Notfalltelefon Hilfe bei Gewalt in der Pflege
Endstation Pflege: Senioren, die von ihren Pflegern misshandelt werden, können sich in Sachsen-Anhalt an diverse Meldestellen wenden.
Magdeburg l Ein Fall aus Halle hatte im März 2017 die Aufmerksamkeit der Medien deutschlandweit erregt. Ein gelähmter 79-jähriger Mann starb in einem Pflegeheim, weil seine Pflegerinnen zu heißes Wasser in die Badewanne ließen. In einer Befragung des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) gab fast jede dritte befragte Pflegekraft an, sich schon mindestens einmal unangemessen gegenüber einem Senior verhalten zu haben.
Damit sich Fälle wie in Halle nicht häufen, haben etliche Sozialeinrichtungen Notfalltelefone eingerichtet. Eine weitere Stelle, an die sich Senioren wenden können, wenn sie sich in der Pflege misshandelt fühlen, oder Probleme haben, ist die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Sachsen-Anhalt mit Sitz in Magdeburg. Die kostenlose telefonische Pflegeberatung hilft bei der Orientierung in der Pflege, bei rechtlichen Fragen und auch im Umgang mit Problemen.
Mehr als 500 Anrufe hat die AWO in den vergangenen sechs Jahren erhalten. Aber: „Im Rahmen der telefonischen Pflegeberatung gab es noch keinen Anruf aufgrund einer Misshandlung", sagt AWO-Pressesprecherin Cathleen Paech. Christa Heinrich gibt an, dass hauptsächlich Angehörige, Pflegedienste oder Einrichtungen anriefen, die sich für das Thema Gewalt in der Pflege interessierten.
„Das Thema wird viel offener diskutiert als früher", sagt Christa Heinrich von der Meldestelle „Hilfe bei Gewalt in der Pflege".
Cathleen Paech und Christa Heinrich fordern, dass die Pflegeberatung in Sachsen-Anhalt weiter ausgebaut wird. „Das Personal von Pflegeeinrichtungen und –diensten sollte Schulungsangebote zum professionellen Umgang mit Gewalt und Aggressionen nutzen", sagt Cathleen Paech. Zum Welttag gegen die Misshandlung älterer Menschen am 15. Juni ermutigt Christa Heinrich Senioren: „Wenn Sie Gewalt erfahren, schweigen Sie nicht!"