Russland Wilderei und Klimawandel: Rückgang von Rentier-Beständen
Naturschützer berichten von toten Tieren, die in Russlands hohem Norden von Wilderern getötet worden sein müssen. Aber auch der Klimawandel macht den Tieren zu schaffen.
Moskau (dpa) - Wilderei und Erderwärmung führen nach Erhebungen von Tierschützern zu einem dramatischen Schwund der Rentiere in Russlands hohem Norden.
Die Zahl der Wildtiere sei in den vergangenen Jahren massiv zurückgegangen, sagte Rentier-Experte Sergej Uwarow von der Organisation WWF der Deutschen Presse-Agentur. In den Gebieten seien immer häufiger Überreste von toten Rentieren entdeckt worden. "Die Tiere sind eindeutig nicht auf natürlichem Weg gestorben", sagte Uwarow.
Nach Schätzungen lebten in den vergangenen Jahren mehr als 500.000 Rentiere in der Region. Gemeinsam mit Experten der Russischen Akademie der Wissenschaften will Uwarow nun die genaue Zahl und die Lebensbedingungen der Rentiere im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen im Norden Sibiriens untersuchen.
Die Jagd und die Haltung von Rentieren hat in Sibirien eine lange Tradition. Die Wilderer haben es besonders auf die Geweihe der Tiere abgesehen. Das Absägen der Geweihe bei noch lebenden Tieren steht in Russland unter Strafe. Wilderern drohen mehrere Jahre Haft. Im Februar hatten die Behörden in der russischen Teilrepublik Jakutien mehrere Tonnen Rentierfleisch und Geweihe in einem Lastwagen sichergestellt.
Auch Klimaveränderungen sollen ersten Erkenntnissen zufolge den Rentieren zusetzen, sagte Uwarow. Im Frühling gab es ungewöhnlich hohe Temperaturen, die die Schneemassen zu einer dichten Kruste zusammendrückten. "Das ist ein großes Hindernis für die Tiere: Sie kommen dann nicht an das Futter unter dem Schnee", so der Experte. Das reduzierte wiederum ihre Fettschicht, die sie zum Überleben brauchen.