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Abfallentsorgung Bald Gebühren für Grünschnitt?

Soll die Grünschnitt-Abgabe Geld kosten? Wie viele Grünschnittplätze soll es künftig geben? Das muss der Kreistag in Burg beantworten.

Von Falk Heidel 07.09.2017, 05:00

Burg/Genthin l Kann man mit Grünschnitt Geld verdienen? Das ist eine der zentralen Fragen innerhalb des Kreistages bei der aktuellen Umwelt-Debatte. „Ja, mit dem Erlös aus dem Verkauf von Humus lassen sich die Kosten decken“, erklärte Lutz Nitz von den Grünen im Umweltausschuss am Dienstag in Burg.

„Keineswegs!“, kontert Sören Rawolle von den ländlichen Wählern: „Durch Transport und Verarbeitung des Grünschnitts zu Humus entstehen Kosten von 65 Euro pro Tonne. Im Verkauf liegt die Humus-Tonne bei etwa 8 Euro, mehr gibt der Markt nicht her.“

Dem Landkreis zufolge liegen die Kosten für die Grünschnitterfassung bei zehn Prozent der gesamten Abfallkosten, die für dieses Jahr bei 7,5 Millionen Euro liegen. Die durchschnittlichen Kosten für einen Grünschnittplatz beziffert Katrin Erdmann vom Umwelt-Fachbereich auf 10.000 Euro.

Aktuell verfügt der Landkreis über 18 Grünschnittplätze zwischen Kleinwusterwitz und Leitzkau. Spannende Frage: Soll es bei diesen 18 Plätzen bleiben? Oder reichen auch zwölf Stück aus? Der Kreistag wird Ende November eine Satzung beschließen, die entsprechende Gebühren regelt. Also muss vorher klar sein, wie viele Grünschnittplätze künftig mit welchen Öffnungszeiten betrieben werden.

Von den 18 Grünschnittplätzen stuft der Landkreis sechs als vakant ein. Betroffen sind unter anderem die beiden Plätze in Gommern. Grund: In der Stadt wird im nächsten Jahr ein neuer Wertstoffhof entstehen, der die Kapazität besitzen wird, das Volumen aus beiden bisherigen Plätzen aufzunehmen. Zu den Vorteilen des Hofes gehören die deutlich längeren Öffnungszeiten.

Interessant: Nirgendwo wird mehr Grünschnitt abgeliefert als in Gommern. Die beiden Plätze belegen Rang eins und zwei in der Mengenstatistik mit 900 beziehungsweise 723 Tonnen pro Jahr. Ganz im Gegensatz zu den anderen vier vakanten Plätzen in Drewitz, Grabow, Parchen und Gladau. Hier liegt die Jahresmenge bei unter 140 Tonnen.

Entscheiden kann sich der Kreistag zwischen drei Varianten:

1. Es bleibt bei 18 Plätzen (Kosten: 180.000 Euro jährlich)

2. Nur noch 12 Plätze (120.000 Euro)

3. Zwölf Plätze mit Verlängerung der Öffnungszeiten um 50 Prozent (160.000 Euro).

Hinzu kommen vier Wertstoffhöfe. In Burg ist der Platz an der Berliner Chaussee für die kommenden Aufgaben umgestaltet worden. In Genthin entsteht derzeit ein neuen Hof an der Kreuzung der Bundesstraße 1 zur 107 nach Tucheim in Nachbarschaft des Netzband-Baustoffhandels (früher VW-Autohaus). „Die Bauarbeiten werden im Oktober abgeschlossen sein“, sagte Landkreis-Vorstand Bernd Girke. Ihm zufolge starten die Bauarbeiten für die neuen Höfe in Gommern und Theeßen im Frühjahr 2018. Die Baukosten für diese Höfe bezifferte Girke auf 560.000 Euro für Genthin, 240.000 (Burg) sowie je 260.000 Euro für Gommern und Theeßen.

Auch noch nicht geklärt ist die Frage, ob die Verbraucher ab kommenden Jahr Gebühren zahlen sollen, wenn sie ihren Grünschnitt abliefern. Wolfgang Bernicke (Die Linke) meint: „Wir können einem Bürger nicht die lange Fahrt zum Grünschnittplatz zumuten – mit dem Wissen, dass er dort auch noch bezahlen muss.“

Umweltausschuss-Vorsitzender Dr. Peter Sanftenberg (CDU) sagte: „Unsere Fraktion will alle Plätze erhalten. Wir müssen aber auch wissen, wie sich die Gemeinden dazu positionieren.“ Und zu möglichen Kosten sagte er: „Denkbar wäre ein Modell, wonach Mengen bis zu einem Pkw-Anhänger kostenlos bleiben und alle größeren Abgaben gebührenpflichtig werden.“

Landrat Steffen Burchhardt (SPD) hat in seiner Argumentation Kosten und Nutzen im Blick: „Wenn wir eine Abfall-Entsorgung in hoher Qualität haben wollen, müssen wir auch mit den entsprechenden Gebühren leben.“ Seinen Recherchen zufolge hat das Jerichower Land mit den 22 Annahmestellen das beste Erfassungs-Netz in Sachsen-Anhalt.

Bei den künftigen Grünschnitt-Gebühren kann sich der Kreistag zwischen mehreren Varianten entscheiden.

1. Grünschnitt-Abgabe bleibt kostenlos

2. Mit einem Gutscheinsystem hat jeder Haushalt jährlich vier Anlieferungen frei

3. Zwei Euro Gebühren pro Kubikmeter Grünschnitt

4. Vier Euro Gebühren pro Kubikmeter Grünschnitt

Laut Katrin Erdmann vom Umwelt-Fachbereich würden zehn Euro pro Kubikmeter Grünschnitt die tatsächlichen Kosten abdecken.