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Bandinterview "Feine Sahne Fischfilet" wollen anpacken

Die Band „Feine Sahne Fischfilet“ engagiert sich seit Jahren gegen Rechts. Sänger Monchi im Interview beim Sommerfest in Burg.

Von Susanne Klose 19.09.2017, 07:00

 

Volksstimme: Warum ist es euch wichtig, auf dem Sommerfest der Initiative „Gemeinsam mehr erreichen“ zu spielen?

Monchi: Es ist uns einfach eine Herzensangelegenheit, solche Projekte zu supporten. Wir finden es genauso geil, wenn wir vor 20.000 Leuten auf dem Highfield-Festival spielen. Aber da wir gerade das Privileg haben, dass wir so viele Leute anziehen, wollen wir das auch nutzen. Burg ist für mich einfach eine Provinzstadt in Sachsen-Anhalt, in der die Nazis noch nicht die Übermacht gewonnen haben und man denkt: Ok, krass, was da die Leute gerissen haben.

War das in eurer Heimat anders?

Bei uns in Mecklenburg-Vorpommern gibt es coole Spots, wo es eine aktive Jugendkultur gibt und eine aktive Zivilgesellschaft. Das bedeutet aber nicht, dass drumherum keine Probleme existieren. Wir sehen hier schon einige Parallelen, zu der Ecke, wo wir aufgewachsen sind und zum Großteil leben: Wenn ich in Burg reinfahre, sehe ich als erstes NSHC- und Rudolf-Heß-Graffitis.

Was rätst du denn Jugendlichen, die zusammen was bewegen wollen?

In der Schule und auf Konzerten gucken, ob es noch andere coole Leute gibt, die Bock haben, was zu machen. Bündnispartner suchen und einen gemeinsamen Konsens finden. Es muss nicht jeder immer hunderprozentig die gleiche Meinung haben, das ist völlig irrelevant. Findet euch zusammen und lasst euch nicht auseinander dividieren. Und nicht immer erwarten, dass die anderen was machen.

Kann man so auch die erreichen, die lieber Thor Steinar statt H&M tragen?

Klar. Ich habe mit 13 Jahren Landser gehört, das war damals so. Dann habe ich aber angefangen, Die Ärzte zu hören und gemerkt: oh da sind irgendwie Leute, die positionieren sich. Das ist total wichtig! Dann denken Leute vielleicht auch einfach mal um. Die nächsten Schritte kann man dann vielleicht gemeinsam gehen.

Also Nazis umarmen und bekehren?

Ich bin kein Sozialarbeiter! Organisierte Nazis können von mir aus gerne auf die Fresse kriegen. Das hat aber nichts mit 14-Jährigen zu tun, die Thor-Steinar-Klamotten tragen. Man muss denen eine Alternative bieten und mit den Menschen ins Gespräch kommen.

Wie erreicht man Jugendliche denn, die in die Rechtsszene abdriften?

Ich glaube, viel geht über Gefühl, nicht über irgendwelche Theorie-Ansätze. Wenn man den Kids das Gefühl gibt, es geht hier noch mehr, als auf irgendwelche Nazi-Konzerte zu gehen, also solche Orte wie das Sommerfest in Burg zu schaffen, das funktioniert. Wenn die auf Punk-Konzerte gehen und denken: „Krass, das sind ja auch meine Probleme.“

Darum geht es ja auch auf eurem gleichnamigen Album „Bleiben oder gehen“. Wie fühlt sich das an, in den Charts zu sein?

Ja, war geil (lacht). Das ist alles cool, aber (macht eine Pause) vieles ist auch absurd. Wir nehmen das alles mit und ich schäme mich auf keinen Fall für Erfolg. Das kann alles so schnell verpuffen, deshalb genießen, mitmachen, und wenn wir in die Charts einsteigen, auch ok.

Ihr seid auch kapitalismuskritisch unterwegs. Ein Zwiespalt?

Nö. Wir haben einen bewussten Umgang damit. Wenn wir wie gestern aus Hannover vom Révoltés Festival kommen und da ‘ne geile Gage kriegen für unsere Verhältnisse, dann ist das der Grund, wenn wir hier sagen können, wir können für weniger spielen. Kapitalismuskritisch – was soll das heißen? Ich finds scheiße, wenn zigtausend Leute im Mittelmeer verrecken und gleichzeitig in einem anderen Weltteil die Leute immer fetter werden. Aber das sind Zwiespälte, nicht dass ich Konzerte spiele und damit Geld verdienen kann.