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Dürreschäden Jungeichen trotzen dem Klimastress

Der Waldbestand des Landkreises und in Burg hat die Dürrejahre gut überstanden. Doch die Schäden an Fichten und Kiefern sind groß.

Von Mario Kraus 30.10.2019, 00:01

Burg/Grünthal l Der Wald des Landkreises gleicht bei Grünthal an vielen Stellen einer Idylle. Stattliche Eichenwälder und Fichten gehen ineinander über, Junganpflanzungen bieten Schutz und Deckung fürs Wild. Ein Gebiet, wie es sich ein Waldbesitzer wünscht und eine besonders grüne Lunge, die auch viel aushalten muss. „Stürme, Hitze und Trockenheit gehen nicht spurlos vorüber“, sagt Uwe Schmied, zuständiger Revierförster vom Betreuungsforstamt Nedlitz. Gemeinsam mit Kreisvorstand Stefan Dreßler inspizierte er vor wenigen Tagen den Forst Grünthal bei Grabow. Das rund 300 Hektar große Gebiet ist wegen des allgemein höheren Grundwasserspiegels ideal für Laubholzarten. Zwar dominiert die Kiefer – wie nahezu überall – die Flächen, aber mit einem Anteil von 28 Prozent im Revier hat sich die Eiche dort prächtig entwickelt.

Dagegen bereitet die Fichte dem Revierförster erhebliche Sorgen. Ähnlich wie im Harz hat sich der Borkenkäfer eingenistet. Schmied nimmt ein Stück Rinde vom Baum – und schon krabbeln die kleinen weißen Larven umher. Dieser und auch die umliegenden Bäume müssen gefällt werden. Uwe Schmied ist sich sicher, dass die Fichte über kurz oder lang keine Zukunft mehr haben wird. „Fichten leiden besonders unter der Trockenheit, weil sie Flachwurzler sind“, sagt der Forstmann. Da der Boden durch den Regenmangel weniger Feuchtigkeit vorhalte, gehe den Fichten relativ schnell das Wasser aus. Sind diese dann geschwächt, werden sie blitzschnell ein ideales Angriffsziel für den Borkenkäfer. Auch deshalb würden Anpflanzungen mit Jungfichten vermieden, sagt Schmied.

Die Baumart halte dem Klimawandel schlichtweg immer weniger stand. So würden, wenn es die Bodenverhältnisse erlauben, im Kreiswald Eichen die Fichten ersetzen, bestätigt Dreßler. Ein Beispiel dafür, dass Eichen der monatelangen Hitze in diesem Jahr getrotzt haben, ist auf einem 1,6 Hektar großen Bestand zu sehen. Eingegattert wachsen hier fünfjährige Jungeichen. „Sie werden sich einmal zu einem ordentlichen Bestand entwickeln“, ist sich Schmied sicher. Der Boden in diesem Bereich hält Nährstoffe und Wasser, damit die Wurzeln die Pflanzen versorgen können. „Hier haben wir gar keine Probleme. Hoffentlich bleibt es so“, sagt der Revierleiter.

Das setze natürlich keine Wetterkapriolen voraus. Denn neben der Trockenheit haben sich die Stürme in den vergangenen Jahren zu einer Gefahr für den Wald entwickelt, die manchen planmäßigen Holzeinschlag durcheinander wirbelte. Allein im Jahr 2017 fielen im Revier Grünthal 1500 Festmeter Holz den Stürmen zum Opfer. In einigen Waldteilen entstanden ganze Schneisen.

Das Fazit bei Grünthal sieht insgesamt noch ordentlich aus. Auch deshalb, weil jetzt alle Flächen bewirtschaftet werden können, da zwischen 2010 und 2016 der gesamte Revierteil nach Kampfmitteln abgesucht wurde und das Areal während dieser Zeit auch forstlich nur eingeschränkt nutzbar war, erläutert Dreßler. Immerhin wurden zwölf Tonnen Munitionsteile aus dem Wald geholt.

Apropos Bewirtschaftung: Trotz aller Klimafolgen stehe die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt: Denn: „Das Öl ist irgendwann alle, aber wir wirtschaften im Sinne kommender Generationen.“ Für die Förster gilt die Regel: Was eingeschlagen wird, wird wieder aufgeforstet - und es wird nie mehr genutzt als nachwächst. Grundlage für die Bewirtschaftung ist eine so genannte Forsteinrichtung, die für jede einzelne Abteilung des Revieres erstellt wird. Sie erfasst in periodischen Abständen von zehn Jahren den Waldzustand, führt eine Erfolgskontrolle durch und legt den Rahmen für die Planung der nächsten zehn Jahre fest. Darin integriert sind Aussagen zu Bestockungsgrad, Nutzungen und zur Qualität des Holzes. „Auf diese Weise wird die Waldbewirtschaftung gemeinsam mit dem Forstamt geplant“, sagt Dreßler.