1. Startseite
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Escobars Jet-Ski im Kriminalmuseum in Kolumbien

Ausstellung Escobars Jet-Ski im Kriminalmuseum in Kolumbien

Bewaffnete Aufstände von Rebellen, Drogenhandel, Korruption: Kolumbien hat eine lange Geschichte des Verbrechens. Ein Teil davon ist jetzt in Bogotá zu sehen - in einem Museum der Staatsanwaltschaft.

Von Tatiana Rodríguez, dpa 03.09.2017, 09:17

Bogotá (dpa) – Der durchlöcherte Tarnanzug und der halb zerstörte Laptop sind einst bei Razzien in Kolumbien beschlagnahmt worden. Jetzt sind sie in einem neuen Kriminalmuseum der Staatsanwaltschaft in der Hauptstadt Bogotá für Besucher zu sehen.

Hier stellt die Behörde bei Verbrechen konfiszierte Gegenstände der vergangenen 25 Jahre aus und erinnert damit an die Kämpfe, den Drogenhandel und die Korruption, die das Land erschüttert haben.

Der Laptop und der Tarnanzug gehörten dem ehemaligen Farc-Chef Víctor Julio Suárez, alias "Mono Jojoy", der 2010 bei einem Militäreinsatz ums Leben kam. "Das ist die Uniform in der 'Mono Jojoy' gestorben ist", erklärt Museumssprecherin Paula Guerrero. Sie hat eine Spezialreinigung bekommen, bevor sie zum Ausstellungsstück wurde.

Die Staatsanwaltschaft habe bereits rund sechs Millionen Dateien der Farc analysiert, sagt sie. Besonders interessiert habe die Ermittler die Buchhaltungssoftware "Amigo Contabilín", mit der die Guerilla ihren Köpfen beigebracht habe, "Rechenschaft für das Geld und den Besitz abzulegen", mit dem sich die Gruppe finanzierte.

Der Konflikt mit der Farc-Guerilla ist beendet. Mitte August gaben die Rebellen ihre letzten Waffen ab. Doch die seit 1964 währenden Kämpfe bleiben ein Teil der Geschichte Kolumbiens, wie auch die brutalen Machenschaften des mächtigen Drogenbosses Pablo Escobar. Dieser führte in den 80er und 90er Jahren einen Krieg gegen den kolumbianischen Staat, bis er 1993 bei einer Razzia in Medellín erschossen wurde.

Ein Rotax-Jet-Ski Escobars in Grün, Rot und Lila ist in einem anderen Raum zu sehen, der sich ganz dem Drogenhandel widmet. Hier ist auch ein Labor zur Verarbeitung von Koka-Blättern nachgestellt. Und es gibt auch Beispiele der von Händlern häufig verwendeten Verstecke für Drogen und Maschinen zum Herstellen von Falschgeld.

Auf den 1500 Quadratmetern Ausstellungsfläche des Kriminalmuseums finden sich Funktelefone, Handys, Computer, Kassetten, Uniformen, Fotos, Archive und Waffen. Ausgewählt hat sie der derzeitige Generalstaatsanwalt Néstor Humberto Martínez. Unter dem Motto "Von den Menschen, für die Menschen und durch die Menschen" will er den Bürgern die Arbeit der Justiz näherbringen - eine wichtige Aufgabe in einem Land, in dem Korruption und Verbrechen allgegenwärtig sind.

Ein anderer Teil des Museums ist dem Paramilitarismus gewidmet. Das auffälligste Ausstellungsstück hier ist ein Nachbau des roten Toyotas, in dem vor 28 Jahren im Ort La Rochela 12 Funktionäre der Staatsanwaltschaft von Soldaten und Milizkämpfern brutal umgebracht wurden.

An anderer Stelle kann man einige der Schecks sehen, die in den 90er Jahren in Verbindung mit dem legendären "Vorgang 8000" beschlagnahmt wurden. Dem liberalen Präsidenten Ernesto Samper (1994-1998) war damals vorgeworfen worden, seine Wahlkampagne unter anderem mit Geld aus dem Drogenhandel finanziert zu haben. Zahlreiche Politiker waren in die Affäre verwickelt. Samper beteuerte immer seine Unschuld.

Im letzten Ausstellungsraum findet sich schließlich "die Mauer der Korruption", auf der Details zu den neuesten Ermittlungen gegen Politiker und Funktionäre zu sehen sind, die ihre Position ausnutzten, um gegen Bestechungsgelder Verträge zu vergeben, wie im Fall des brasilianischen Konzerns Odebrecht. "Wir haben das Mobiltelefon des ehemaligen Abgeordneten Otto Bula, dem alle Daten entnommen wurden, die die Staatsanwaltschaft brauchte, um ihn wegen der Annahme von Zuwendungen in Höhe von mehr als 4 Millionen Dollar von Odebrecht zwischen 2013 und 2104 zu überführen", sagt Museumssprecherin Guerrero.

Nach ihrer Überzeugung ist das Museum eine Möglichkeit, bei den Kolumbianern Vertrauen gegenüber den Zielen der Staatsanwaltschaft aufzubauchen, die gegen das Verbrechen und die Illegalität kämpft.

Auch der Museologe Julián González vertraut darauf, dass das Museum seinen Beitrag dazu leisten kann, die Wahrheit über den bewaffneten Konflikt und die Gewalt in Kolumbien zu rekonstruieren.