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Ansiedlung Noch viel Platz auf 252 Fußballfeldern

Eine Gewerbefläche die 252 Fußballfeldern entspricht, steht zwischen Jerichow und Biederitz zur Verfügung.

Von Thomas Höfs 30.06.2018, 01:01

Burg l Unternehmen, die sich im Landkreis ansiedeln wollen, haben die freie Auswahl. In den Städten und Gemeinden des Landkreises stehen fast überall freie Gewerbeflächen für eine Ansiedlung zur Verfügung. Nach Angaben des Landkreises sind es insgesamt rund 252,9 Hektar. Allerdings ist das Datenmaterial, welches der Landkreis auflistet, in die Jahre gekommen. Drei Jahre ist das Datenmaterial alt, sagt Kreissprecherin Claudia Hopf-Koßmann.

Über die größte freie Gewerbefläche verfügt nach der vom Landkreis veröffentlichten Aufstellung die Stadt Möckern mit ihren Ortsteilen. Insgesamt summieren sich die freien Flächen hier auf 129,4 Hektar. Reichlich Platz für Unternehmen und Industrie hält außerdem die Stadt Genthin bereit. Hier sind es immerhin noch 73 Hektar, ebenso verteilt auf verschiedene Gewerbegebiete. Zum Vergleich: In der Stadt Burg gibt es noch 27,4 Hektar freie Fläche für Unternehmen. Mit 2,8 Hektar hat die Gemeinde Möser das kleinste Angebot. Überhaupt keine Zahlen gibt es zudem für die Einheitsgemeinde Elbe-Parey.

Das Angebot an freien Flächen ist seit Jahren größer als die Nachfrage. Für geringe Preise bieten die Kommunen die Flächen in der Regel an. In Burg ist der Quadratmeter bereits für 15 Euro am Stadtrand zu haben. Die aufgerufenen Quadratmeterpreise decken kaum den Aufwand, den die Kommunen betrieben haben, um die Flächen mit Leitungen und Straßen zu erschließen. Trotzdem rechnet sich der Preis über die Jahre. Sind die Unternehmen am Standort erfolgreich und zahlen sie Gewerbesteuern, lohnt sich dies für die Kommune.

Doch die Nachfrage nach Gewerbeflächen ist aktuell nicht sehr groß. „In den vergangenen sechs Monaten registrierte der Landkreis Jerichower Land zwei Anfragen zur Aufstellung von Solarmodulen“, teilt die Pressesprecherin mit. Bei Anfragen verweist die Kreisverwaltung gern an die zuständige Kommune, sagt sie weiter. Dort könnten die Interessenten alles erfragen.

Ansprechpartner für die Ansiedlung gibt es zudem im Technologie- und Gründerzentrum (TGZ) des Landkreises sowie in den Kommunen. Landesweit gibt es eine Standortdatenbank, auf der mögliche Investoren einen Überblick über die verfügbaren Standorte erhalten können. Auch die Kreisverwaltung will demnächst die Einzelaufstellung der Gewerbeflächen gegen einen Link zu der Standortdatenbank auf der eigenen Internetseite austauschen, kündigt sie an.

Hatten die Kommunen als auch die Unternehmen nach dem Mauerfall vor allem die Nähe zu wichtigen Straßen im Blick, als sie nach Ansiedlungsmöglichkeiten suchten, spielt heute eine ganze Palette von Kriterien eine Rolle. Die Kreisverwaltung sieht hier vor allem folgende Punkte als wichtige Kriterien für eine Ansiedlungsentscheidung an. Zuerst nennt der Landkreis das verfügbare Arbeitskräfteangebot. Danach kommen Themen wie Kinderbetreuungsangebote, Schulen, medizinische Versorgung, Wohnungsangebot, Aktiv- und Kulturangebote. Faktoren wie die Höhe der Gewerbesteuern spielen ebenso eine Rolle, schätzt die Kreisverwaltung ein.

Neben all diesen Faktoren spielt für viele Unternehmen die menschliche Arbeit die größte Rolle. Die Verfügbarkeit von Arbeitskräften oder noch besser von Facharbeitern verschafft hier den Ballungsräumen einen Vorteil. Wirtschaftlich spielt das Jerichower Land in einer Liga mit der Altmark. Die dünn besiedelten Regionen tragen vor allem dazu bei. Außerdem ist die Zahl der Gewerbeanmeldungen zuletzt leicht rückgängig gewesen. Im gesamten Land sind die angemeldeten Gewerbebetriebe rückläufig. Im Jerichower Land lag die Zahl der Abmeldungen um 26 höher als die Zahl der Anmeldungen. Ende September gab es laut dem statistischen Jahrbuch für Sachsen-Anhalt 72 Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe. Rund 4900 Personen waren darin beschäftigt. Nur in den Altmark-Kreisen sowie in den Städten Halle und Dessau-Roßlau gibt es weniger Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe. In den anderen Landkreisen haben sich mehr Unternehmen angesiedelt.

Nicht nur das Jerichower Land, sondern alle Landkreise und kreisfreien Städte werben um Ansiedlungen. In den größeren Landkreisen spielt dabei vor allem die Bevölkerungsgröße und -dichte eine Rolle. Etwa 91 000 Frauen, Männer und Kinder leben zwischen Jerichow und Biederitz. Nur im Altmarkkreis Salzwedel sind es noch weniger Einwohner. Alle anderen Kreise besitzen mehr Bürger.

Wo sieht der Landkreis noch Potenzial in der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung innerhalb der Kreisgrenzen? Welche der acht Gemeinden hat hier eine herausgehobene Funktion? „Der Landkreis setzt beim Thema Wirtschaftsförderung – neben der klassischen Ansiedlungspolitik – vor allem auf die Betreuung der bereits bestehenden Unternehmen. Ziel ist es die Vernetzung untereinander zu fördern, um so echte Synergieeffekte für die gesamte Region zu schaffen“, will sich die Pressestelle der Kreisverwaltung nicht festlegen.

Aktuell arbeiten die Landkreise an einem gemeinsamen Konzept, um die Unternehmen im Land besser zu betreuen. Längst spielt dabei auch die zunehmende Globalisierung eine Rolle. Längst konkurrieren auch Industriestandorte miteinander. Wer hier den besseren Service liefern kann, ist dabei vielleicht auf lange Sicht im Vorteil.

Eine überschaubare Zahl von Unternehmen führt auch dazu, dass die acht Städte und Gemeinden im Jerichower Land eine überschaubare Menge an Gewerbesteuern einnehmen. Im Jahr 2016 betrug das Aufkommen weniger als 25 Millionen Euro. Zum Vergleich: die Städte und Gemeinden des Burgenlandkreises nahmen im Vergleichszeitraum gut 210 Millionen Euro ein.

Bei der kommenden Entwicklung der Gewerbegebiete spielt auch der demografische Wandel eine Rolle. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt weiter. Die Abwanderung junger Menschen, die eine Ausbildung beginnen oder abgeschlossen haben, hält gleichzeitig an. Nur wenn sich an dieser Situation etwas ändert, dürfte sich ebenso die Nachfrage nach Gewerbeflächen beleben. Aktuell haben bereits etablierte Unternehmen Probleme, neue Mitarbeiter zu finden. Mit immer aufwendigeren Werbemaßnahmen suchen die Firmen heute nach neuen Leuten. Die Europäische Union hat das Problem erkannt und versucht mit dem Programm Leader gegenzusteuern. Allerdings sind die darin verfügbaren Mittel zu klein, um Projekte mit größerer Wirkung anschieben zu können. Ausdrücklich ist das Programm aber dafür gemacht, den ländlichen Raum zu stärken und den Bewohnern die gleichen Chancen zu geben, wie den Bürgern in Ballungsgebieten. Das fängt mit dem Ausbau des Breitbandnetzes an und endet mit der medizinischen Versorgung. Ob sich hier der ländliche Raum mit den Ballungsgebieten messen kann, bleibt ungewiss. Momentan sieht es aber nicht danach aus.