1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Wie ein Schlitten Leben retten kann

Rotes Kreuz Wie ein Schlitten Leben retten kann

Sechs Gerätewagen für die Wasserrettung hat Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) in Heyrothsberge an sechs Kreise übergeben.

Von Falk Heidel 14.12.2017, 04:00

Burg l Ein neues Auto riecht auch neu. Das ist bei den sechs großen Kastenwagen der Marke MAN nicht anders. Sechs Stück stehen in der großen Halle des Katastrophenschutz-Instituts Heyrothsberge im Halbkreis aufgereiht.

Wie beim Militär haben sich die Katastrophenschützer aus den Landkreisen Börde, Salzlandkreis, Saalekreis, Wittenberg und Jerichower Land sowie der Stadt Halle gruppenweise aufgestellt. In einer kleinen Ansprache erzählt Stahlknecht von 1,4 Millionen Euro Gesamtkosten für die sechs Fahrzeuge: „Das letzte Hochwasser in Sachsen-Anhalt im Jahr 2013 hat uns gezeigt, wie wichtig ein gut funktionierender Katastrophenschutz ist.“

Jedes Fahrzeug kostet gut 230.000 Euro. „Das Fahrzeug selbst steht mit 100.000 Euro zu Buche, der wesentliche teurere Teil ist die hochwertige Technik an Bord“, erklärt Lutz-Georg Berkling. Er ist im Ministerium für Brand- und Katastrophenschutz zuständig.

„Wir werden das Fahrzeug am Donnerstag in Burg an das Deutsche Rote Kreuz übergeben“, sagte Bernd Girke auf Volksstimme-Nachfrage. Berkling und Girke kennen sich bestens: Beide gehörten einst zum Landkreis-Vorstand von Ex-Landrat Lothar Finzelberg im Jerichower Land.

Unterdessen testeten die Katastrophenschützer um Andreas Thiele die neue Technik gleich vor Ort. Per Joystick lässt Thiele den Stab mit der drehbaren Beleuchtung ausfahren: „Solche Lichter machen die Nacht zum Tag.“ Er zeigt den Notfall-Rucksack, das große Zelt für die Behandlung von Patienten und einen Defibrillator.

Thiele gehört zu den 20 Katastrophenschützern beim DRK im Jerichower Land mit entsprechender Ausbildung, um im Ernstfall auch eingesetzt zu werden. Das gilt auch für den ehrenamtlichen Katastrophenschützer André Schütz, der nach dem offiziellen Termin in Heyrothsberge zur Arbeit bei einem Burger Küchenhersteller fährt. Zuvor schaut er sich an Bord des großen Lasters um: „Bisher hatten wir einen 34 Jahre alten Iveco, der quasi in Handarbeit für die Wasserrettung umgerüstet wurde.“ Jetzt sind die Retter bei der Ausstattung im dritten Jahrtausend angekommen.

Als Beispiele dafür erzählt Schütz von einem Rucksack voller Material, aus dem man ein Seilzug zusammenbauen kann, vom Notstromaggregat und vom zusammenklappbaren Schlitten: „Damit können wir Menschen helfen, wenn sie auf dem Eis eingebrochen sind.“

Nicht nur Thiele und Schütz hoffen, dass die neue Technik niemals zum Einsatz kommen wird, aber „zweimal jährlich werden wir intensiv damit trainieren.“ „Mit einer entsprechenden Gesetzesnovelle vor einer Zeit haben wir im Landtag der Arbeit der Berg- und Rettungswachten aufgewertet“, sagte der Burger CDU-Abgeordnete Markus Kurze. „Die heutige Fahrzeugübergabe gehört zu den Auswirkungen dieser Änderung.“