Volksstimme-Leser bereitet mit Jury-Mitglied Alois Kösters weiße Bohnensuppe zu Herr Petzold lernte von der Oma kochen
Einfach, preiswert und nahrhaft - so lässt sich die weiße Bohnensuppe von Hans-Peter Petzold beschreiben. Für die Volksstimme-Kochaktion "Mein Rezept aus der Heimat" kocht der Leser das Gericht von seiner Großmutter mit Chefredakteur Alois Kösters.
Magdeburg l Hans-Peter Petzold streicht über das Glas eines Fotorahmens, den er in den Händen hält. Auf dem Foto ist eine ältere Frau zu sehen, das Haar trägt sie kurz, sie hat eine helle Strickjacke an und um den Hals ein buntes Tuch geknotet. Es ist Petzolds Großmutter, Martha Brodthuhn. Sie ist im Alter von 93 Jahren gestorben, ihr Enkel hängt noch heute an ihr.
"Von ihr stammt das Rezept für die weiße Bohnensuppe", erzählt Petzold, während er mit dem Jury-Mitglied Alois Kösters, Chefredakteur der Volksstimme, Gemüse schneidet. Für die Aktion "Mein Rezept aus der Heimat" kocht der gelernte Fernmeldemonteur dieses Gericht aus seinen Kindertagen. Möhren, Kartoffeln, Sellerie und Kohlrabi - alles wird gewürfelt. Die Bohnen hat der 71-Jährige bereits über Nacht einweicht.
"Nach dem Krieg gab es damals nicht viel", erinnert sich Petzold. Das Rezept sei aus der Not heraus entstanden. Das Gemüse habe er damals von einem Acker am Lemsdorfer Weg geholt. "Alles, was wir da gefunden haben, wurde verwendet." Aus Zuckerrüben wurde Sirup hergestellt, aus Möhren, Kartoffeln und Co. wurde unter anderem die Bohnensuppe gezaubert.
Für die Suppe werden Gemüse und Bohnen weich gekocht. Das ausgekochte Fleisch wird anschließend dazugegeben. "Wird das jetzt noch angedickt?", fragt Alois Kösters. "Nein, durch das Fleisch wird es von ganz allein sämig", erklärt Petzold. "Das wichtigste für den Geschmack ist allerdings das Bohnenkraut."
Für das Fleisch hat seine Oma damals ihr bestes Porzellan beim Fleischer eingetauscht. Die Kniestücke haben die Metzger meist billig abgegeben, es waren ja Abfallprodukte. Damals ist die Suppe im großen Topf auf der Grude, eine eingemauerte Kochstelle, warm gehalten worden. "Dort hat sich im Winter die ganze Familie getroffen", blickt Petzold zurück. Am heutigen Elbbahnhof hätte er heimlich die Kohle dafür gesammelt, die zwischen den Gleisen lag und von den Wagen gefallen waren.
Das Kochen hat er sich von seiner Oma abgeguckt. "Im Fernmeldebau war man viel auf Montage, da wurde dann selbst gekocht", berichtet Petzold. Auch heute hat der 71-Jährige das Sagen in der Küche, seine Ehefrau Bärbel reicht ihm meist nur die Zutaten.
In der kalten Jahreszeit gibt es ein- bis zweimal im Monat heute noch die Bohnensuppe. Sonntags kocht Petzold auch gern mal einen Braten. Nur Nudeln hat er sich übergegessen. "Das eine Jahr in der DDR gab es wegen schlechter Ernte wenig Kartoffeln. Da gab es zu fast allem Nudeln", erinnert sich Hans-Peter Petzold.
Am Mittwoch kocht Ursula Duchrow aus Niederndodeleben Holunder-Rindsgulasch.