Festtage Strategien gegen Weihnachtszoff
Weihnachten gibt es Streit, die Geschenke passen nicht, und die Rumfahrerei löst bei allen Stress aus. Dann müssen Strategien her.
Hamburg (dpa) l Weihnachten sollte nach gängigen Vorstellungen schön und friedlich sein. Doch in einigen Familien hängt an den Feiertagen der Haussegen so schief wie sonst nie. Was man tun kann, damit die Feiertage möglichst entspannt verlaufen, zeigt folgender Überblick:
Wenn Weihnachten stressig und andere Tage eher friedlich verlaufen, liegt dies häufig an den eigenen Erwartungen. „Alle verstehen sich wunderbar, das Essen ist so lecker wie noch nie, die anderen freuen sich wahnsinnig über die Geschenke“, zählt die Psychologin Julia Scharnhorst auf. Die Enttäuschung ist bei solch überzogenen Vorstellungen natürlich programmiert. Das Tückische: Oft sind einem diese Erwartungen gar nicht bewusst. Was oft erschwerend hinzukommt: Das Fest der Liebe ist ein guter Nährboden für alte Konflikte. „Geschwisterrivalitäten können wieder aufbrechen“, sagt Johanna Thünker, Psychologin in Bottrop.
Auch wenn es während des Jahres immer wieder Probleme mit Verwandten gibt, wird es schwierig, an Weihnachten eine gute Miene aufzusetzen.
Um an den Feiertagen zu entspannen, kann eine Arbeitsteilung sinnvoll sein – und der Vorsatz, über Pannen und Planänderungen hinwegzusehen. „Der eine kocht den Hauptgang, der zweite bereitet den Nachtisch zu und die anderen schmücken den Baum“, rät Scharnhorst. Das schafft auch gleich ein gemeinsames Erlebnis.
Es ist sinnvoll, sich möglichst frühzeitig Gedanken zu machen, mit wem wann gefeiert werden soll. Denn wer mit Ritualen brechen will, kann durchaus auf Widerstand treffen. „Das kommt bei vielen gar nicht gut an. Schließlich sind Rituale ein Zeichen für Bindung und Zusammengehörigkeit“, sagt Ralph Schliewenz. Er ist Psychologe in Soest.
Er empfiehlt, offen und ehrlich über die eigenen Bedürfnisse zu sprechen. Man kann um Verständnis werben, aber gleichzeitig signalisieren, dass man die Wünsche der anderen versteht. „Man könnte auch die Tradition einführen, dass man jedes Jahr etwas anderes macht“, schlägt Scharnhorst vor. „Zum Beispiel jemanden von außerhalb der Familie einladen oder etwas anderes kochen.“ Auf diese Weise können die Beteiligten gut testen, wie Weihnachten für sie selbst am schönsten ist.
Der Idealzustand wäre: sich nicht erst kurz vor dem Fest Gedanken dazu zu machen, sondern so früh wie möglich. Wer keine Ahnung hat, worüber sich der andere freut, kann ihn oder auch dessen Umfeld befragen. Eine gute Idee kann es sein, selbst etwas zu machen – Anregungen gibt es zuhauf im Internet. „Etwas Selbstgemachtes kommt eigentlich immer gut an. Der Beschenkte erkennt, dass sich der andere Mühe gegeben hat“, sagt Schliewenz. Eine weitere Idee ist es, eine gemeinsame Unternehmung zu verschenken.
Wer ungern Geschenke kauft, dem hilft vielleicht folgender Gedanke: „Man sollte sich bewusst machen, dass man sich damit auch selbst eine Freude macht. Denn im Gehirn werden die gleichen Areale wie bei dem Beschenkten angesprochen. Wenn man also nichts verschenkt, bringt man sich auch selbst um eine Freude.“
In manchen Familien ist der Ablauf jedes Jahr der gleiche, zum Beispiel: Heiligabend mit der Kernfamilie unter dem Weihnachtsbaum, am Ersten Feiertag zur Familie der Frau, am Zweiten zu den anderen Schwiegereltern. Wenn das allen Beteiligten so gefällt, muss keiner daran rütteln. Anderenfalls sollte man sich zusammensetzen und versuchen, einen Kompromiss zu finden. Dieser kann so aussehen, dass man sich jedes Jahr mit dem Ort der Feierlichkeit abwechselt.
Wer etwa in einer Patchwork-Familie lebt, kann an Weihnachten gar nicht alle Familien besuchen. Hier helfen pragmatische und unkonventionelle Lösungen – so können sich zum Beispiel alle schon an Nikolaus zu einem gemütlichen Essen treffen.
Abwechslung entzerrt die Situation. Das können Gesellschaftsspiele oder gemeinsame Spaziergänge sein. Ansonsten sind manchmal im Vorfeld deeskalierende Gespräche hilfreich: „Man spricht schon vorab mit einem oder beiden Streithähnen. Dabei kann man den Wunsch äußern, das Kriegsbeil in der Tasche zu lassen“, rät Thünker. Bleibt dies ohne Erfolg, hilft nur die Devise: Augen zu und durch.
Was außerdem hilft: sich bewusst machen, dass es nur einige Stunden sind und Weihnachten nur einmal im Jahr stattfindet. Auch Humor kann helfen – und sei es Galgenhumor.