Die Konstruktion der Hochschule Magdeburg eröffnet eine ungewöhnliche Perspektive Burg von oben: Kamera an Helium-Ballon schießt phantastische Stadt-Aufnahmen
Die Passanten staunen nicht schlecht, wenn Stefan Kiel seinem Hobby nachgeht. Denn dann zieht er mit einem überdimensionalen Ballon durch die Straßen von Burg, um einzigartige Fotos zu machen.
Burg l Stefan Kiel ist hochkonzentriert. Ein prüfender Blick gen Himmel, dann sieht er wieder auf die große Fernbedienung in seinen Händen. Bunte Knöpfe, Hebel und Zeiger sind darauf - und ein Bildschirm. Denn er steuert nicht etwa ein Fernlenkauto, sondern eine Kamera - und die schwebt 30 Meter über seinem Kopf, befestigt an einem Heliumballon. "Hochschule Magdeburg" steht in blauen Lettern darauf, das erklärt diese seltsam anmutende Konstruktion. Denn Stefan Kiel unterrichtet an der Hochschule Bauwesen, und der Ballon ist sein Arbeitsgerät. "Die Studenten können sich damit Gebäude oder Ausgrabungsstätten aus der Luft angucken", erklärt er. "Das ist eine aufschlussreiche Perspektive für ihre Projekte."
Eine Helium-Füllung kostet 250 Euro
Acht Kubikmeter Helium bringen den "Helucam 2" zum Fliegen, eine einzige Füllung kostet etwa 250 Euro. Ein teures Vergnügen dafür, dass nur zwei Kilogramm Gewicht daran befestigt werden können - eine logistische Herausforderung für die Anbringung der Kamera. Kiel hat die Ausrüstung selbst gebaut und die filigrane Halterung in einem leichten Styropor-Helm befestigt. Der dient nicht nur als Befestigung, sondern auch als Schutz. "Mit der Fernbedienung kann ich die Kamera drehen und neigen", sagt Kiel. "Was dann dort oben durch die Linse zu sehen ist, wird auf meinen Monitor auf der Fernbedienung übertragen." Gefällt ihm das Motiv, drückt er nur noch auf den kleinen grünen Auslöser-Knopf.
Doch allein kann man den Ballon nicht bedienen. Für seine "Fotoshootings" benötigt Kiel drei Helfer, die "Helucam 2" an langen Schnüren festhalten, auf- und absteigen lassen und in die gewünschte Position dirigieren. Problematisch wird die Handhabung, wenn zu viel Wind ist. Dann ist der Ballon nicht mehr gut zu kontrollieren. Ab Windstärke 3 (schwache Brise) kommt er deshalb nicht zum Einsatz.
Ab und zu nutzt Kiel den Ballon auch privat. Wie zum Beispiel jetzt in seinem Urlaub. Denn es ist sein Hobby, damit Luftaufnahmen von seinem Heimatort Burg und dem Umland zu machen. Aus den schönsten Fotos gestaltet er dann einen Kalender. Bereits für 2013 hatte er einen herausgebracht und auch für nächstes Jahr wird es wieder einen Kalender geben. Er ist ab Ende August z.B. in der Stadtbibliothek oder den Buchhandlungen erhältlich.
Einsatz sogar in der Türkei und Rom
Und nicht nur Stefan Kiel und die Hochschule Magdeburg wissen den Ballon als Arbeitsinstrument zu schätzen. Auch ihre Partnerhochschule in der Türkei ist begeistert und hat das deutsche Team mit seinem Ballon schon vier Mal zu sich eingeladen. Und das Deutsche Archäologische Institut beauftragt Kiel regelmäßig mit Fotoarbeiten an Ausgrabungsstätten in Italien. Dann fährt Kiel mit der leeren Ballonhülle auf dem Anhänger für etwa eine Woche nach Rom. Dort wird sie dann wieder mit Helium befüllt - für einen dreitägigen Einsatz. Doch den Auftraggebern ist es die 250 Euro Heliumkosten wert. Denn sie wissen: Solche Fotos macht nur "Helucam 2".