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Stadtentwicklung Millionenprojekt in Blankenburg auf Eis gelegt

Tiefschlag für Blankenburg: Ein ehrgeiziges Wohnungsbauprojekt ist vorerst auf Eis gelegt worden. Ein Partner hat kalte Füße bekommen.

Von Jens Müller Aktualisiert: 24.01.2023, 08:47
Die Freifläche im Adolf-Ledebur-Ring in der Blankenburger Oesig kurz nach dem Abriss der alten Blöcke im Sommer 2020. Dort war der Neubau von 38 modernen Wohnungen samt Arztpraxis und Sozialstationen geplant.
Die Freifläche im Adolf-Ledebur-Ring in der Blankenburger Oesig kurz nach dem Abriss der alten Blöcke im Sommer 2020. Dort war der Neubau von 38 modernen Wohnungen samt Arztpraxis und Sozialstationen geplant. Archivfoto: Frank Graubaum

Blankenburg - Es hatte sich angedeutet, nun ist es Gewissheit: Ein lange geplantes Bauvorhaben in Blankenburg steht vor dem Aus. Daran sind aber nicht nur die gestiegenen Preise schuld.

Auf der durch den Abriss mehrerer Wohnblöcke am Adolf-Ledebur-Ring in Blankenburg geschaffenen Freifläche werden so schnell keine neuen Wohnungen entstehen. Die Blankenburger Wohnungsgesellschaft (BWG) hat ihr ehrgeiziges Projekt auf Eis legen müssen, wie BWG-Geschäftsführer Thomas Kempf gegenüber der Volksstimme bestätigt. Damit ist der Neubau von 38 neuen Wohnungen, einer modernen Arztpraxis und einer Sozialstation in der Oesig vorerst vom Tisch.

Preise für Energie und Bauen explodiert

Dabei, so Thomas Kempf, hatte das kommunale Unternehmen lange Zeit an seinen Plänen festgehalten − allen Widrigkeiten zum Trotz. Dazu zählte vor allem die Ankündigung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis90/Die Grünen) im Januar vergangenen Jahres, die Förderprogramme für energieeffizientes Bauen und Sanieren der Förderbank KfW zu stoppen. „Wir haben danach lange überlegt, wie wir mit dem Projekt umgehen und mit dem Ingenieur-Büro nach Optimierungsmöglichkeiten gesucht“, erläutert Thomas Kempf, der sich wenig später zu allem Überfluss mit explodierenden Energiepreisen und extrem gestiegenen Baupreisen aufgrund des Krieges in der Ukraine konfrontiert sah.

An Neubau-Plänen lange festgehalten

In Abstimmung mit dem Aufsichtsrat sei aber an den Plänen festgehalten worden. Vorgesehen waren moderne Zwei- bis Vier-Raum-Wohnungen zwischen 60 und 120 Quadratmetern. Integriert in den neuen Wohnkomplex samt Aufzug, Ladesäulen für Elektroautos und über Solarstrom betriebene Wärmepumpen sollten eine Arztpraxis sowie auf rund 420 Quadratmetern eine Tagespflege entstehen.

Projekt für BWG wirtschaftlich darstellbar

„Mit einem solchen Projekt wollten wir in Blankenburg hochwertigen Wohnraum anbieten“, so Kempf, der dabei die sich inzwischen anbahnenden Ansiedlungen von Intel in Magdeburg und Daimler Truck in Halberstadt im Blick hatte. „Aus unserer Sicht wäre das Projekt wirtschaftlich darstellbar gewesen“, erklärt der BWG-Chef. Deshalb sollte es letztlich in zwei Bauabschnitten realisiert werden − mit einer Gesamt-Investitionssumme von rund 9,2 Millionen Euro. Um zu schauen, wie hoch die Baukosten tatsächlich sind, seien bereits Ausschreibungen gestartet worden. „Im Spätherbst lagen die Kosten vor“, erklärt Kempf, der darüber auch die finanzierende Bank informierte und eine Nachfinanzierung beantragte.

BWG-Chef Thomas Kempf mit den ursprünglichen Neubauplänen für die Oesig. Die sind nun erst mal auf Eis gelegt.
BWG-Chef Thomas Kempf mit den ursprünglichen Neubauplänen für die Oesig. Die sind nun erst mal auf Eis gelegt.
Archivfoto: Jens Müller

Dass es nunmehr zu solch einer „unschönen Situation“ gekommen ist, wie der BWG-Chef das aktuelle Aus beschreibt, ist letztlich dem Scheitern der Gesamtfinanzierung zuzuschreiben. Die höheren Baukosten, die höhere Finanzierungssumme und die fehlenden Fördermittel hätten nicht nur dazu geführt, dass das finanzierende Kreditinstitut den Kreditnachschlag abgelehnt, sondern außerdem die bereits unterschriebene Finanzierungsvereinbarung komplett zurückgezogen habe.

Projekt noch nicht ganz vom Tisch

„Wir stehen also ohne geschlossene Finanzierung da“, so Thomas Kempf. Er gehe auch nicht davon aus, dass sich auf absehbare Zeit die Kosten für ein solches Projekt senken lassen − selbst, wenn sich die Preise am Bau wieder auf eine Normalmaß einpendeln sollten. Vielmehr führten höhere Neubaustandards dazu, dass mehr Geld für Heizungs- und Lüftungstechnik sowie Dämmstoffe aufgewendet werden müsse.

Ad acta gelegt sei das Bauvorhaben in der Oesig trotz der insgesamt negativen Entwicklungen aber noch nicht ganz: „Wir werden schauen, ob wir unter Einbeziehung anderer Partner dieses Projekt mittelfristig realisieren können“, so Thomas Kempf.