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Expertentipp Gehirn nach Schlaganfall gezielt trainieren

Bei einem Schlaganfall ist schnelles Handeln wichtig, um die Folgen zu begrenzen. Schnelle Rehabilitation hilft besonders.

Von Uwe Seidenfaden 22.05.2017, 01:01

Magdeburg l Der Schlaganfall trifft Menschen wie ein Blitz aus scheinbar heiterem Himmel. So erleben viele Männer und Frauen den Verlust lebenswichtiger Hirnleistungen von einem zum nächsten Augenblick.

Häufige Schlaganfall-Symptome sind:

- plötzlich auftretende Sehstörungen auf einem Auge,

- der plötzliche Verlust oder Einschränkungen der Sprache bzw. des Sprechvermögen (Lallen, Wortfindungsstörungen)

- sowie plötzliche einseitige Lähmungen und Gefühlsstörungen im Gesicht, an den Armen und den Beinen.

Manchmal bessern sich die Symptome ganz von allein. Darauf zu hoffen und abzuwarten, kann aber ein Fehler sein, der zu schwer korrigierbaren Behinderungen bis hin zum Tod führen kann.

Die beiden Referenten des Medizinischen Sonntags raten unbedingt den Notarzt, erreichbar unter Telefon 112, zu rufen und nach dem Auftreten von Schlaganfall-Symptomen keine Medikamente mehr einzunehmen.

Dr. Andreas Oldag, Oberarzt an der Universitätsklinik für Neurologie, informierte über die diagnostischen Verfahren, die zur Beurteilung der Schlaganfallrisiken eingesetzt werden.

Meist ist der Schlaganfall die Folge eines Gefäßverschlusses. Kann der Verschluss nicht innerhalb von vier bis sechs Stunden beseitigt werden, sind die Spätfolgen des Schlaganfalls oft größer. In den vergangenen Jahrzehnten konnte die Sterbehäufigkeit beim Schlaganfall gesenkt werden.

Auch „wenn das Behandlungsfenster bereits geschlossen ist“, sind vielfach noch Leistungsverbesserungen möglich. Auf die Möglichkeiten der neuromedizinischen Rehabilitation machte Prof. Dr. Michael Sailer, ärztlicher Direktor der MEDIAN-Neurorehabilitationszentren in Magdeburg und Flechtingen, in seinem Vortrag aufmerksam. Dabei wird die Fähigkeit des Gehirns genutzt, durch Teilschäden eingetretene Leistungseinbußen (beispielsweise beim Schlucken, Sprechen, Greifen oder Gehen) durch gezieltes, intensives Training zu kompensieren.

Professor Sailer stellte einige moderne Trainingsmethoden vor. Sie basieren im Wesentlichen darauf, dass der Patient durch positive Rückmeldungen auf bereits erzielte Leistungsfortschritte motiviert wird, weiter zu üben, ohne sich zu überfordern. In naher Zukunft werden moderne Methoden der Computer-Visualisierung (virtuelle Realität) die Trainingsmethoden nach einem Schlaganfall weiter verbessern.

Ziel der Rehamaßnahmen und ambulanten Anschlussheilbehandlung ist es, im Alltag wichtige Fähigkeiten wie beispielsweise das Ankleiden, Essen und Waschen wieder eigenständig durchzuführen.

Bei jüngeren Patienten ist das Ziel zudem die Wiedereingliederung in Beruf oder Ausbildung.

Die beiden Vorträge des gestrigen Medizinischen Sonntags können im Internet angesehen werden unter: www.med.uni-magdeburg.de/medizinischer_sonntag