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Forscher warnen vor Trend Tödliche Gefahr Pilz: Immer mehr Menschen sterben an Infektionen - Experten alarmiert

Immer mehr Menschen infizieren sich mit Pilzen - oftmals endet dies sogar tödlich. Ärzte zeigen sich wegen der steigenden Fallzahlen alarmiert. Für wen Lebensgefahr besteht.

Von Tim Müller Aktualisiert: 24.05.2024, 12:26
Die Zahl der Menschen, die durch Pilzinfektionen sterben, ist in den letzten Jahren dramatisch gestiegen. Candida auris ist ein Grund dafür.
Die Zahl der Menschen, die durch Pilzinfektionen sterben, ist in den letzten Jahren dramatisch gestiegen. Candida auris ist ein Grund dafür. Foto: Imago/Steinach

Magdeburg/DUR. Dieser Trend ist äußerst beunruhigend: Aktuell sterben rund 3,8 Millionen Menschen weltweit pro Jahr an einer Pilzinfektion. Dies zeigt eine neue Erhebung. Laut Forschern könnte, neben einem Mangel an wirksamen Medikamenten gegen Pilzinfektionen und zunehmenden Resistenzen, auch die Corona-Pandemie eine Rolle spielen.

Von oberflächlichen Hautpilzen bis hin zu lebensbedrohlichen Infektionen mit dem resistenten Erreger Candida auris: Pilze können für unseren Körper äußerst gefährlich werden. Doch wie viele Menschen von Pilzerkrankungen betroffen sind, ist schlecht dokumentiert.

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Todesfälle durch Pilze nahezu verdoppelt

Oftmals gibt es keine Testkits für gängige Pilzinfektionen oder sie erkennen nicht zuverlässig alle Infektionen. Wegen einer fehlenden oder zu späten Diagnose werden die Betroffenen häufig nicht rechtzeitig behandelt. Der Infektionsmediziner und Mykologe David Denning von der University of Manchester hat Daten zwischen den Jahren 2010 und 2023 aus 120 Ländern ausgewertet. 

Das Ergebnis ist dabei erschreckend: Weltweit infizieren sich jährlich 6,5 Millionen Menschen mit einem pathogenen Pilz. Rund 3,8 Millionen sterben infolge solche einer Erkrankung. Zum Vergleich: Im Jahr 2012 waren es noch rund zwei Millionen Todesfälle. Demnach gab es in den vergangenen Jahren einen drastischen Anstieg von Pilzinfektionen mit Todesfolge.

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„Pilze sind den Zahlen zufolge inzwischen für 6,8 Prozent aller Todesfälle weltweit verantwortlich. Zum Vergleich: Auf Herzerkrankungen und Schlaganfälle entfallen etwa 16 beziehungsweise elf Prozent aller Todesfälle“, so Denning.

Pilzinfektionen durch Vorerkrankungen und schwaches Immunsystem

Schuld am Verlauf vieler Pilzinfektionen sind laut dem Forscher vor allem Vorerkrankungen und ein oftmals geschwächtes Immunsystem. So gehen etwa die Hälfte aller Aids-Toten auf eine Pilzerkrankung zurück, welche oftmals unentdeckt und unbehandelt bleibt. 

Auch bei Lungenerkrankungen spielen unerkannte Pilzinfektionen eine große Rolle, wie Denning ermittelte. So waren etwa 30 Prozent der an Tuberkulose oder einer rauchbedingten Lungenerkrankung Verstorbenen zugleich mit einem Pilz infiziert. Die Mikroorganismen waren hierbei nicht der Auslöser der Erkrankung, trugen aber zum Tod bei.

Zu den gefährlichsten Pilzen, die die Lunge infizieren, gehören Schimmelpilze. An ihnen sterben jährlich etwa 1,8 Millionen Menschen. Die Pilze befallen vor allem Menschen mit einer Vorerkrankung der Lunge – darunter Asthma, Tuberkulose und Lungenkrebs – oder einer anderen Vorerkrankung wie etwa Blutkrebs. 

Weitere potenziell tödliche Erreger sind Pilze der Gattung Candida. „Jährlich sterben weltweit etwa eine Million Menschen an einer Candida-Infektion“, so Denning. Im Körper schwerkranker Personen verursachen diese Pilze eine Blutvergiftung. „Besonders häufig betroffen sind Patienten mit Diabetes und Nierenversagen sowie Menschen nach einer größeren Operation oder einem Trauma.“

"Wir müssen Pilze sehr ernst nehmen"

Ein Grund für den drastischen Anstieg der Infektionszahlen könnte unter anderem die Corona-Pandemie sein, so der Forscher in seinem Bericht. Der sogenannte schwarze Pilz trat beispielsweise erstmals im großen Stil nach der Ausbreitung von Corona in Indien auf. „Während 2021 weltweit nur etwa 10.000 Fälle dieser Krankheit bekannt waren, waren es nach der Pandemie allein in Indien 51.000“, so der Experte.

Laut Denning seien Covid- und Diabetes-Patienten während der Pandemie nicht ausreichend genug gegen Pilze behandelt worden. Dadurch seien sie anfälliger gegenüber Pilzen.

„Hinzu kommt, dass es keine Impfstoffe gegen Pilze und teils auch keine wirksamen Medikamente gibt“, berichtet der Forscher. Denn ähnlich wie bei Bakterien sind auch Pilze zunehmend resistent gegenüber gängigen Wirkstoffen. Aus diesem Grund ist eine zeitnahe Diagnose für eine Behandlung unerlässlich, mahnt Denning: „Wir müssen Pilze sehr ernst nehmen.“