Pilzsuche Mit dem Spankorb in den Wald
Jürgen Karassek, Pilzberater aus Magdeburg, berät seit 13 Jahren Pilzsammler bei der Bestimmung ihrer Funde.
Magdeburg l Die wichtigstes Informationsquelle für Pilzberater Jürgen Karassek ist der Wetterbericht. Denn nur wenn es genug geregnet hat, lohnt es sich für ihn, in den Wald zu fahren. Neben Wärme brauchen Pilze für das Wachstum vor allem Feuchtigkeit, denn sie bestehen zu rund 90 Prozent aus Wasser. "Ein bis zwei Tage nach einem kräftigen Regen ist der richtige Zeitpunkt", erklärt der Sachverständige, der seine Prüfung beim Landesverband der Pilzsachverständigen abgelegt hat. Derzeit sei es noch zu trocken.
Immer wieder berät Karassek Pilzsammler, die sich nicht sicher sind, ob ihre Fundexemplare giftig oder genießbar sind und klärt grundlegende Fragen. Dazu gehören unter anderem:
1. Wo wachsen Pilze?
Um essbare und schmackhafte Pilze zu finden, bieten sich Wiesen und Wälder mit verschiedenen Baumarten an. Auf Wiesen sprießen zum Beispiel Parasolpilze, Riesenboviste oder Wiesen-Champignons. Um Pfifferlinge oder Steinpilze zu finden, muss man in den Wald gehen. Steinpilze wachsen gerne unter Eichen, Fichten und Buchen. Pfifferlinge mögen moosreiche Böden.
2. Wo darf ich sammeln und wie viel?
Gesammelt werden darf in öffentlichen Parks und nicht eingezäunten Wäldern. Sobald Sie größere Mengen sammeln wollen, zum Beispiel für die Gastronomie, brauchen Sie eine Ausnahmegenehmigung der oberen Naturschutzbehörde.
Es gibt aber auch Pilze, die nur in geringen Mengen oder gar nicht gesammelt werden, weil sie in ihrem Bestand bedroht und daher durch die Bundesartenschutzverordnung geschützt sind. Verboten ist es, Grünlinge, Kaiserlinge, Märzschnecklinge, Trüffel, Erlengrüblinge, Saftlinge, Blauende Königsröhrlinge, Echte Königsröhrlinge, Sommerröhrlinge, Bronzeröhrlinge, Anhängselröhrlinge und Schafporlinge zu sammeln.
Nur in geringen Mengen für den eigenen Bedarf dürfen Pfifferlinge, Morcheln, Birkenpilze, Rotkappen, Steinpilze, Brätlinge und das Schweinsohr gesammelt werden.
3. Wie ernte ich sie?
Abschneiden oder herausdrehen, da scheiden sich die Geister. Grundsätzlich sollte die schonendste Methode gewählt werden, damit das empfindliche Pilzgeflecht im Boden wenig verletzt wird. Dann wachsen schneller neue Pilze nach. Ich drehe sie am liebsten aus dem Boden, putze sie an Ort und Stelle und lasse die Reste liegen, damit Tiere sie fressen können oder Sporen wieder in den Boden gelangen.
4. Wie bewahre ich sie auf?
Beim Sammeln empfiehlt sich ein Spankorb, in dem die Pilze locker und luftig liegen. Plastikgefäße eignen sich nicht, weil die Pilze darin schwitzen und anfangen sich zu zersetzen. Zu Hause sollten die Pilze möglichst sofort verarbeitet werden. Kühl und luftig in flacher Schicht gelagert halten sie sich aber auch ein bis zwei Tage.
5. Wie finde ich den nächsten Pilzberater?
Beim Landesverband der Pilzsachverständigen Sachsen-Anhalt, den örtlichen Gesundheitsämtern der Landkreise oder beim Landesamt für Verbraucherschutz gibt es eine Liste mit den regionalen Beratern. Auf der Internetseite www.lvps.de gibt es eine Übersicht. Den Pilzberater sollten man anrufen und anschließend mit den Pilzen hinfahren, bei denen man sich nicht sicher ist. Die Pilzbestimmung ist übrigens kostenlos.