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Autsch! Werden Rückenschmerzen in der kalten Zeit schlimmer?

Ihr Rücken zwickt Richtung Winter umso mehr? Damit sind Sie nicht allein. Wer die Verspannungen allein auf die frostigen Temperaturen zurückführt, liegt aber falsch, erklärt ein Orthopäde.

Von Interview: Ricarda Dieckmann, dpa 25.11.2025, 00:05
Gerade in der kalten Jahreszeit: Zu viel Couch, zu wenig Bewegung – der Rücken merkt’s zuerst.
Gerade in der kalten Jahreszeit: Zu viel Couch, zu wenig Bewegung – der Rücken merkt’s zuerst. Christin Klose/dpa-tmn

Düsseldorf - Alles steif! Bei frostigen Temperaturen hat manch einer das Gefühl: Die Kälte kriecht mir in den Körper und sorgt für Verspannungen im Rücken. Ganz so einfach ist es aber nicht, wie der Orthopäde Lars Löhrer im Interview erklärt.

Frage: Stimmt's, dass Rückenbeschwerden in der kalten Zeit des Jahres häufiger vorkommen?

Lars Löhrer: Ja, wir sehen im Winter tatsächlich mehr Patientinnen und Patienten mit Rückenschmerzen. Das hat aber nicht primär mit der Kälte zu tun, sondern damit, dass sich viele dann weniger bewegen. Das Wetter ist ungemütlich, es wird früh dunkel: Das ist nicht so einladend für das Feierabend-Joggen. Dabei ist Bewegung die beste Therapie bei Rückenschmerzen - und auch die beste Prophylaxe.

Dazu kommt, dass viele im Winter etwas an Gewicht zunehmen - besonders rund um die Feiertage. Das kann das Auftreten von Rückenschmerzen ebenfalls begünstigen.

Ebenfalls ein Punkt: Dass im Winter die Sonne weniger scheint, hat einen deutlichen Einfluss auf das Hormonsystem. Weniger Sonnenlicht bedeutet eine schlechtere Stimmung, auch Depressionen sind häufiger. Auch das kann das Auftreten von Rückenschmerzen begünstigen - und auch die Schmerzempfindlichkeit erhöhen, man ist einfach sensibler. 

Die Kälte spielt aber dennoch eine Rolle, wenn auch eher untergeordnet: Die Muskulatur wird bei niedrigen Temperaturen steifer und kann sich verkrampfen. So wie man das von einem Sprung ins kalte Wasser kennt. Auch das kann zu Rückenschmerzen führen. 

Frage: Was können wir denn jetzt - in der kalten Zeit des Jahres - für unseren Rücken tun, wenn er zwickt?

Löhrer: Wenn man Rückenschmerzen im Winter hat, sollte man die nicht wegignorieren, sondern darauf reagieren: vor allem mit Bewegung - trotz des fiesen Wetters. 

Das können regelmäßige Spaziergänge sein, Yoga, Pilates oder auch Einheiten auf dem Heimtrainer oder im Fitnessstudio. Mein Rat wäre, mit anderen zusammen Sport zu machen. Hat man eine Verabredung, ist die Hürde hoch, wieder abzusagen.

Auch kleine Veränderungen im Alltag zählen - die Treppe statt des Aufzugs zu nehmen oder kürzere Strecken zu Fuß oder mit dem Rad zu bewältigen, anstatt ins Auto zu steigen.

Und auch Wärme tut gut, weil sie die Muskulatur entspannt und die Durchblutung fördert. Das kann das warme Bad sein, die Sauna oder auch die Wärmflasche oder das gute alte Kirschkernkissen. Stichwort Wärme: Wenn man draußen Sport treibt, etwa Laufen geht, dann sollte man sich warm genug einpacken - damit die Muskulatur gut durchblutet bleibt.

Frage: Ab welchem Punkt sollte ich meine Rückenschmerzen im Winter ärztlich abklären lassen? 

Löhrer: Wenn die Schmerzen übermäßig stark sind oder wenn sie nicht weggehen, also länger als vier bis sechs Wochen anhalten, dann sollte man auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen.

Das gilt auch dann, wenn die Schmerzen in die Beine oder Arme ausstrahlen - das ist immer ein Warnsignal. Ebenso wenn Gefühlsstörungen, Lähmungen oder Gangunsicherheiten dazukommen oder die Rückenschmerzen nach einem Sturz oder Unfall auftreten. 

ZUR PERSON: Lars Löhrer ist Chefarzt im Wirbelsäulenzentrum Rhein-Ruhr in der Schön Klinik Düsseldorf.