „Unsere Verbände in den verschiedenen Regionen freuen sich immer über Kleidung, Möbel und Geschirr“, sagt Claudia Beck vom Deutschen Caritasverband in Berlin. Diese Dinge werden in Kleiderkammern und Sozialkaufhäusern an Bedürftige verteilt oder verkauft. „Wichtig ist aber, dass die Sachen absolut in Ordnung sind“, betont sie. „Modische oder Geschmacksfragen spielen keine Rolle. Aber die Spenden müssen in einem Zustand sein, in dem man sie selbst benutzen würde.“