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Gesundheit Burg: Mit Düften gegen Stress

Mit Raumbeduftung Stress mindern und und Krankenstand senken: Beim Seniorenpflegeheim Pro Civitate in Burg gibt es dazu ein Projekt.

Von Marco Papritz 16.10.2023, 17:30
Dominique Stiller vom Sozialen Dienst des Seniorenpflegeheims Pro Civitate bereitet einen Raumduft für Bewohnerin Christa Ackermann vor.
Dominique Stiller vom Sozialen Dienst des Seniorenpflegeheims Pro Civitate bereitet einen Raumduft für Bewohnerin Christa Ackermann vor. Foto: Marco Papritz

Burg - „Gute Laune“ heißt nur ein Raumduft, der im Seniorenpflegeheim Pro Civitate zum Einsatz kommt. Er wird seinem Namen auch allemal gerecht. Mehr noch: Der naturreine Duft steigert die Gesundheit der Mitarbeiter des Hauses. Zu diesem Ergebnis kommt das Projekt „Gesundheit durch naturreine Düfte in der Pflege“, an dem die Einrichtung an der Bethanienstraße mit fünf weiteren Einrichtungen beteiligt ist.

Erprobt wurde eine systematische Raumluftbeduftung mit ätherischen Ölen. „Der Duft hat eine positive Wirkung auf die Gemütslage – man fühlt sich beschwingter“, gibt Dominique Stiller vom Sozialen Dienst im Pro Civitate ihren Eindruck wieder. Damit steht sie nicht allein. Auch Einrichtungsleiterin Ute Dominé bestätigt einen spürbaren Effekt, der sich beim Betreten des Bereichs, der für das Projekt von 2020 bis zum Frühjahr gezielt mit einer Duftsäule ausgestattet wurde, einstellt.

Bewusst habe man sich für einen Zitrusduft entschieden, der tagsüber zur Anwendung gekommen sei: „Man sagt ihm eine vitalisierende Wirkung für Körper und Geist nach“, so Ute Dominé. Abends komme Lavendel zum Einsatz.

Ergebnisse mit Einfluss auf Arbeitsbedingungen

Ohnehin verfolge das Haus, in dem 70 Bewohner gepflegt und 55 Pflegekräfte beschäftigt sind, ein Duftkonzept. Beispielsweise, um Gerüchen etwa von Inkontinenz entgegen zu wirken. „Dass wir nun über das Projekt möglicherweise zu Verbesserungen der Arbeitsbedingungen beitragen können, freut uns sehr“, merkt sie an.

Das Projekt ist von der Barmer-Krankenkasse und der AOK Sachsen-Anhalt, der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) und der Firma Primavera – das Unternehmen setzt ausschließlich auf ätherische Öle – auf die Beine gestellt worden.

Die Altenpflege sei eine anspruchsvolle Tätigkeit, die oft mit hohen Belastungen und Stress für das pflegerische Personal verbunden sei, so Axel Wiedemann von der Barmer in Sachsen-Anhalt. „Unterstützende Strategien zur Entlastung der Pflegekräfte sind daher von großer Bedeutung, um die Qualität der Pflege aufrechtzuerhalten und die Gesundheit der Mitarbeitenden zu schützen.“

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Und diese Wirkung scheint das Duft-Projekt tatsächlich zu erzielen. Aus dem Ergebnisbericht geht hervor, dass der Krankenstand beim Pflegepersonal der bedufteten Wohnbereiche um 25 Prozent gesunken ist. Die Fluktuation ging um 15 Prozent zurück. Außerdem haben sich Pflegekräfte dahingehend geäußert, dass sie innerhalb ihres Teams ein reduziertes Stresslevel wahrgenommen haben.

Einige der Pflegemitarbeiter berichteten zudem von einer beruhigenden und entspannenden Wirkung der Düfte. Die Ergebnisse des Projekts sind erstaunlich. Die Raumbeduftung könne nicht nur die körperliche Gesundheit der Mitarbeiter positiv beeinflussen, sondern zeige auch positive Effekte auf deren psychische Gesundheit, so Rainer Fredrich, Leiter der Bezirksstelle Magdeburg der BGW.

Neues Projekt mit Fokus auf Pflegebedürftige

Auch auf die Pflegebedürftigen hatte die Raumbeduftung eine erfreuliche Wirkung. So gaben die Pflegekräfte an, dass rastlose Bewohner durch die Beduftung ruhiger geworden sind. Aggressives Verhalten soll seltener aufgetreten sein. Teilnahmslose Pflegebedürftige dagegen wurden aktiviert. Und Bewohner mit Schlafproblemen fanden zudem zu einem guten Nachtrhythmus.

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Eine der sechs Einrichtungen konnte die Gabe von Psychopharmaka im Projektzeitraum um fast ein Drittel reduzieren und führt dies auf die Raumbeduftung zurück. „Für die Betroffenen scheint die Beduftung ihre individuellen Leiden sanft zu reduzieren. Darin sehen wir einen beachtlichen Erfolg“, so Andrea Fredrich von der AOK.

Kurz nach dem Start des Projekts begann die Corona-Pandemie. Die damit einhergehende stärkere Belastung sowie das Tragen von Schutzmasken erschwerte das Projekt. Daher seien die Ergebnisse umso bemerkenswerter, so Barmer-Chef Wiedemann. Das Projekt soll daher fortgeführt werden. Nun soll der Fokus auf den Pflegebedürftigen liegen. Gern mit Beteiligung vom Pro Civitate in Burg.