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Abfall Magdeburg verbrennt Müll aus Jerichower Land

Müll aus dem Jerichower Land landet im Müllheizkraftwerk in Magdeburg. Wegen wachsender Müllproduktion gerät die Anlage an ihre Grenzen.

Von Aline Wobker 25.07.2019, 08:00

Magdeburg/Burg/Genthin l 650.000 Tonnen Müll. Eine schier unvorstellbare Menge, die jährlich in der Müllverbrennungsanlage in Magdeburg-Rothensee verbrannt wird. Dabei wird Energie freigesetzt, die zur Gewinnung von Strom und Wärme dient. 25.000 Tonnen stammen davon aus dem Jerichower Land.

„In allen Gebieten ist die Müllproduktion in den vergangenen Jahren gestiegen. Im Jerichower Land sind es ungefähr sechs bis sieben Prozent mehr geworden“, erzählt Geschäftsführer Rolf Oesterhoff. Es seien in den meisten anderen Landkreisen durchschnittlich zehn Prozent mehr Müll hinzu gekommen.

Damit gerate die Müllverbrennungsanlage nahezu an ihre Kapazitätsgrenze. „Wir wissen kaum noch, wo wir die stetig wachsenden Mengen unterbringen sollen“, sagt Oesterhoff über die aktuelle Situation. Um weiterhin eine Entsorgungssicherheit zu gewährleisten, investiere das Unternehmen mehrere Millionen in die Optimierung der Technik. Besonders in diesem und dem kommenden Jahr.

Auch aus diesem Grund sehe sich das Unternehmen als Umweltschutzunternehmen, indem grüner Strom und Fernwärme produziert wird – durch die fossile Energiequellen abgelöst werden sollen. Rolf Oesterhoff habe in den letzten Monaten und Jahren ein verstärktes Interesse an dem Unternehmen festgestellt: „Es kommen immer mehr Menschen, die unser Unternehmen interessiert und schauen wollen, was hier genau mit ihrem Müll passiert.“

Ein Interesse, welches den Unternehmer freut, denn er wünscht sich einen bewussteren Umgang mit Müll und insbesondere der Mülltrennung. Diese sei in der Vergangenheit immer schlechter geworden, sagt Oesterhoff.

Und so landen häufig so einige Gegenstände im Hausmüll, die dort nicht hineingehören. Zum Beispiel ganze Motorblöcke oder sogar mal eine Badewanne. Das Unternehmen sei allerdings noch ganz andere Dinge gewohnt.

„Wie vernichten hier auch Zollware, zum Beispiel gefälschte Markenware. Auch Polizeifunde werden hier vernichtet. Erst vor ein paar Tagen wurde hier eine Plantage Cannabis verbrannt. Auch mit anderen Drogenfunden haben wir hier sehr häufig zutun. Crystal Meth oder Kokain verbrennen wir hier recht regelmäßig“ erzählt Rolf Oesterhoff.

Ganz aktuell seinen die großen Spargelfolien eine Herausforderung für das Unternehmen, da sich diese schlecht stapeln lassen. Diese Aufgabe haben unter anderem Steven Diesner und Günter Schulze. Die beiden Männer sind Kranführer im Unternehmen und schauen bei ihrer Arbeit jeden Tag 30 Meter in die Tiefe.

Währenddessen bewegen sie Greifer, mit deren Hilfe der Müll in die Aufgabetrichter des Kessels befördert wird. „Mit einem mal nimmt der Greifer gut fünf Tonnen hoch. Ich arbeite bereits seit der ersten Stunde in dieser Müllverbrennungsanlage“, erzählt Kranführer Günter Schulze.

Günter Schulze ist einer von 68 Menschen die im Unternehmen beschäftigt sind. Dies sei eine recht geringe Anzahl, in Anbetracht dessen, dass es sich um eine der größten Müllverbrennungsanlagen in Europa handelt. „Wir sind ein hoch automatisierter Betrieb. Es würden sieben Personen ausreichen, um den reinen Betrieb zu gewährleisten“, erzählt Oesterhoff.

Beim Betrieb der Anlage werden jährlich 350.000 Megawattstunden Strom und 400.000 Megawattstunden Fernwärme produziert – alles aus der freigesetzten Energie der Müllverbrennung.

Und auch privat ist der Umgang mit Müll für Rolf Oesterhoff ein großes Thema. „Leider wird die Abfallvermeidung viel zu wenig beachtet, dass fängt schon beim Produktdesign an“, so Oesterhoff. Er setze auch im privaten Umfeld immer wieder auf die Aufklärung der Menschen. „Viele Menschen wissen gar nicht, dass zum Beispiel in der Zahnpasta die wir jeden Tag benutzen Mikroplastik enthalten ist – zumindest in der meisten. Dies gelangt durch das Zähneputzen in das Wasser“, erzählt der Unternehmer.

Es liegt also noch viel Arbeit vor den Menschen, damit die Herausforderung der ständig wachsenden Müllberge in Zukunft gelingt. Der bewusstere Konsum und schon der Beginn beim Produktdesign seien hierbei, laut Oesterhoff, die entscheidenden Schritte.