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Von wegen Siebenschläfer Wenn ADHS müde macht: Was hilft gegen Schlafprobleme?

Wer ADHS hat, funktioniert anders - auch bei Schlaf und Erholung: Oft ist man abends aufgedreht, kommt schwer zur Ruhe, morgens dafür matt. Gut ist das nicht. Ein Facharzt erklärt Ursachen und Auswege

Von dpa 27.06.2025, 13:53
Schlafprobleme: Das Gehirn von Menschen mit ADHS ist oft besonders aktiv - auch dann, wenn es eigentlich Ruhe bräuchte.
Schlafprobleme: Das Gehirn von Menschen mit ADHS ist oft besonders aktiv - auch dann, wenn es eigentlich Ruhe bräuchte. Christin Klose/dpa-tmn

Denver - Schlafprobleme kennen viele Menschen mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Die geistige und körperliche Unruhe von ADHS stört den Schlafrhythmus, schreibt der US-Psychiater William Dodson im Fachportal Additude - und die daraus resultierende Erschöpfung kann andere Symptomatiken wiederum negativ beeinflussen. 

Doch woher kommen die Schwierigkeiten – und was hilft wirklich?

Spätschläfer mit Turbogehirn

Das Gehirn von Menschen mit ADHS ist oft besonders aktiv – auch dann, wenn es eigentlich Ruhe bräuchte. Etwa drei Viertel aller Erwachsenen mit ADHS erklären, dass sie nicht in der Lage sind, „den Kopf abzuschalten, um abends einschlafen zu können“, berichtet Dobson, der seit 25 Jahren auf ADHS im Erwachsenenalter spezialisiert ist.

Und wenn sie endlich einschlafen, ist ihr oft Schlaf unruhig, sie wachen statt erholt und erfrischt müde und wie gerädert auf.

Viele erleben einen ungewöhnlich tiefen Schlaf in den Morgenstunden – mit extremem Aufwachwiderstand: „Sie fallen in den "Schlaf des Todes", aus dem sie sich nur sehr schwer wecken lassen.“

Warum? Dodson nennt zwei Ansätze: „Die einfachste Erklärung ist, dass Schlafstörungen direkte Ausprägungen von ADHS selbst sind.“ Eine andere Hypothese: ADHSler haben ein anderes Zeitgefühl, in dem es quasi sie nur „jetzt“ und „nicht jetzt“ gibt. Die innere Uhr neurotypischer Menschen sei quasi nicht eingestellt.

Schlafprobleme können die Symptome sogar verstärken. Konzentration, Geduld und Impulskontrolle leiden zusätzlich, wenn die Nachtruhe gestört ist. Was tun?

So kann Schlaf trotzdem gelingen

Die wichtigste Strategie ist laut Dodson die Verbesserung der sogenannten Schlafhygiene – also aller Bedingungen, die gesunden Schlaf fördern. Er rät, zunächst die allgemeingültigen Regeln zu befolgen, also:

  • Das Bett nur zum Schlafen oder für Sex nutzen, nicht als Ort, um Probleme zu wälzen oder zu streiten.
  • Eine feste Schlafenszeit und Schlafroutine haben – und sich strikt daran halten.
  • Tagsüber keine Nickerchen machen.

Zwei weitere Aspekte guter Schlafhygiene sind bei ADHS besonders wichtig, so der Psychiater:

1. Geh ins Bett, um zu schlafen - auch wenn es schwerfällt. Viele Menschen mit ADHS sind abends besonders energiegeladen und produktiv, denken am klarsten und fühlen sich am stabilsten. Das passt meist nicht zu Verpflichtungen gegenüber Arbeit oder Familie, die durch Schlafmangel noch schwerer zu bewältigen sind.

2. Kein Koffein spät am Abend. Koffein kann ein ohnehin aktives ADHS-Gehirn noch aufgeregter und wacher machen. Außerdem wirke es leicht harntreibend und kann den Schlaf durch nächtlichen Harndrang stören. 

Auch Aufenthalte draußen und Sport können eine positive Wirkung auf den Schlaf haben.