Tipps von Experten Mit Video: Darauf muss im Jerichower Land beim Fällen und Bearbeiten von Brennholz geachtet werden
Die Nachfrage nach Brennholz als Energieträger ist im Jerichower Land hoch. Nicht jeder ist qualifiziert, es gefahrlos selbst zu fällen und aufzuarbeiten. Experten geben Tipps.
Magdeburgerforth - Der ökologische Vorteil von Brennholz als Ersatz für die nur begrenzt vorhandenen fossilen Energieträger, wie zum Beispiel Erdöl, Kohle oder Erdgas, gewinnt zunehmend an Bedeutung. Auch im Jerichower Land, was durch die Energiekrise gesteigert wurde. Aber: Nicht jeder ist befähigt, mit Beil oder Kettensäge im Wald im Landkreis Holz zu schlagen.
Im Video: Baumfällen im Jerichower Land nicht für jeden
„Unser Wald wird nachhaltig bewirtschaftet“, macht Arbeitslehrer Dirk Schwamm vom Forstlichen Bildungszentrum in Magdeburgerforth deutlich. Das heißt, dass im selben Zeitraum mindestens soviel Holz nachwächst wie geerntet wird.
Dirk Schwamm: „Ganz egal, ob das Holz langsam verrottend im Wald liegt oder verbrannt wird. Die Nutzung des Waldes ist immer CO2-neutral.“ Mit Holz heizen bedeutet also, fossile Energie zu sparen. Der Transport und die Lagerung von Brennholz stellt keine Gefahr für die Umwelt dar. Wer mit Holz heizt, fördert auch die einheimische Wirtschaft. Beim Verbrennen von Holz sollte aber darauf geachtet werden, dass das es trocken ist. „Feuchtes Holz zu verbrennen ist nicht nur unwirtschaftlich, sondern auch stark umweltbelastend“, so Dirk Schwamm.
Tipp 1: Maßangaben beachten
Beim Holzkauf sollte man genau auf die Maßangabe des Verkäufers achten. Dirk Schwamm: „Sägeholz wird immer in Festmeter (1 Meter mal 1 Meter mal 1 Meter), Brennholz immer in Raummeter verkauft.“ Ein Raummeter entspricht einem Kubikmeter Rundholz, ungespalten, unter Einbeziehung der Luftzwischenräume. Der Umrechnungsfaktor von Festmeter zu Raummeter liegt bei etwa 0,65.
Tipp 2: Die richtige Lagerung
Holz sollte möglichst von oben gegen Nässe geschützt sein, luftig und aufgespalten mit einer Kantenlänge von maximal 15 Zentimetern in ofenfertiger Länge gelagert werden.
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Die Brennholzlehrgänge für Selbsterwerber geben den Teilnehmern und vielfältige Hinweise und Tipps in Theorie und Praxis mit auf den Weg. Dazu gehören die Unfallverhütungsvorschriften (UVV) beim Einsatz einer Motorkettensäge, die persönliche Schutzausrüstung, Holz unter Spannung, Schnitttechniken, Werkzeug- und Gerätevorstellung sowie in der Praxis das Einschneiden von Brennholz sowie die Wartung und Pflege der Motorkettensäge.
Tipp 3: Säge und Schutz beachten
Schon beim Kauf einer Motorsäge sollte auf die richtige Ausrüstung mit Sicherheitseinrichtungen geachtet werden. Für Sicherheit stehen das CE-Zeichen gemäß EG-Richtlinien und das GS-Zeichen gemäß Gerätesicherheitsgesetz.
Forsttechnische Arbeitsmittel, die das Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) umfassend geprüft hat, werden mit dem KWF-Prüfzeichen ausgezeichnet. Mit dem KWF-Testzeichen werden Produkte ausgezeichnet, bei denen einzelne technische Merkmale erfolgreich getestet wurden.
Zum sicheren Arbeiten mit der Motorkettensäge gehört eine vollständige persönliche Schutzausrüstung im Wald. Dazu zählen ein Helm mit Gesichts- und Gehörschutz. Dirk Schwamm: „Ab 80 Dezibel ist der Gehörschutz Pflicht. Die Helmschale sollte nach vier Jahren gewechselt werden.“ Eine Arbeitsschutzjacke in Signalfarbe muss nach dem Motto „Sehen und gesehen werden“ getragen werden. Die Sicherheitshandschuhe sollten ein dünnerer Lederhandschuh oder ein Montagehandschuh sein. „Weil die Säge immer mit beiden Händen zu führen ist, sind keine Schnittschutzhandschuhe erforderlich“, erklärt Dirk Schwamm.
Die Schnittschutzhose muss locker am Bein hängen. Sie ist nicht in die Stiefel zu stecken. Dirk Schwamm: „Wenn eine Faser gezogen ist, muss die Hose getauscht werden.“ Der Schnittschutzschuh sollte aus Leder sein, aber mindestens zur Klasse 1 gehören. „Es muss ein Piktogramm drauf sein“, so Dirk Schwamm. Er sollte eine griffige Profilsohle besitzen sowie über eine robuste Bauweise mit einer Zehenschutzkappe mit Schnittschutz verfügen. Er empfiehlt außerdem, stets ein Verbandspäckchen für die Erste Hilfe mitzuführen.
Tipp 4: Gründlicher Check vor Arbeitsbeginn
Vor dem Arbeitsbeginn sollte man sich mit der Motorsäge vertraut gemacht haben. Es gelten die Grundsätze: Nur mit scharfer Kette sägen. Nicht mit zu lockerer Kette sägen. Kette darf im Leerlauf nicht mitlaufen sowie Sonderkraftstoff und Biokettenöl verwenden. Die Sicherheitseinrichtungen an der Säge werden vom Gesetzgeber gefordert.
Der Arbeitsbereich ist zu sichern. Es darf nicht gesägt werden, wenn sich Dritte oder Tiere im Arbeitsbereich aufhalten. Außerdem darf nicht mehr mit der Säge gearbeitet werden, wenn der Stoppschalter nicht mehr funktioniert. Es ist für einen sicheren Stand zu sorgen. Dirk Schwamm: „Anliegeleitern sind wegen der Unfallgefahr verboten. Auch sollte niemals über dem Kopf gearbeitet werden.“
Tipp 5: Im Wald zu zweit arbeiten
Als Kraftstoff ist ein Sonderkraftstoff empfehlenswert. „Der verbrennt sauber, ist aber teurer“, so der Arbeitslehrer. Es sollte immer zu zweit im Wald gearbeitet werden. Damit kann gesichert werden, dass, wenn sich eine Person verletzt, die andere Hilfe holen kann. Dirk Schwamm: „Den Sicherheitsabstand zur zweiten Person kann man mit dem Schwenkbereich bestimmen, in dem man den Arm mit der Kettensäge ausstreckt.“
Die Motorsäge darf nur bei einem sicheren Stand am Boden gestartet werden. Beim Arbeiten mit der Motorsäge gilt, dass sich immer nur eine Person am Stamm befindet (Holz unter Spannung) und dass man immer auf der stammabgeneigten Seite sägt. Äste und Stammteile ohne Spannung sind von oben nach unten durchzusägen. Stärkere Äste und Stammteile unter Spannung sind an der Druckseite etwas einzuschneiden und von der Zugseite her durchzuschneiden. Bei einer seitlichen Spannung sollte man immer an der Druckseite stehen. Mit der Schienenspitze darf wegen der Rückschlaggefahr nicht gearbeitet werden.
Forstwirtschaftsmeister Bernd Rohloff arbeite mit den Teilnehmern des jüngsten Brennholzlehrganges in der Praxis im Wald. Zu den Übungen gehörten unter anderem das Sägen sowie das Holzspalten mit Axt und Beil. Abschließend gab es Tipps zum Reinigen der Motorsäge und zum Schärfen der Kette. Jeder Lehrgangsteilnehmer erhielt nach dem Abschluss ein Zertifikat.
Gut zu wissen: Rettungskette Forst
Bei der Arbeit im Wald besteht stets ein besonders hohes Unfall- und Verletzungsrisiko. Nicht immer sind die Waldwege für Rettungsfahrzeuge gut befahrbar. Deshalb wurde in Sachsen-Anhalt waldbesitzerübergreifend die „Rettungskette Forst“ ins Leben gerufen, um in Notfallsituationen eine schnelle Erstversorgung der im Wald zu ermöglichen. Diese Rettungskette umfasst alle Maßnahmen und Schritte, vom Beginn der Ersten Hilfe bis hin zur Versorgung durch den Rettungsdienst.
Von zentraler Bedeutung innerhalb der Rettungskette sind die forstlichen Rettungspunkte. Sie dienen im Notfall als Treffpunkt für den Rettungsdienst und für die Hilfesuchenden.
Seit dem Jahr 2013 sind die forstlichen Rettungspunkte virtuell eingerichtet. Sie liegen den Rettungsleitstellen der Landkreise vor. Durch eine Beschilderung sind die Rettungspunkte seit 2015 zu erkennen. Als Symbol dient ein weißes Kreuz auf grünem Grund. Zusätzlich wurde eine individuelle Kennung entwickelt. Sie besteht aus einer Abkürzung für den Landkreis, dem Buchstaben „F“ für Forst sowie einer fortlaufenden Nummer.
Insgesamt gibt es in Sachsen-Anhalt etwa 980 Notfallrettungspunkte. Eine Übersicht der Rettungspunkte ist im Internet unter www.landeszentrrumwald.sachsen-anhalt.de zu finden. Einer dieser Rettungspunkte befindet sich am Parkplatz des Forstlichen Bildungszentrums in Magdeburgerforth in der Forststraße.
Mit Hilfe eines Smartphones können die Apps „Hilfe im Wald“ und „Meine Umwelt“ genutzt werden. Hier hat man die Möglichkeit, den eigenen Standort sowie den nächstgelegenen Rettungspunkt zu bestimmen. Die Anwendungen stellen die genaue Bezeichnung des Rettungspunktes sowie die dazugehörigen Koordinaten zur Verfügung.
„Hilfe im Wald“ steht für Smartphones mit den Betriebssystemen Android und Windows Phone zur Verfügung. „Meine Umwelt“ ist darüber hinaus auch für iOS nutzbar.