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Telefonforum Singen stärkt die Stimme

Beim Volksstimme-Telefonforum geht es dieses Mal um akute und chronische Kehlkopf-Erkrankungen.

Von Uwe Seidenfaden 12.09.2018, 01:01

Magdeburg l Wohl jeder kennt das Symptom: Die Stimme krächzt, klingt rau oder tonlos. Über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten informierten gestern Fachärzte des Uniklinikums in einem Volksstimme-Telefonforum. Uwe Seidenfaden stellte Fragen und Antworten von allgemeinem Interesse zusammen.

Wie kommt es zu Heiserkeit?
Heiserkeit entsteht im Kehlkopf. Dort befinden sich die sogenannten Stimmlippen. Das sind zwei mit einer Schleimhautschicht überzogene Bänder und Muskeln, die im Volksmund auch als Stimmbänder bezeichnet werden. Strömt beim Ausatmen Luft zwischen beiden Stimmlippen hindurch, geraten sie in Schwingung und es entstehen Töne. Erst durch Veränderungen von Zunge und Lippen im Mundraum entstehen daraus Wörter. Veränderungen am Kehlkopf oder an den Stimmlippen, beispielsweise ausgelöst durch Infektionen, Entzündungen und kleine Knötchen, können zu Stimmstörungen wie Heiserkeit führen. Gleiches gilt für einen falschen Stimmgebrauch, äußere Reize wie Tabakrauch, Kälte und trockene Zimmerluft sowie Veränderungen an der Halswirbelsäule, verschiedene Erkrankungen und Operations-Nebenwirkungen können ebenso zu Heiserkeit führen.

Muss man wegen einer Heiserkeit unbedingt zum Arzt?
Heiserkeit als Folge einer Erkältung oder einer einmaligen Überanstrengung klingt meist von allein ab, wenn man die Stimme schont. Bleibt eine Heiserkeit länger als drei Wochen bestehen, sollte man den Arzt aufsuchen, um eine Tumorerkrankung oder chronische Schädigungen der Stimmlippen auszuschließen.

Anhaltende Stimmstörungen können auch ein Hinweis auf verschiedene Grunderkrankungen sein – von angeborenen Fehlbildungen über neurologische Erkrankungen wie Parkinson bis hin zu einer Refluxerkrankung, (Sodbrennen). All das lässt sich im Rahmen medizinischer Untersuchungen abklären. Unbedingt sollte man einen Arzt aufsuchen, wenn zusätzlich zur Heiserkeit weitere Symptome wie Atemnot und Schluckbeschwerden auftreten.

Mein Mann ist 88 Jahre alt und seine Stimme klingt brüchig. Der HNO-Arzt meinte, das sei altersbedingt. Kann man noch etwas machen?
Mit dem Alter verringert sich die Elastizität der Stimmmuskulatur. Durch Singen kann man auch den Stimmlippenmuskel kräftigen. Zusätzlich haben HNO-Ärzte die Möglichkeit, die Stimmlippen durch Einspritzen von Fett und Silikon zu stärken.

Ich habe immer wieder in den Wintermonaten eine „Reibeisen-Stimme“. Was kann die Ursache sein dafür sein?
Dafür kann es verschiedene Ursachen geben, von allergischen Reaktionen über Infekte oder trockene Schleimhäute durch geringe Luftfeuchtigkeit in Innenräumen. Sie sollten einen HNO-Arzt aufsuchen, der eine Kehlkopfuntersuchung durchführen kann.

Im vergangenen Herbst hatte ich eine starke Grippe und meine Stimme war fast weg. Außer viel zu trinken, hatte ich damals nichts dagegen getan. Was empfehlen Sie, falls wieder einmal die Stimme weg sein sollte?
Bakterielle und virale Infektionen der Atemwege können nicht nur zu Entzündungen der Nasen- und Mundschleimhäute, sondern auch zu Entzündungen der Stimmlippen führen. Das äußert sich meist durch eine raue, heisere bzw. tonlose Stimme. Meist bereitet dann auch das Sprechen Schmerzen.

Betroffene sollten möglichst wenig sprechen, viel trinken und alles vermeiden, was die Schleimhäute zusätzlich reizt (kalte und trockene Luft, Zigaretten, mentholhaltige Produkte und scharf gewürzte Speisen). Zu empfehlen sind warme Tees, die den Husten und Räusperzwang lindern. Einen HNO-Arzt sollte man spätestens dann aufsuchen, wenn die Heiserkeit länger als drei Wochen anhält. Das kann ein Hinweis für chronischen Entzündungen der Stimmlippen sein. Der Arzt kann zum Beispiel antientzündliche oder abschwellende Medikamente verordnen. Wenn das nicht hilft, kann ein endoskopischer Eingriff erforderlich sein.

Ich bin auf einer Seite nahezu taub. Auf der anderen Seite trage ich ein Hörgerät. Ich empfinde meine Stimme als dumpf und nachhallend. Was kann ich tun?
Einseitiges Hören kann die Stimmwahrnehmung verändern. Vielleicht können HNO-Ärzte Ihnen mit einem zweiten Hörgerät oder, bei Taubheit, einem Cochlea-Implantat helfen.

Unsere siebenjährige Enkeltochter ist ein sehr lebhaftes Kind und häufig heiser. Die Ärztin hat kleine Knötchen auf den Stimmlippen festgestellt. Können die Veränderungen von alleine zurückgehen, oder ist eine Behandlung erforderlich?
Die Knötchen sind harmlos, sollten aber regelmäßig kontrolliert werden. Häufig entstehen sie, wenn Kinder permanent zu laut sprechen. Je älter ein Kind wird, desto besser wird der Stimmklang, weil Kinder ihre Stimme bewusster einsetzen. Logopäden helfen mit Übungen.

Ich wache in der Nacht öfter mit Reizhusten auf. Meine Stimme ist dann ganz rau und belegt. Tagsüber habe ich diese Probleme nicht. Wer kann mir helfen?
Möglicherweise werden die Symptome durch aufsteigende Magensäure verursacht. Hinweise darauf können endoskopische Untersuchungen liefern, die Ihr Hausarzt veranlassen kann. Sollte tatsächlich ein Reflux (Sodbrennen) der Auslöser der Beschwerden sein, können unter anderen säurebindende Medikamente hilfreich sein.

Mein Mann hat schon seit mehreren Wochen eine knarrende, wechselhafte Stimme. HNO-Ärzte haben Auffälligkeiten an den Stimmlippen ausgeschlossen. Muss er nun damit leben?
Ist eine organische Ursache im Kehlkopf ausgeschlossen, liegt eine funktionelle Störung vor. Diese entsteht manchmal durch Blockierungen an der Halswirbelsäule.

Dadurch kann es zu Veränderungen der Muskelspannung kommen, die den Kehlkopf in der richtigen Lage hält. Das sollte diagnostisch von Orthopäden abgeklärt werden. Falls Veränderungen an der Halswirbelsäule die Ursache sind, ist eine manualtherapeutische Behandlung in Erwägung zu ziehen.

Ich hatte vor rund zwei Monaten eine Schilddrüsen-Operation. Seither habe ich eine krächzende Stimme. Kann man dagegen noch etwas machen?
Zur Untersuchung sollten Sie einen HNO-Arzt aufsuchen. Möglicherweise haben Sie eine einseitige Stimmlippenlähmung. Wenn sich das bestätigt, gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten – von stimmtherapeutischen Behandlungen, um das zweite, gesunde Stimmband so zu trainieren, bis hin zum Einspritzen verschiedener Substanzen (z. B. von Fett oder Silikon) in die gelähmte Stimmlippe.

Meine Tochter (17 Jahre) ist relativ häufig heiser, weil sie als Erzieherin ihre Stimme oftmals überlastet. Was kann sie selbst tun, damit es nicht dazu kommt?
Bei chronisch heiseren Menschen, die ihre Stimme regelmäßig überfordern, sind stimmtherapeutische Maßnahmen sinnvoll. Mit gezielten Atemübungen sowie Entspannungstechniken lassen sich Überanstrengungen des Stimmapparates vermeiden. Unter Anleitung einer Stimmtherapeutin lernt man, die Kehlkopfmuskulatur richtig einzusetzen. Die Therapie erfordert von den Teilnehmern etwas Geduld, denn die Erfolge kommen nicht von heute auf morgen, sondern oftmals erst nach mehreren Monaten. Die Krankenkassen übernehmen die Behandlung, wenn Ärzte zu einem Sprachtherapeuten überweisen.

Ich bin Asthmatiker, der gelegentlich ein Cortison-Spray nehmen muss. Dadurch stellt sich oftmals Heiserkeit ein. Was kann ich tun?
Heiserkeit kann als Nebenwirkung von cortisonhaltigen Asthma-Sprays auftreten. Um das zu vermeiden, ist es wichtig, nach jeder Inhalation den Mund mit Wasser auszuspülen. Eventuell kann Ihnen auch eine Umstellung der Medikamente helfen. Das sollten Sie mit Ihrem behandelnden Lungenfacharzt besprechen.

Ich habe gehört, dass es bei einem Hustenreiz besser ist, einmal zu husten, als sich ständig zu räuspern. Stimmt das?
Bei einem regelmäßigen Räuspern werden die Schleimhäute der Stimmlippen immer wieder zusammengepresst. Dadurch wird mehr Schleim produziert. An Druckstellen können Verhärtungen und Knötchen entstehen, die die Entstehung einer chronischen Heiserkeit fördern. Bei Erkältungen oder grippalen Infekten ist es ratsam, statt sich ständig zu räuspern, einmal zu husten oder zu schlucken, um den angesammelten Schleim loszuwerden.