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Telefonforum Selbstständigkeit lohnt sich

Im Telefonforum beantworten Experten Fragen rund um das Thema Existenzgründung.

Von Uwe Seidenfaden 28.08.2019, 01:01

Magdeburg | Fragen zur beruflichen Selbständigkeit und Existenzgründung beantworteten am 27. August 2019 in einem Telefonforum Experten des Steuerberaterverbandes Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und der Investitionsbank Sachsen-Anhalt.

Ich möchte mich demnächst als Kosmetikerin selbständig machen. Wie oft im Jahr muss ich eine Umsatzsteuervoranmeldung abgeben?Selbständige müssen in den ersten beiden Jahren nach der Existenzgründung monatliche Umsatzsteuervoranmeldungen an das Finanzamt übermitteln. Ab dem dritten Jahr können Sie beim Finanzamt einen Antrag stellen, um sich von der monatlichen Umsatzsteuervoranmeldung befreien zu lassen. Bis zu 1000 Euro Umsatzsteuerzahllast würde dann eine Jahresumsatzsteuererklärung reichen. Bis zu 7500 Euro ist eine vierteljährliche und darüber hinaus eine monatliche Voranmeldung der Umsatzsteuer erforderlich.

Das Finanzamt will Angaben zu dem von mir erwarteten Umsatz und Gewinn haben. Als Existenzgründer kann ich es schlecht einschätzen. Was soll ich tun?
Zu empfehlen ist eine langfristige Planung über mehrere Perioden mit dem Ziel, langfristig Gewinn zu erzielen. Weiterhin zu berücksichtigen ist die Art der Gewinnermittlungsmethode. Eine einfache Einnahmen-Überschussrechnung (EÜR) ist nur zulässig, wenn Sie freiberuflich tätig sind oder ein Gewerbe betreiben, in dem Sie voraussichtlich einen Jahresumsatz von unter 600.000 EUR oder einen Gewinn von unter 60.000 EUR haben. Wir raten Ihnen, sich bei von einem Steuerberater über die Möglichkeiten der Gewinnermittlungsmethoden für Existenzgründer beraten zu lassen.

Meine Partnerin und ich planen eine Firmengründung. Im Vorfeld hatten wir einige Ausgaben wie Berater- und Reisekosten. Können wir diese Ausgaben bei der Abgabe der Steuererklärung geltend machen?
Ja. Vorweggenommene Betriebsausgaben sind steuerlich absetzbar. Dazu zählen beispielsweise Honorare für die Beratung durch einen Steuerberater oder Rechtsanwalt, die Kosten für die Teilnahme an Gründerseminaren bzw. Gründermessen sowie für Fachliteratur für Existenzgründer. Die Kosten können Sie in der Anlage S (selbständige Tätigkeit) oder der Anlage G (Gewerbebetrieb) zur Einkommensteuererklärung eintragen und an das für Sie zuständige Finanzamt übermitteln. Die Belege über vorweggenommene Betriebsausgaben müssen Sie für eventuelle Nachfragen des Finanzamtes aufbewahren.

Eine Geschäftsidee habe ich bereits entwickelt. Nun habe ich Mut gefasst und will diese vorantreiben und gründen. Welche Fördermöglichkeiten kommen jetzt konkret für mich infrage?
Sachsen-Anhalt bietet u. a. mit dem Programm „ego.-Start“ Existenzgründern und Unternehmensnachfolgern eine Starthilfe. Gefördert werden Coachingleistungen, die wirtschaftliche, finanzielle und organisatorische Fragen klären und die Finanzausstattung des Vorhabens optimieren. Bis zu 90 Prozent der förderfähigen Beraterkosten werden bezuschusst, maximal 5400 Euro.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um ein zinsgünstiges Darlehen von der Investitionsbank zu erhalten?
Ein Darlehen kann nur von einem Existenzgründer beantragt werden, der sich nicht in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befindet. Außerdem muss der Antragsteller einen qualifizierten Businessplan mit Rentabilitätsvorschau und Liquiditätsplan vorlegen und den Nachweis der kaufmännischen Qualifikation und der fachlichen Eignung erbringen. Das Vorhaben muss einen nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg erwarten lassen und auf den Haupterwerb ausgerichtet sein.

Ich habe eine Firma gegründet und möchte Produkte auch ins Ausland liefern. Worauf muss ich achten?
Hier sind Buch- und Belegnachweise dringend vorzuhalten. Fehlen diese, fallen unter Umständen nachträglich 19 Prozent Umsatzsteuer an, die aus der Marge bezahlt werden müssen. Wenden Sie sich deshalb unbedingt an Ihren Steuerberater.

Darf ich als Existenzgründer eines Unternehmens, das sich auf Möbelreparaturen spezialisiert hat, die volle Umsatzsteuer erst dann an das Finanzamt abführen, wenn mich auch meine Kunden bezahlt haben?
Üblicherweise muss die Umsatzsteuer dann an das Finanzamt abgeführt werden, wenn eine Leistung erbracht wurde. Das nennt man Soll-Versteuerung. Als Existenzgründer mit einem Umsatz unter 500.000 Euro können Sie aber einen Antrag auf Ist-Versteuerung stellen. In diesem Fall müssen Sie die Umsatzsteuer erst dann an das Finanzamt überweisen, wenn Ihr Kunde sie tatsächlich bezahlt hat.

Wird die Hausbank in die Finanzierung einbezogen?
Grundsätzlich beteiligt die Investitionsbank bei den Darlehensprogrammen die Hausbank. Die Investitionsbank kann nur bei Vorlage einer Stellungnahme der Hausbank eine Finanzierungslücke schließen oder die komplette Finanzierung übernehmen.

Kürzlich habe ich meine Meisterprüfung bestanden. Mir schwebt nun eine Selbständigkeit vor. Gibt es für mich auch Förderung?
Als Starthilfe zur Übernahme oder Gründung des eigenen Handwerksbetriebs gibt es daher die „Meistergründungsprämie“. Der einmalige Zuschuss in Höhe von 10.000 Euro kann für Investitionen sowie für Betriebsmittel eingesetzt werden. Dabei beträgt die notwendige Mindestinvestitionssumme 15.000 Euro. Wichtig: Anträge nimmt sowohl die IB als auch die zuständige Handwerkskammer (HWK) entgegen. Die HWK muss zuvor in einer Stellungnahme die fachliche und persönliche Eignung sowie die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Neugründung/ Übernahme bestätigen.

Bis zu welcher Umsatzhöhe kann ich von der Kleinunternehmerregelung profitieren und mich von der Zahlung der Umsatzsteuer befreien lassen?
Bei Umsätzen von unter 17.500 Euro im ersten Jahr der Existenzgründung wird bei Kleinunternehmern nach Paragraf 19 Umsatzsteuergesetz die Umsatzsteuer nicht erhoben. Sie dürfen dann aber auch in Ihren Rechnungen keine Umsatzsteuer ausweisen und bekommen keine Vorsteuer aus Eingangsrechnungen vom Finanzamt erstattet.

Müssen Freiberufler Gewerbesteuer zahlen?
Nein. Welche Steuer von Selbständigen zu zahlen ist, ist abhängig von der Rechtsform des Unternehmens. Wie der Name andeutet, zahlen Gewerbesteuer alle Gewerbetreibenden (z. B. Handel, Handwerk, Industrie oder Dienstleistungen). Dagegen sind Freiberufler, z. B. viele Künstler, Ärzte, Hebammen, Architekten, Steuerberater und Rechtsanwälte, von der Gewerbesteuer befreit.

In meinem neu gegründeten Unternehmen habe ich einige Mitarbeiter eingestellt, diese möchte ich nun über „Sachsen-Anhalt Weiterbildung Betrieb“ weiterqualifizieren lassen. Gibt es Einschränkungen für bestimmte Berufe oder Branchen?
Mit dem ESF-geförderten Programm „Sachsen-Anhalt Weiterbildung Betrieb“ werden arbeitsplatz- und tätigkeitsbezogene betriebliche Weiterbildungen sowie Maßnahmen der Personal- und Organisationsentwicklung mit bis zu 80 Prozent bezuschusst. Die Förderung ist unabhängig von Beruf und Branche. Ein Weiterbildungsanbieter kann deutschlandweit genutzt werden. Dabei hängt der konkrete Fördersatz von vielen Faktoren ab, z. B. von der Unternehmensgröße, dem Alter der Mitarbeiter und ob ein Tarifvertrag besteht. Wichtig: Als Unternehmer müssen Sie den Antrag für Ihre Mitarbeiter stellen. Der Antrag muss mindestens sechs Wochen vor Anmeldung beim Bildungsträger bei der IB eingereicht werden.

Können verschiedene Förderprogramme miteinander kombiniert werden?
Die Kombination von Fördermitteln aus unterschiedlichen Programmen ist möglich. Eine Doppelförderung ist aber ausgeschlossen.

Für wie lange kann die Investitionsbank Sachsen-Anhalt Existenzgründer mit dem IB-Gründungsdarlehen Sachsen-Anhalt IMPULS fördern?
Die Investitionsbank gewährt im Auftrag des Landes Sachsen-Anhalt Darlehen aus dem Mittelstands- und Gründer-Darlehensfonds unter Einbindung von Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Freiberufler sowie kleine und mittlere Unternehmen können nach Gründung bis zu fünf Jahre lang unterstützt werden. Es können Investitionen (z. B. Baumaßnahmen, Maschinen, Betriebs- und Geschäftsausstattung), Ausgaben für Betriebsmittel sowie die Auftragsvorfinanzierung gefördert werden. Durch die Bereitstellung von Darlehen soll erreicht werden, dass sich Unternehmensgründer und junge Unternehmen nachhaltig etablieren und neue Arbeitsplätze entstehen.