Pinball Wizard: Flippermeisterschaft im Ruhrgebiet
Mensch gegen Technik: Wer lässt die Kugel am längsten rollen und macht die meisten Punkte? Flipperliebhaber aus ganz Deutschland treffen sich am Wochenende in Gladbeck, um einen neuen Meister zu bestimmen. 140 Spielgeräte haben die Veranstalter organisiert.
Gladbeck (dpa) - Es macht tzonngg, eine kräftige Feder lässt die glattpolierte Stahlkugel die Rollbahn hinaufschnellen. Gleich darauf wildes Geblinke, es klimpert und klackert laut, der Punktestand ist flugs in den Tausenden: Willkommen an einem Flipperautomaten.
Vor allem Menschen, die ihre Jugend noch im 20. Jahrhundert erlebt haben, kennen die großen, bunt leuchtenden Kästen als ziemlich normale Spielautomaten aus Kneipen oder Kinocentern. Mittlerweile sind die thematisch gestalteten Ungetüme, die immer nur Geld nahmen, aber nie ausspuckten, selten geworden.
Grund genug für Liebhaber, Museen und Vereine zu gründen - und sich mit Gleichgesinnten zum Beispiel vor einem KISS-, AC/DC- oder Batman-Flipper zu treffen. Etwa bei den Deutschen Flippermeisterschaften an diesem Wochenende (27. bis 29. Mai) in Gladbeck im Ruhrgebiet. Ausrichter ist der 1. Verein Deutscher Flipperfreunde.
Heinz Berges aus Recklinghausen ist einer der Organisatoren. Mein Vater hatte mehrere Jahre eine Pommesbude. Da stand auch ein Flipper. Berges blieb dabei und ist bis heute fasziniert davon: Der Ansporn, sich regelmäßig zu verbessern, die Kugeln zu kontrollieren, die Technik, die Geselligkeit und die Herausforderung, die Geräte reparieren zu können, nennt der 47-Jährige ein paar Gründe für seine Begeisterung. Er selbst besitzt elf Geräte. Zehn im Keller, einer im Küchen-Essbereich. Vier bis fünf Stunden pro Woche widmet sich der gelernte Bergmechaniker den Geräten, je zur Hälfte Schrauberei und Spiel.
128 Spieler nehmen an den Meisterschaften teil. 64 sind schon qualifiziert durch ihre Position auf der Weltrangliste. Die anderen 64 werden erst in Gladbeck ausgespielt - Schauplatz ist eine über 100 Jahre alte ehemalige Maschinenhalle eines Bergwerks, die ein bisschen aussieht wie ein Schloss.
Rund 140 Geräte wollen die Veranstalter in die Halle schaffen. Jeder kann mitmachen. Die Teilnehmer kommen auch aus dem Ausland: Angemeldet sind jeweils sechs aus den Niederlanden und Großbritannien, vier aus Schweden und auch einige aus Polen, sagt Berges.
Am Sonntagnachmittag (29.5.) treten die bis dahin vier besten Spieler gegeneinander an und ermitteln den Deutschen Meister. Je nach Abschneiden gibt es Punkte für die Weltrangliste. Zur Weltmeisterschaft werden dann jedes Jahr die 64 Besten in der Welt eingeladen.
Wer flippert denn heutzutage überhaupt noch? Die meisten sind ab Mitte 30 aufwärts. Das sind die, die die Geräte noch in der freien Wildbahn kennengelernt haben und die es sich jetzt leisten können, ein eigenes Gerät zu kaufen, berichtet Berges. Die freie Wildbahn, das waren etwa Kneipen, Bowling- und Kinocenter, Spielhallen - und Pommesbuden. Dort setzten die Betreiber die Geräte mitunter zur Bindung junger Kunden ein: Wer es schaffte, eine bestimmte Punktzahl zu erreichen, bekam eine Portion Pommes gratis.
Die Jugend heute ist nur noch selten für das Flipperspiel zu begeistern. Ich vergleiche es mit dem Taubensport. Der habe auch ein Nachwuchsproblem. Wir verlieren die Jugend an die Handys und Konsolen, seufzt Berges.