Erstmals fliegt ein Brite zur ISS
Sogar Premierminister David Cameron schaut in London zu, wie der Brite Tim Peak im fernen Kasachstan mit zwei Kollegen ins Weltall startet. In Baikonur zurück bleibt ein trauriger Junge.
Baikonur (dpa) - Mit einem Bilderbuchstart in der zentralasiatischen Steppe ist erstmals ein britischer Astronaut zur Internationalen Raumstation ISS geflogen.
Die Sojus-Rakete mit Tim Peake sowie dem Russen Juri Malentschenko und dem US-Amerikaner Timothy Kopra hob am Dienstag um 12.03 Uhr MEZ vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan mit Kurs auf die ISS ab.
Danke für die guten Wünsche - phänomenale Unterstützung, schrieb der 43-jährige Peake kurz vor dem Start in der Ex-Sowjetrepublik beim Kurznachrichtendienst Twitter. Die Sojus sollte um 18.23 Uhr MEZ nach gut sechs Stunden Flug am Außenposten der Menschheit festmachen. Dort arbeiten bereits drei Raumfahrer.
Peake sagte vor dem Abheben, er freue sich auf ein ganz besonderes Weihnachtsfest. Er wolle den fantastischen Ausblick genießen und dabei einen britischen Pudding essen. Um sich die Zeit zwischen wissenschaftlichen Experimenten zu verkürzen, nahmen die Astronauten DVDs mit, unter anderem die neue Folge der Raumfahrtsaga Star Wars.
Bei leichter Bewölkung und Temperaturen um den Gefrierpunkt verfolgte auch der deutsche Raumfahrer Alexander Gerst in Baikonur den Start. Peake sei gut auf die Mission vorbereitet, sagte Gerst. Er hat 6000 Stunden Training. Er ist jetzt absolut bereit. Gerst gehört wie Peake zum Kader der Europäischen Raumfahrtagentur Esa. Der Brite war von seinem vierjährigen Sohn Oliver unter Tränen verabschiedet worden. Ich will mit Papa gehen, hatte der Kleine gesagt.
Mit besonderem Interesse wird die Mission von Peake in seiner Heimat wahrgenommen. Es war beeindruckend, das Abheben zu sehen, meinte der britische Premierminister David Cameron. Er veröffentlichte bei Twitter ein Foto, wie er den Start vor dem Fernseher verfolgt. Die konservative Führung in London hatte vor kurzem angekündigt, einen größeren Anteil am florierenden Weltraummarkt erobern zu wollen. Im Auge haben die Briten vor allem den Weltraumtourismus, sie sehen sich als künftiges europäisches Zentrum für kommerzielle Raumfahrt. Im vergangenen Jahr hat London den Bau eines eigenen Weltraumbahnhofs bis 2018 angekündigt. Die Finanzierung gilt aber als offen.
Die Sojus hob vom selben Startplatz ab, von dem 1961 der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin als erster Mensch ins All geflogen war. Peake, Malentschenko und Kopra sollen bis Juni auf der ISS rund 400 Kilometer über der Erde bleiben. Dort arbeiten bereits die Russen Michail Kornijenko und Sergej Wolkow sowie der US-Amerikaner Scott Kelly. Russland ist nach dem Aus für die US-Space-Shuttles 2011 das einzige Land, das bemannte Flüge zur ISS organisiert. Ein Platz in der Sojus kostet 50 Millionen Euro. Die ISS ist seit 1998 in Betrieb.