Das über 60 Jahre alte Orchester freut sich über Nachwuchsmusiker / Vorkenntnisse sind keine nötig Burger Spielmannszug sucht Trommler und Flöter, die im Gleichschritt marschieren
Wenn in Burg-Süd die Anwohner auf ihren Balkon eilen und im Takt mitwippen, dann ist es wieder soweit: Der Burger Spielmannszug probt für seine Auftritte. Fast 30 Mitglieder marschieren dann trommelnd und flötend durch das Wohngebiet.
Von Franziska Ellrich
Burg l "Die Kombination aus Musizieren und Marschieren" macht sein Hobby so besonders, erzählt Trommler Philip. Zweimal in der Woche verwandeln sich Speiseraum, Kinderküche und Horträume der Grundschule Burg-Süd in die Proberäume des Burger Spielmannszuges. Wo mittags noch die Kinder essen und toben, sind dann 31 aktive Mitglieder am Flöten und Trommeln. Nachdem eine Stunde die einzelnen Instrumente miteinander üben, geht es zur Gesamtprobe nach draußen. Denn Notenkenntnisse und das Instrument zu beherrschen reichen noch lange nicht aus.
"Das Schwierige ist die Verbindung mit dem Laufen", erklärt Jutta Junge. Zwischen den Wohnblöcken in Burg-Süd wird geübt den Fliegermarsch oder Laridah im Marschschritt zu spielen. "Die Anwohner freuen sich über die Untermalung und nur so können wir uns richtig auf unsere Auftritte vorbereiten." Die Leiterin des Spielmannzuges ist bereits seit 1963 dabei.Sie spielt alle für einen Spielmannszug typischen Instrumente, von der Querflöte, über die Sopranflöte, die Tenor- und Altflöte, die kleine Trommel, die große Trommel und das Tom Tom.
"Bei uns lernt man die Noten und kann alle Instrumente ausprobieren."
Jutta Junge, Leiterin
Nur die Lyra beherrscht Jutta Junge nicht, "aber das ist auch sehr schwierig zu lernen", sagt Anke Schilling. Sie hat "extra von der Trommel auf die Lyra umgeschult, weil sonst keiner im Spielmannszug das Glockenspiel beherrscht". Tochter Michaela spielt jetzt auch Lyra und hat nicht nur ihre Mutter mit dem Spielmannszug infiziert, sondern auch ihren Vater. Klaus Schilling, "ihm ging der Rhythmus nicht mehr aus dem Kopf", kann nun auf der große Trommel musizieren. Leiterin Jutta Junge freut sich immer sehr, "wenn die Eltern über das Kind neue Mitglieder werden".
Manchmal ist es aber auch umgedreht. "Meine Mama war schon als junges Mädchen in dem Burger Spielmannszug und hat mich auf die Idee gebracht", sagt Johanna. Der 13-jährigen Sopranflötistin helfe ihre neue Freizeitbeschäftigung sehr gut im Musikunterricht. Außerdem "bringen die Auftritte bei Rosenmontagsumzügen, Schützenfesten, Osterfeuern und Stadtfesten immer sehr viel Spaß". Bald kann auch Flötistin Jasmin mitmarschieren. Die 12-Jährige ist seit einem Jahr dabei und ungefähr nach dieser Zeit dürfen die neuen Mitglieder mit zu den Aufführungen. "Am Anfang üben wir das Laufen nur mit Rhythmusinstrumenten und wer das Repertoire von 15 Titeln auswendig beherrscht, darf in der schicken rot-weißen Uniform mit auftreten", erzählt Jutta Junge. Die 57-Jährige ist das älteste Mitglied und weiß, dass es für den Nachwuchs, der Jüngste ist sieben, einmal eine große Ehre sein kann als Stabführer vorne weg zu laufen und den Takt anzugeben. Dafür ist "eine gute Proben- und Auftrittsdisziplin gefragt", und natürlich, "dass man sein Instrument sehr gut beherrscht". Dass in dem 1950 gegründeten Spielmannszug die Mitglieder ihre Instrumente vorbildlich spielen können, beweisen die vielen Pokale im Keller der Grundschule. Vier mal wurden die Musiker sogar Landesmeister.