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Schulprojekt In Brüssel eigene Interessen vertreten

Selbstbewusste Schüler, die mit europäischen Gleichaltrigen auf Augenhöhe diskutieren: Das erlebten Gommeraner Schüler in Brüssel.

Von Manuela Langner 29.10.2015, 18:00

In Brüssel eigene Interessen vertreten

Gommern l Was habt ihr denn da gemacht? Spaß gehabt, oder? Mit diesen Fragen ihrer Mitschüler waren Lia, Christin, Tim, Melissa, Marlene und Josefine am Montag nach ihrer Brüssel-Fahrt zurück an der Europaschule Gymnasium Gommern (EGG) begrüßt worden. Die Liste der Elftklässler, was sie in der Woche erreichen konnten, ging weit über „Spaß haben“ hinaus. Die Europaschule und das Land Sachsen-Anhalt präsentiert, unsere Interessen vertreten, gelernt zu argumentieren und in Gesprächen mit Politikern deren Gedankengänge besser nachvollziehen zu können, nebenbei die Stadt erkundet und neue Leute kennengelernt. „Das fördert auch die soziale Kompetenz“, macht also Spaß.

In einer kurzweiligen Power-Point-Präsentation schilderten sie ihren Werdegang vom Europatag an der EGG im Mai über die Werkstatt in den Pfingstferien und das Jugendevent im Juli bis zur Studienfahrt nach Brüssel im September. Schade nur, dass sich (auch im Vergleich zum Vorjahr) so wenige Eltern und Mitschüler für die Vorstellung interessierten. Diese gestalteten Josefine, Tim, Marlene, Melissa und Christin alles andere als langweilig, und das lag nicht nur am Video zum Flashmob, den die vielen Schüler mitten in Brüssel mit dem Banana Dance (Bananentanz) veranstaltet hatten.

Das Gefühl, dass die Mitgliedsstaaten der EU Aufgaben nicht mehr gemeinsam anpacken, erfüllt Gommerns Bürgermeister Jens Hünerbein mit Sorge. Das brachte er bei der anschließenden Podiumsdiskussion, die er zusammen mit Schülersprecherin Marlene Schneider, mit Daniel Adler von Go Europe, der das Projekt begleitete, und Sozialkundelehrerin Janine Bartz bestritt, zum Ausdruck. Die Jugend sei gefordert, das Europa, in dem sie aufgewachsen seien, zu verteidigen.

Bei den Diskussionen und Gesprächsrunden in Brüssel hatten den Jugendlichen verschiendste Politiker und Vertreter der Institutionen zur Verfügung gestanden. Der unzureichende Breitbandausbau und mangelhafte Personennahverkehr waren laut Daniel Adler Themen, die dort angesprochen wurden.

„Vieles hängt am Geld“, brach Jens Hünerbein die Themen auf Gommern herunter. Mit den Bus- und Bahnverbindungen sei Gommern noch einigermaßen gut aufgestellt. Mit dem Fahrrad fahren könnte man auch. Der Breitbandausbau werde die Stadt vermutlich ab 2016 beschäftigen. Noch gebe es keine Förderrichtlinien. Wohl aber die Kenntnis, wo sich beispielsweise ein weißer Fleck in Gommern befindet: Direkt an der Europaschule.

Für Marlene, Josefine, Tim, Melissa und Christin ist es eine wichtige Erfahrung, dass sie mit den anderen Jugendlichen auf Augenhöhe diskutieren können. Nicht zuletzt in einer Fremdsprache. „Das stärkt das Selbstbewusstsein“, sagte Tim Eisenstein. „Da weiß ich, was ich gelernt habe.“

Das Projekt solle den Jugendlichen Politikkompetenz vermitteln, setzte Daniel Adler hinzu. Go Europe sei im Mai mit einem Projekt an die Schule gekommen und jetzt, im Oktober, könnten die Schüler ihr eigenes Projekt vor Publikum vorstellen. Außerdem lernten sie, Politik „über einen längeren Prozess zu denken“.

Dass die jungen Leute den Weg in die politische Mitbestimmung finden, wünschte sich der Stadtchef und verwies auf das Durchschnittsalter in den Ortschaftsräten, im Stadtrat oder Kreistag.

„Respekt!“, lobte Schulleiterin Dagmar Riwaldt die Präsentation der Elftklässler. Thomas Dreher, ihr Stellvertreter, sagte: „Klasse, wie ihr das gemacht habt.“