Thomas Jaeger und Marko Webel auf der Jagd nach Verkehrssündern und dreisten Dieben 2 bis 3 Uhr: Ein Katz-und-Maus-Spiel
24 Stunden unterwegs im Jerichower Land - 24 spannende Geschichten.Über
93 000 Menschen leben und arbeiten hier. Wir haben einige von ihnen
begleitet - im Streifenwagen, auf dem Bauernhof, in der JVA oder im
Fitnessstudio. Von 2 bis 3 Uhr: Auf Verbrecherjagd mit der Polizei.
Burg l Weniger als 50 Stundenkilometer fährt der Seat Leon mit einem Hannoveraner Kennzeichen kurz vor Möser. Die Polizisten Thomas Jaeger (46) und Marko Webel (37) gucken sich verwundert an. Als das Auto auf Schlangenlinien in die Ortschaft rollt, schaltet Jaeger das Blaulicht an. An der Tankstelle wird der Wagen gestoppt. Beide Polizisten steigen aus. Während Jaeger am Polizei-Funkwagen stehenbleibt und absichert, geht Webel zur Fahrertür. "Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte. Haben Sie was getrunken?", fragt er den Fahrer. Ein bisschen geschockt, aber nüchtern und freundlich steigt der Fahrer aus seinem Auto. "Mein Auto spinnt rum. Ich wollte gerade den ADAC anrufen", begründet er sein langsames Fahren. Freiwillig "pustet" er auch - 0,0 Promille. "Sehr gut", sagt Jaeger und wünscht dem jungen Mann eine gute Weiterfahrt.
Seit 22 Uhr sind die beiden Polizisten in der Nacht- schicht aktiv. Über ihren Schichtleiter Jörg Hartung werden sie über mögliche Einsatzorte informiert. In einer Mappe hat er die verschiedenen Veranstaltungen des Wochenendes zusammen gebündelt - Interkulturelle Woche in der Stadthalle, ALSO-Cup in der Sporthalle und Disco im Big Ben. "So sind wir einfach auf das vorbereitet, was uns erwarten könnte", sagt Hartung.
Doch die Nacht verläuft ruhig. "Im ländlichen Raum ist auch am Wochenende relativ wenig los, so dass man die Anzahl der Einsätze gar nicht an einen Wochentag festmachen kann", sagt Webel. So fahren die beiden über Nebenstraßen von Burg nach Detershagen über Schermen und Möser nach Lostau. "In letzter Zeit werden hier häufiger hochwertige Autos geklaut. Wir zeigen einfach mal Präsenz", sagt Jaeger und fügt an: "Es bleibt aber ein Katz-und-Maus-Spiel. Man muss einfach Glück haben, diese Profis auf frischer Tat zu erwischen."
An Nachtschichten haben sich die beiden Polizisten bereits gewöhnt. Jaeger ist seit 1986 mit dabei, Webel auch schon seit 13 Jahren. Seit Anfang August ist er allerdings erst im Polizeirevier Jerichower Land tätig, vorher war er in Magdeburg. Der 37-Jährige studierte zunächst Physik und Mechatronik. "Das war aber alles sehr trocken, dann hat mir ein Freund von der Bundespolizei erzählt und mittlerweile kann ich mir nichts besseres vorstellen", erzählt Webel. Thomas Jaeger wollte über die Polizei eigentlich nur den Armeedienst überbrücken. "Darum habe ich dann auf drei Jahre verlängert." Aus den drei sind mittlerweile 27 Dienstjahre geworden.
Es ist 2.50 Uhr: Thomas Jaeger stellt den Funkwagen auf dem ATU-Parkplatz in Burg ab. "Jetzt schauen wir mal an und in die Autos", sagt er. Gleich der erste, ein getunter Opel Astra, fährt zügig und mit defektem Rücklicht an ihnen vorbei. Jetzt geht es schnell: Motor an, Gaspedal durchgedrückt - Mit 130 km/h verfolgen die Polizisten den Opel Astra. Zehn Meter hinter ihm schalten sie wieder das Blaulicht ein und stoppen ihn. Der Fahrer weiß sofort, was los ist. "War das jetzt wegen dem Rücklicht?" Die Polizisten schreiben einen Mängelschein, den der junge Mann bei einer Werkstatt vorzeigen muss, um den Schaden dann zu beheben. "Sowas muss man mal erlebt haben", entgegnet der Fahrer ganz freundlich mit einem Lächeln im Gesicht.
Eine Stunde - zwei Einsätze. Jetzt müssen jene Verkehrsdelikte schriftlich festgehalten werden. Dazu geht es für die Beamten zurück ins Revier in der Burger Bahnhofstraße. Schichtleiter Jörg Hartung fragt nach dem Verlauf der Streifenfahrt. "Kleinigkeiten, aber sonst ist alles ruhig geblieben", sagt Webel. Dann setzen sich beide an einen Computer. Für die Polizisten und ihre Kollegen ist die Nacht noch nicht vorbei. Bis 6 Uhr geht der Dienst. Aber selbst danach bleibt der Polizist noch Polizist. Jaeger: "Selbst wenn ich mit meiner Frau unterwegs bin, schaue ich in andere Autos, und schüttele mit dem Kopf, wenn jemand nicht angeschnallt ist."
Und am Freitag lesen sie hier, wie sich ein Jerichower Bäcker zwischen 3 und 4 Uhr auf den täglichen Arbeitsalltag vorbereitet.