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Magdeburger Ärztinnen im Volksstimme-Telefonforum zu Problemen der gestörten Nachtruhe Rituale erleichtern Kindern das Einschlafen

10.07.2013, 01:22

Schlafschwierigkeiten im Kindesalter sind häufig. Leserfragen zu dem Thema beantworteten gestern zwei Kinderärztinnen im Telefonforum. Uwe Seidenfaden notierte Fragen und Antworten.

Frage: Unser Sohn ist neun Jahre alt. Neuerdings ist er in der Nacht oft unruhig und liegt längere Zeit wach. Was kann die Ursache sein?

Antwort: Schulstress, Familienkonflikte und andere psychische Belastungen sind oftmals, jedoch nicht immer, ein Grund für kindliche Schlafstörungen. Der Kinderarzt kann durch ein Gespräch und durch körperliche Untersuchungen herausfinden, worin die Ursache für die Schlafstörung Ihres Sohnes besteht. Abzuklären sind dabei mögliche organische Gründe, wie beispielsweise Allergien, Störungen der Atemregulation bzw. des Verdauungssystems sowie neuro-muskuläre Erkrankungen.

Frage: Unsere kleine Enkelin (sechs Jahre) hat mehrmals in der Nacht Nasenbluten. Kann das an einem zu hohen Bluthochdruck liegen? Was können wir dagegen tun?

Antwort: Zunächst sollte der Kinderarzt oder der HNO-Arzt eine mögliche organische Ursache abklären. Das kann beispielsweise eine behinderte Nasenatmung sein, die mit Kochsalztropfen leicht zu lindern ist, oder auch eine Blutgerinnungsstörung, die die Einnahme von Medikamenten notwendig macht. Eine Bluthochdruckerkrankung im Kindesalter ist recht selten.

Frage: Mein zehneinhalbmonatiger Sohn schläft in unserem Ehebett gut ein. Aber sobald ich ihn allein in sein eigenes Bett lege, beginnt er zu schreien und zu strampeln. Was können wir tun?

Antwort: Für Babys und Kleinkinder ist ein eigenes Bett der beste Schlafplatz. Im Bett der Eltern kann es dem Kleinen dagegen schnell zu warm werden. Sie könnten versuchen, ein Kuscheltier ins Bett zu legen, damit das Kind weiterhin ein Kontaktgefühl hat.

Frage: Wie kann man Kinder an regelmäßige Schlafenszeiten gewöhnen?

Antwort: Hilfreich sind kleine Rituale und Regeln. Beispielsweise kann das Schlafengehen als kleine Zeremonie gestaltet werden, die immer in gleicher Reihenfolge abläuft: Abendessen, den Sandmann sehen, Waschen, Zähneputzen und eine Nachtgeschichte, ein Schlaflied bzw. der Gutenachtkuss. Fühlt sich ein Kind im Bett geborgen, wird es leicht einschlafen können. Niemals sollte das Zubettgehen als Erziehungsmaßnahme für falsches Benehmen eingesetzt werden. Werden Kinder zur Strafe ins Bett geschickt, führt das nicht zum natürlichen Schlafverhalten.

Frage: Wie viel Schlaf benötigt ein siebenjähriges Kind?

Antwort: Kinder benötigen prinzipiell mehr Schlaf als Erwachsene. Wann das Kind ins Bett zu gehen hat, sollten die Eltern bestimmen. Die richtige Schlaflänge orientiert sich letztendlich daran, dass das Kind am nächsten Tag ausgeschlafen ist. Um für ausreichend Schlaf zu sorgen, sollten Kinder vor der Bettruhe keine aufregenden Videospiele spielen oder Fernsehfilme schauen. Sie sollten auch keine schwerverdaulichenAbendmahlzeiten bekommen. Hilfreich sind Schlafrituale bzw. ein beruhigendes Gespräch über die Tageserlebnisse.

Frage: Mein Kind (17 Monate) wacht in der Nacht oft auf. Erst wenn ich ihr Milch gebe, schläft sie wieder ein. Meine Mutter meint, ich sollte nicht gleich bei jedem nächtlichen "Pieps" gleich aus dem Bett stürzen. Babys müssen auch lernen, von allein wieder einzuschlafen.

Antwort: Kleine Kinder wachen in der Nacht mehrmals auf. Sie müssen erst noch lernen, auf Nahrung in der Nacht zu verzichten. Wichtig ist ein daher strukturierter Tagesablauf. Wird das Baby sofort aus dem Bett genommen, wenn es zu weinen beginnt, hat es nie die Chance, das normale Einschlafen zu lernen. Stattdessen wird das Kind sich daran gewöhnen, auch mitten in der Nacht getröstet zu werden.

Frage: Ich habe einen sehr aktiven Sohn. Er hat Neurodermitis und in der Nacht oft Schlafprobleme. Was können wir tun?

Antwort: Der Juckreiz bei einer Neurodermitis beeinträchtigt natürlich das Schlafverhalten. Wichtig ist deshalb eine optimale Therapie, zu der neben Medikamenten auch unterstützende Maßnahmen gehören. Für Kleinkinder mit Neurodermitis gibt es zum Beispiel spezielle Nachtwäsche. Hilfreich sind auch sogenannte Neurodermitis-Schulungen, in denen Sie und das Kind den optimalen Umgang mit der Krankheit erlernen. Wir raten Ihnen, mit Ihrer Kinderärztin gegebenenfalls über einen Kurantrag zu sprechen.

Frage: Mein Mann und ich leben seit einem Jahr getrennt. Unser Sohn (fünf Jahre) kann den Papa regelmäßig besuchen. Wenn er danach wieder bei mir ist, habe ich Probleme, ihn rechtzeitig ins Bett zu bekommen. Was sollte ich tun?

Antwort: Kinder machen tagsüber viele neue Erfahrungen, die sie verarbeiten müssen. Vielleicht hilft ein Gespräch mit Ihrem Kind über seine Erlebnisse. Dabei sollten Sie es vermeiden, den Eindruck zu erwecken, dass Sie den Jungen ausfragen. Gut wäre es auch, wenn Sie mit dem Vater Ihres Sohnes über Ihre Besorgnis offen und ohne gegenseitige Vorwürfe sprechen können.

Frage: Ich habe den Eindruck, meine jungen Nachbarn sind mit der Erziehung ihres Babys total überfördert. Ich höre das Kind oft in der Nacht schreien. Die Eltern streiten nicht selten laut miteinander. Ich mache mir Sorgen, dass dem Kind etwas geschehen könnte.

Antwort: Wenn Babys ständig schreien und selten ein- oder durchschlafen können, dann bringt das manche Eltern an den Rand der Verzweiflung. Manchmal kommen noch zusätzliche Probleme bei den Eltern dazu und die Situation eskaliert. Sie sollten versuchen, mit Ihren Nachbarn zu sprechen, ohne diese zu ermahnen oder zu bevormunden. Überforderte Eltern sogenannter Schreibabys sollten sich nicht scheuen, die Hilfe von Kinderärzten sowie von Kinderpsychologen und -Psychiatern in Anspruch zu nehmen. Wenn die Eltern uneinsichtig sind und die Probleme fortbestehen, sollten Sie das Jugendamt informieren.