Ramona Ruppricht und Detlef Schubert leben mit ihren acht Kindern in Ihleburg "Asozial und Hartz-IV-Familie - das sind wir eben nicht"
Dem demografischen Wandel und der Tendenz zu immer weniger Kindern wirken Ramona Ruppricht (34) und Detlef Schubert (51) entgegen. Acht Kinder nennen sie ihr eigen. Organisation und Disziplin sind beim Familienalltag das A und O. Dennoch gibt es Probleme, vor allem die Reaktionen der Mitmenschen machen ihnen zu schaffen.
Ihleburg. Morgens um 6 Uhr geht eine ohnehin schon unruhige Nacht spätestens zu Ende. "An das letzte Mal, als ich eine Nacht durchgeschlafen habe, kann ich mich nicht mehr erinnern", erzählt Ramona Ruppricht. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten Detlef Schubert hat sie acht Kinder - vier Jungs, vier Mädchen, dabei stammen die älteren Mädchen aus einer früheren Beziehung. "Hier gibt es aber keine Probleme, beide Väter verstehen sich untereinander und auch mit den Kindern", so die Mutter.
Das Leben mit Wieland (8 Monate), Otto (2), Tim (3), Paul (6), Ribanna (10), Felizitas (11), Appollonia (13) und Laetitia (14) verlangt viel Organisation und Disziplin. "Jeder hat seine Aufgaben. Morgens, wenn die zwei Bäder besetzt sind, machen die anderen ihr Frühstück", erklärt Ruppricht. Sonntags wird der Essenplan für die Woche erstellt und werden die Termine abgeglichen. Montags und Donnerstags ist Einkaufstag. "Da gehen wir schon mal mit zwei Einkaufswagen los", berichtet die Mutter.
Ist das erledigt und die Kinder spielen draußen, muss die Mutter Wäsche waschen und bügeln. "Vier Waschmaschinen pro Tag kommen schon zusammen. Im Prinzip sind wir rund um die Uhr im Einsatz." Während die Mutter sich um Haushalt und Familie kümmert, geht Vater Detlef Schubert seinen Beruf als Busfahrer in Magdeburg nach.
Der Wunsch, eine Großfamilie zu gründen, ist schon früh geboren. "Ich bin selbst nicht bei meinen Eltern aufgewachsen und habe das Familienleben einfach vermisst", erklärt Ruppricht. Mit 16 wollte sie das erste Mal heiraten. Seit zehn Jahren ist sie nun mit ihrem jetzigen Lebensgefährten zusammen. Seit Juli letzten Jahres leben sie in Ihleburg. Nicht die erste Station in ihrem Leben. Die gebürtige Staßfurterin wohnte mit ihrer Familie schon in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. "Wir sind immer da hingezogen, wo die Arbeit war. Wir wollten nie Hartz IV, sondern es selbst schaffen. Dennoch waren die Umzüge besonders für die Kinder anstrengend und nicht ideal. Jetzt ist der Zeitpunkt erreicht, wo wir sesshaft werden wollen", sagt Ruppricht.
Acht Kinder sind eine Ausnahme im Jerichower Land. In Burg gibt es insgesamt 150 Familien mit drei bis acht Kindern. Drei Familien mit sechs und sechs Familien mit fünf Kindern folgen der zehnköpfigen Familie Ruppricht/Schubert. In Genthin gibt es gar nur einen 7-Personen-Haushalt und zwölf 6-Personenhaushalte. In der Gemeinde Biederitz gibt es lediglich drei Familien mit fünf Kindern.
Die Familie Schubert/Ruppricht muss nicht nur beim Einkauf mit vielen missbilligenden Blicken leben, sondern allgemein negative Reaktionen überstehen. "Asozial, Hartz IV-Familie hört man oft, obwohl wir das nicht sind. 95 Prozent der Reaktionen sind negativ, besonders bei älteren Menschen, wo man doch denkt, dass die meisten auch in Großfamilien aufgewachsen sind", ärgert sich die 34-Jährige.
Momentan sucht die Familie eine neue Wohnung. "Der jetzige Vermieter kümmert sich zur Zeit gar nicht und im Moment können wir aufgrund des eintretenden Wassers nur einen kleinen Teil bewohnen", berichtet Ruppricht. Sechs Zimmer und zwei Bäder wären ideal für die Familie.
Auch wenn Ramona Ruppricht das nächste Mal in der Nacht aufstehen muss, bereut hat sie ihre Entscheidung nie. "Da ich weiß, wie anstrengend Umzüge sind, würde ich die weglassen, ansonsten würde ich es wieder so machen."