1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Reisen und Verkehr: ADAC wiegt bei Aktion in Magdeburg Wohnmobile und Wohnwagen: Wenn das Gefährt zu schwer ist

Reisen und Verkehr ADAC wiegt bei Aktion in Magdeburg Wohnmobile und Wohnwagen: Wenn das Gefährt zu schwer ist

Der Kauf von Wohnmobilen und Wohnwagen boomt - auch im Jerichower Land. Probleme treten bei Reisen beim Beladen auf. Der ADAC hilft mit einer Wiegeaktion.

Von Marco Papritz Aktualisiert: 06.05.2023, 14:02
Wohnmobile erfreuen sich großer Beiiebtheit. Auch im Jerichower Land steuern sie  die Campingplätze an.
Wohnmobile erfreuen sich großer Beiiebtheit. Auch im Jerichower Land steuern sie die Campingplätze an. Symbolfoto: dpa

Burg - In Sachsen-Anhalt hat die Zahl der Zulassungen in der Pandemie um 40 Prozent zugelegt. Außerdem sind Vermietungen sehr gefragt. Auch im Jerichower Land. Denn viele Wohnmobile und -wagen sind auch auf den Straßen im Landkreis unterwegs. Was es dabei zu beachten gilt, hat Volksstimme-Redakteur Marco Papritz bei ADAC-Sprecherin Alexandra Kruse nachgefragt. Der ADAC gibt bei einer Wiege-Aktion schon bald in Magdeburg Tipps.

Volksstimme: Frau Kruse, die Gefahr bei der großen Tour lauert auf der Waage. Welche Fehler werden beim Beladen gemacht?

Alexandra Kruse: Viele Wohnmobile sind schon leer zu schwer, und da sind dann Zusatzausrüstung, Gepäck und Mitreisende noch gar nicht eingerechnet. Es gibt Wohnmobile, die für ihre Größe wenig Zuladungsreserve haben, weil ihre meist sehr gute Ausstattung das Leergewicht teils erheblich erhöht.

Wohnmobil-Fahrer finen in Magdeburg unter anderem am Petriförder Stellplätze.
Wohnmobil-Fahrer finen in Magdeburg unter anderem am Petriförder Stellplätze.
Foto: Jan Dahms

Bei Stichproben haben wir deutliche Unterschiede festgestellt – wirkliche Zuladungswunder sind aber selten. Und ist das Fahrzeug dann erstmal überladen, steigt das Sicherheitsrisiko enorm. Schon innerhalb des erlaubten Rahmens hat ein voll beladenes Wohnmobil einen deutlich niedriger angesiedelten fahrdynamischen Grenzbereich als dasselbe Wohnmobil in leerem Zustand.

Welche Faustregel gilt?

Je höher das Gewicht, desto größer ist die Belastung von Reifen und Bremsen. Serpentinenfahrten und Ausweichmanöver bei gleicher Geschwindigkeit sind im beladenen Wohnmobil somit um ein Vielfaches tückischer. Ein überladenes Wohnmobil kann zum unkontrollierbaren Gefährt werden. Umso wichtiger ist es, sich gut auf einen Wohnmobil-Urlaub vorzubereiten und Fahrpraxis zu sammeln, vor allem als Campingeinsteiger. Ideal ist da ein Sicherheitstraining.

Während Koffer vor dem Abflug einfach gewogen werden können, ist das bei den Wohnmobilen und –wagen kaum möglich. Wie bekommt man es trotzdem hin, das Gesamtgewicht einschätzen zu können?

Untersuchungen haben gezeigt, dass viele Wohnmobile unwissentlich überladen werden. Gerade zu Beginn der Ferienzeit muss die Polizei immer wieder Wohnmobilisten aus dem Verkehr ziehen, weil das Reisemobil viel zu viel Gewicht auf die Waage bringt. Umso wichtiger ist es, das Leerwicht des Wohnmobils zu kennen sowie das zulässige Gesamtgewicht, um so die Zuladungsreserve für Zusatzausstattung, Gepäck und Reisende zu ermitteln.

Stellplätze für Wohnmobile sind auf dem Campingplatz am Niegripper See zu finden.

Genau das machen wir bei unseren Wiegeaktionen, wie der am 21. Mai 2023 in Magdeburg. Neben der Feststellung des Gewichts von Wohnmobil oder Wohnwagen beraten unsere Experten auch zur Beladung, Gepäckverteilung und Campingbestimmungen im Ausland.

Das Magdeburger Unternehmen Steinforth Wohnmobile stattet Wohnmobile für autarkes Reisen mit modernen Solaranlagen aus.
Das Magdeburger Unternehmen Steinforth Wohnmobile stattet Wohnmobile für autarkes Reisen mit modernen Solaranlagen aus.
Foto: Eroll Popova

Wie schnell man überladen sein kann, zeigt eine Beispielliste mit Gegenständen, die Camper gern mitnehmen. Ein Motorroller wiegt zum Beispiel rund 120 Kilogramm, zwei Pedelecs samt Träger schnell 80 Kilogramm oder mehr. Ein Schlauchboot mit Paddeln bringt circa 30 Kilogramm auf die Waage, ein Tisch mit Campingstühlen locker über 20 Kilogramm usw.

Wenn es böse läuft, heißt es an der Grenze von Camper-Domizilen „auspacken“ statt „Gute Weiterfahrt“ …

Im europäischen Ausland drohen zum Teil tatsächlich hohe Bußgelder und die Entsorgung der Gepäckgegenstände. Während man in Deutschland mit einem Bußgeld von bis zu 235 Euro und einem Punkt rechnen muss, zahlt man in Italien schon bis zu 1734 Euro, in Österreich bei besonders schweren Fällen sogar bis zu 5.000 Euro.

Lesen Sie hier die Tipps von Profi-Campern aus Sachsen-Anhalt für einen perfekten Urlaub.

Beträgt die Überladung hier mehr als zwei Prozent, können die Beamten den Fahrzeughalter an der Weiterfahrt hindern. Das Wiegen sowie das Nachwiegen nach dem Umladen zahlt der Halter oder bei dessen Abwesenheit der Fahrer. In Frankreich wird unter Umständen neben der Verhängung einer Geldbuße ab 135 Euro das Fahrzeug von der Polizei einbehalten.

Auch mit Blick auf die Sicherheit ist das richtige Verstauen wichtig. Welche praktischen Tipps helfen dabei?

Viele Camper sind in Sachen Ladungssicherung allzu sorglos unterwegs. Laptops stehen zum Beispiel auf Klapptischen, Spülbecken sind voller Geschirr und Kaffeemaschinen stehen ungesichert herum. Alles Dinge, die bei einem Frontalaufprall – aber auch schon bei einer starken Bremsung – zu gefährlichen Geschossen werden.

Deshalb: vor Fahrtantritt noch mal einen letzten Blick ins Innere des Campers werfen und sicherstellen, dass alle Gegenstände gut gesichert sind! Dabei schwere Dinge nach unten packen, leichte nach oben und schwere Gegenstände wie Wassertanks oder Gasflaschen auch mit entsprechend stabilen Gurten sichern.

Darüber hinaus sollte man bewusst und sparsam packen, nur mitnehmen, was unbedingt mit muss, im Sommer reicht zum Beispiel z. B. eine Fünf-Kilo-Gasflasche für die kleine Küche und den Wassertank kann man vorerst nur mit 15 Litern befüllen auf dem Campingplatz auffüllen. Vorräte am besten erst am Urlaubsziel einkaufen und auf leichte Campingmöbel achten. Fahrräder kann man sich eventuell auch vor Ort leihen, wer mit Pedelecs unterwegs ist, muss beachten, dass sie deutlich mehr Gewicht haben, als herkömmliche Fahrräder.