Krankheit Laser-Therapie bei Epilepsie
Epileptische Anfälle kommen oft unvorbereitet. Ein neues Behandlungsverfahren wird bald an der Uniklinik in Magdeburg praktiziert.
Magdeburg l Vom römischen Kaiser Julius Cäsar ist überliefert, dass er von Zeit zu Zeit an epileptischen „Krämpfen“ litt. Die Erkrankung ist auch heute noch in der Bevölkerung weit verbreitet. Schätzungsweise zehn Prozent der Bevölkerung hat eine erhöhte Anfallsbereitschaft, aber nur bei einem Teil entwickelt sich eine Epilepsie mit wiederkehrenden Anfällen.
„Die Symptome von epileptischen Anfällen können sehr unterschiedlich sein“, so Privatdozent Dr. Friedhelm Schmitt, Leiter der Epileptologie der Magdeburger Universitätsklinik für Neurologie. Plötzliche starke Zuckungen und Verkrampfungen des ganzen Körpers mit einer anschließenden tiefen Bewusstlosigkeit sind nur ein Beispiel. Andere Patienten haben zum Beispiel nur leichte Zuckungen eines Körperteils, unwillkürliche Lautäußerungen oder sogar nur unspezifische, sensorische Wahrnehmungen. Selten zeigen sich auch – vorwiegend nach einem Anfall – psychische Veränderungen. Nicht selten treten auch fast ausschließlich Störungen des Bewusstseins bis hin zum kompletten Black-out auf. Hervorgerufen werden epileptische Anfälle durch eine gestörte Hirnaktivität – eine Art Gewitter im Kopf.
Manchmal existiert ein Ursprungsort (Herd), von dem das „Neuro-Gewitter“ ausgeht. Dann sprechen Ärzte von einem fokalen Anfall. Oftmals ist jedoch kein Herd nachzuweisen. Epileptische Anfälle, die keinen Fokus haben, bei dem also sofort das gesamte Gehirn betroffen ist, werden auch „primär“ generalisierte Anfälle genannt. „Die Unterscheidung zwischen diesen beiden Epilepsiekrankheiten ist wichtig für die Therapieplanung“, so Dr. Schmitt. Während Patienten mit primär generalisierten Anfällen fast ausschließlich mit Medikamenten behandelt werden können, besteht für einen Teil der Patienten mit fokalen epileptischen Anfällen außerdem die Möglichkeit einer chirurgischen Behandlung.
Wird der Fokus komplett entfernt, sind die Patienten anfallsfrei und benötigen keine antiepileptischen Medikamente mehr. Der klassische epilepsiechirurgische Eingriff bedeutet, dass der Neurochirurg nach Eröffnung des Schädelknochens den Fokus entfernt. Obwohl der Eingriff inzwischen nicht mehr mit einem hohen Risiko verbunden ist, kann auf dem Weg zum Fokus auch gesundes Nervengewebe geschädigt werden, so dass die Patienten unter bleibenden Nebenwirkungen leiden können. Zudem ist es eher möglich, dass krankes Gewebe übersehen wird.
„Heute können die Eingriffe am Gehirn dank moderner bildgebender Diagnostik und stereotaktischer Operationsverfahren viel präziser und schonender durchgeführt werden“, so Prof. Dr. Jürgen Voges, Direktor der Uniklinik für Stereotaktische Neurochirurgie. Dabei wird der Epilepsie-Herd durch Überwärmung des kranken Nervengewebes auf über 40 Grad verödet. Das geschieht mit Strom oder neuerdings mit einem Laser.
In Kürze werden die Mediziner des Magdeburger Uniklinikums eine Operationstechnik einsetzen, die bislang nur in den USA verfügbar war. Dabei wird der Patient in einem Magnetresonanztomografen (MRT) behandelt. Während die Ärzte die kranken Zellen im Epilepsie-Herd inaktivieren bzw. veröden, misst eine Art Wärmebildkamera die Temperatur des Nervengewebes. Wird die Temperatur in einem Gebiet mit gesunden Nervenzellen so hoch, dass es gefährdet werden könnte, stellt sich der Laser automatisch ab. „Auf diese Weise können wir präzise bestimmte Epilepsie-Herde veröden, ohne dass in der Nähe liegende wichtige Hirnfunktionen geschädigt werden“, so Dr. Lars Büntjen, Oberarzt an der Uniklinik für Stereotaktische Neurochirurgie. Allerdings wird auch das neue Verfahren nicht für alle Epilepsiepatienten anwendbar sein“, so Dr. Schmitt.
„Die Auswahl unterliegt engen medizinischen Kriterien und erfordert eine sehr gute Diagnostik, wie wir sie hier in Magdeburg haben“, so der Epileptologe. Weitere Informationen wird er am kommenden Freitag (26. Oktober) auf einem Epilepsie-Selbsthilfeforum geben (siehe Informationskasten oben). Betroffene und Angehörige sind herzlich dazu eingeladen.