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Afghanistan-Einsatz „Nicht ruhig und nicht stabil“

120 Burger Soldaten sind noch im Afghanistan-Einsatz. Die Lage bezeichnet Oberstleutnant Karl-Wilhelm Wenz als nicht stabil und nicht ruhig.

Von Tobias Dachenhausen 24.10.2015, 11:00

Volksstimme: Herr Wenz, wie sehr hat sich die Lage in Mazar-e Sharif nach den Gefechten in Kunduz verändert, trotz der großen Entfernung?

Karl-Wilhelm Wenz: Natürlich haben wir die Lage verfolgt. Als verantwortliche Nation im Rahmen der Resolute Support Mission sind wir für die Versorgung all dieser Kräfte im Raum verantwortlich. Die Lage ist unverändert klassifiziert als nicht ruhig und nicht stabil. Es werden von uns alle erforderlichen Maßnahmen getroffen, um die Gefährdung für uns so gering wie möglich zu halten. Unmittelbar von den Gefechten haben wir aber nichts mitbekommen.

Nach den dortigen Kämpfen plant die Bundesregierung den Einsatz in Afghanistan zu verlängern, andere Politiker sind dagegen. Was meinen Sie?

Wie lange und in welcher Form die Bundeswehr noch in Afghanistan verbleiben soll, ist eine sehr komplexe Fragestellung und beinhaltet nicht nur militärische Überlegungen. Unsere Politiker werden auf Grundlage der Informationen, die sie bekommen, eine zweckmäßige Antwort finden.

Wo gibt es noch Handlungsbedarf?

Wenn ich Afghanistan mit Deutschland und seinem hochentwickelten Staatsapparat inklusive seiner Sicherheitskräfte vergleiche, gibt es noch viel zu erledigen. Das ist, denke ich, aber der falsche Ansatz. Welches Niveau des Verwaltungsapparates und der Sicherheitskräfte für einen Abzug hinreichende Voraussetzung ist, obliegt einer politischen Entscheidung. Dennoch ist bereits jetzt viel erreicht worden.

Seit knapp vier Monaten sind Sie im Einsatz, wie fällt das bisherige Fazit aus?

Der Multinationale Unterstützungsverband besteht aus Soldaten aus 15 Nationen und verfügt über alle Fähigkeiten, die man benötigt, um unsere Berater bei den afghanischen Sicherheitskräften zu unterstützen. Auch wenn es durch die Sprachbarrieren hin und wieder zu Herausforderungen in der Verständigung kommt, so hat die Zusammenarbeit sehr gut geklappt.

Welche Aufgaben mussten Sie bewältigen?

Das reicht vom Personenschutz über den Transport, der Versorgung und Betreuung, der Unterbringung, der IT-Ausstattung bis hin zu Bergekräften, dem militärischen Abschleppdienst, der tätig wird, falls ein Fahrzeug mal eine Panne hat. Wir stellen das Rundum-Sorglos-Paket für alle Soldaten im Camp sicher. Weitestgehend erreichen konnten wir das Ziel, eine mögliche Rückverlegung des Verbandes so vorzubereiten, dass wir für jede politische Entscheidung über die Dauer des gegenwärtigen Mandats, bestmöglich gerüstet sind.

Wie viele Soldaten stehen Ihnen dafür zur Verfügung?

Die Multinational Support Task Force besteht, inklusive der afghanischen Kräfte, die uns bei der Sicherung unterstützen, aus ca. 1100 Männern und Frauen. Wenn der Kontingentwechsel wie geplant verläuft, werden Ende November die letzten Burger Soldaten meines Kontingents wieder zu Hause sein.

Gab es Verletzte?

Einsatzspezifische Verletzte hatte ich glücklicherweise keine, leider verstarb jedoch ein Kamerad aus dem IT-Bereich eines natürlichen Todes. Da man hier im Einsatz deutlich enger zusammenlebt als in Deutschland, trifft dies nicht nur viele Kameraden sondern auch mich sehr viel stärker.

Geht es auch 2016 für die Burger Soldaten ins Ausland?

Ja, sie werden weltweit eingesetzt. Neben Einzelpersonal halten wir unter anderem Kräfte für mögliche Rückverlegungen bereit. Ziel ist jedoch, möglichst auf die Soldaten zurückzugreifen, die dieses Jahr nicht im Einsatz waren.