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Der Wald leidet Erst die Stürme, jetzt die Trockenheit

Nach den Stürmen setzen im Forstrevier Leitzkau jetzt Käfer und Trockenheit den Bäumen zu.

Von Manuela Langner 12.08.2018, 07:00

Leitzkau/Hohenlochau l Die Stürme im Juni und Oktober 2017 hatten im Leitzkauer Forst für immense Schäden gesorgt. Bis Anfang Januar war die Aufarbeitung des Holzes so gut wie geschafft. Dann zog am 18. Januar der nächste Sturm auf. Jetzt muss es die vierte Durchforstung innerhalb von anderthalb Jahren geben.

Seit Sturmtief „Paul“ am 22. Juni 2017 die besorgniserregende Entwicklung angestoßen hat, mussten 65 000 Festmeter aus den Wäldern der Forstbetriebsgemeinschaft Leitzkau entnommen werden, wie Revierleiter Dietmar Schleth erklärte. Etwa 10 000 Festmeter kommen beim nächsten Einsatz der Harvester hinzu. Plus 5000 Festmeter Laubbäume, die erst im Winter beräumt werden können. „Das entspricht dem Einschlag für 15 bis 20 Jahre“, setzte Gerhard Achilles, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Leitzkau, die Zahlen in Relation.

Im vorigen Jahr war das Revier Leitzkau für 56 Prozent des Holzeinschlages des gesamten Forstamtes zuständig. „Etwa zehn Prozent wären normal“, erklärte Dietmar Schleth. Die Kahlschlagsflächen aufgrund der Stürme haben sich auf rund 100 Hektar summiert.

Beim Gang durch den Leitz- kauer Wald stehen die vor etlichen Jahren aufgeforsteten Lärchen im gelben Kleid da, wenn sie überhaupt noch Nadeln tragen. Wegen des Windbruchs auf der Nebenfläche waren sie der Sonne voll ausgesetzt. Ohne den Schutz durch anderen Bestand sind Bäume anfälliger gegenüber Stressfaktoren. Die Lärchen müssen gefällt werden.

Nicht nur wegen der enormen Schäden aus dem Vorjahr hatte Dietmar Schleth jeden Baum, den er verantworten konnte, stehen lassen. Im Schutz der sogenannten Überhälter wachsen junge Bäume besser heran.

Das wird auf der Fläche ganz deutlich, wo vor wenigen Jahren Eichen gepflanzt wurden. Diejenigen, die keinen Schutz eines Überhälters erfahren konnten, sind braun und abgestorben. Die Blätter der geschützten Mini-Eichen sind noch grün.

Mit Stürmen, Käferbefall und Trockenheit innerhalb eines Jahres konfrontiert, ist die Stimmung unter den Mitgliedern der Forstbetriebsgemeinschaft Leitzkau angespannt. Enttäuscht ist man vor allem vom Land Sachsen-Anhalt, dass die Förderrichtlinien nicht geändert worden sind. „Wir wollen Baumarten nehmen, die mit den neuen Klima- bedingungen zurechtkommen“, sagte Gerhard Achilles. „Aber gefördert werden nur Baumarten, die es im jetzigen Klima nicht mehr aushalten.“

Wie es sich mit Bäumen verhält, die nicht zum Standort passen, lässt sich im Leitzkauer Wald ganz einfach an den zu DDR-Zeiten gepflanzten Fichten ablesen. Die Flächen sind fast komplett geworfen, wie es in der Fachsprache heißt. „Fichten sind nicht standortgemäß“, sagte Dietmar Schleth.

An Nadelbäumen möchte die Forstbetriebsgemeinschaft neben der einheimischen Kiefer verstärkt auf Douglasien setzen. Die nordamerikanische Tanne ist wenig anfällig gegen Schädlinge, wächst schnell aus dem Krautwuchs raus und benötigt deshalb wenig Pflege. Aber weder Kiefer noch Douglasie werden gefördert.

Auf den besseren Standorten im Leitzkauer Bereich, die etwa ein Drittel der Fläche ausmachen, sollen Laubbäume wie Eiche und Buche aufgeforstet werden, auch etwas Nadelholz.

Im Gegensatz zu Nadelbäumen ist das Pflanzen von Laubbäumen sehr viel aufwendiger und teurer. Laubbäume müssen beispielsweise eingezäunt werden, um sie vor Wildverbiss zu schützen.

Normalerweise wäre mit dem Aufforsten auch längst begonnen worden. Vor all der anderen Arbeit ist man dazu aber noch nicht gekommen. Von anderen Kollegen weiß Dietmar Schleth, dass deren neue Anpflanzungen der Trockenheit zum Opfer gefallen sind. Anders als die nach Leitzkau transplantierten Fichten zu DDR-Zeiten wird heute darauf geachtet, dass das Saatgut der Nachpflanzungen tatsächlich aus dem ostdeutschen Tiefland stammt. Darüber hinaus setzen Revierleiter und Forstbetriebsgemeinschaft natürlich auf Naturverjüngung dort, wo es möglich ist.

Trockenheit in dieser langen Ausdehnung hat Dietmar Schleth in seinen vielen Berufsjahren noch nicht erlebt. „Auch keine Generation vor mir.“ Wie beispielsweise die Alteichen im Bestand die langanhaltende Hitze- und Trockenperiode des Sommers 2018 verkraften, lasse sich erst nächstes Jahr ablesen.

„Wir bräuchten mehrere Tage ergiebigen, langsamen Regen“, sagte Gerhard Achilles. Damit die Feuchtigkeit auch in den Boden eindringe und nicht wie bei einem Gewitter nur wegfließe.