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Studie: Ötzis mütterlicher Familienzweig wahrscheinlich ausgestorben

Vor fast einem Vierteljahrhundert wurde Gletschermann Ötzi im Eis gefunden. Seither eröffnet die Mumie Forschern immer neue Geheimnisse aus der Jungsteinzeit. Nun haben sich Wissenschaftler mit seiner genetischen Geschichte beschäftigt.

14.01.2016, 19:23

Bozen (dpa) - Der mütterliche Familienzweig von Gletschermann Ötzi ist höchstwahrscheinlich ausgestorben. Dies fanden Wissenschaftler der Europäischen Akademie Bozen (Eurac) heraus, nachdem sie das Erbgut von Ötzi mit dem von mehr als 1000 Menschen verglichen hatten.

Auch der Abstammungslinie der Mutter kamen die Forscher auf die Spur: Sie habe einer kleinen, lokalen Alpenbevölkerung angehört, berichtet das Team im Journal Scientific Reports. Die etwa 5300 Jahre alte Gletschermumie wurde 1991 in den Ötztaler Alpen im Grenzgebiet von Italien und Österreich gefunden.

Die Forscher hatten das Erbgut aus den Mitochondrien, den Energiekraftwerken der Zelle, untersucht. Die mitochondriale DNA erzählt uns, gemeinsam mit dem Y-Chromosom, die genetische Geschichte des Menschen, sagte die Hauptautorin der Studie, die Biologin Valentina Coia. Diese mitochondriale DNA verändere sich nur sehr langsam und werde nur von Müttern weitergegeben.

Die analysierten Daten stammten zum Großteil aus älteren Studien, wurden aber durch 42 neue Proben aus dem Alpenraum ergänzt. Ergebnis: Der mütterliche Familienzweig von Ötzi ist aller Wahrscheinlichkeit nach ausgestorben. Eine Studie von 2008 war auch zu diesem Schluss gekommen, hatte aber nur 85 Proben analysiert, die von Menschen außerhalb des Alpenraums stammten. Einen Grund für das Aussterben zeigte ein Vergleich des Erbguts von Ötzi mit dem anderer Funde aus der Jungsteinzeit. Demnach kam die mütterliche Linie zu der Zeit wahrscheinlich nur im Alpenraum vor.

Die genetische Linie von Ötzis Vater hingegen war in der Jungsteinzeit in ganz Europa verbreitet und findet sich dort auch heute noch. Bereits 2013 waren bei einer Studie des Instituts für Gerichtliche Medizin der Universität Innsbruck 19 lebende männliche Verwandte von Ötzi in Tirol aufgespürt worden. Damals wurden DNA-Analysen von rund 3700 Männern erstellt, die in Tirol ihr Blut spendeten.

Ötzi lagert im Archäologischen Museum im italienischen Bozen. Seit 25 Jahren wird er von Dutzenden Wissenschaftlern auf seine Abstammung, seine Krankheiten und seine Lebensumstände untersucht. So ist unter anderem bekannt, dass Ötzi getötet wurde: Er hatte gebrochene Rippen und eine Pfeilspitze in der Schulter. Zudem soll er kurz vor seinem Tod Ziegenbock-Fleisch gegessen haben. Zuletzt war unter anderem entdeckt worden, dass der weltberühmte Mann aus dem Eis mit dem Magenkeim Helicobacter pylori infiziert war.