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Die Geschichte des Betriebes von Jens Höhne und Seniorin Ute Meyer ist geprägt von Umzügen Durch Zufall entdeckt - eine Fleischerei feiert ihr 100. Geschäftsjubiläum

Von Marco Papritz 23.12.2011, 05:22

In diesen Tagen begeht der Fleischerbetrieb Meyer sein 100-jähriges Bestehen. Bemerkt wurde dies per Zufall bei einem Umzug, der wieder einmal vollzogen werden musste.

Gommern l 100 Jahre Fleischerei Meyer. Fast hätte es dieses Jubiläum, das in diesem Monat begangen wird, nicht gegeben. Nachgeholfen hat ein Umzug. Einer der vielen in der langen Geschichte der Familie von Ute Meyer und ihrem Sohn Jens Höhne. Aber der Reihe nach. Die Umzugskartons wurden in den vergangenen Wochen an der Magdeburger Straße in Gommern gepackt und das neue Domizil an der Karither Straße eingerichtet. Dabei fielen Jens Höhne Dokumente des Großvaters Gustav August Rieseberg, ebenfalls Fleischermeister, in die Hände. Allerdings ist der Meisterbrief aus dem Jahr 1937 wie zu damaliger Zeit üblich mit einem Stempel der Nationalsozialisten mit Hakenkreuz und Reichsadler versehen, der heute ein verbotenes Symbol ist und nicht öffentlich ausgestellt werden darf. "Es stand die Frage im Raum, wie wir damit umgehen und ob wir vielleicht einen neuen Meisterbrief ausgestellt bekommen", so der 48-Jährige.

Um sich abzusichern, wurde eine Anfrage bei der Handelskammer in Magdeburg gestellt. "Dort wurde in den Akten nachgeschaut und festgestallt, dass das Geschäft meines Großvaters Gustav August Rieseberg in Magdeburg-Neustadt im Dezember 1911 eingetragen wurde", sagt Ute Meyer, die die Fleischertraditionen ihrer Familie fortführte. Einen neuen Meisterbrief gab es zwar nicht, aber dafür eine Urkunde der Handelskammer zu Ehren des 100-jährigen Geschäftsjubiläums, von dem Ute Meyer und Jens Höhne überrascht wurden. "Davon haben wir nichts gewusst, da bei uns immer das Arbeiten im Vordergrund stand und wir es nicht gewohnt sind, uns so zu präsentieren", sagt die 68-Jährige.

Lange Schlangen werden negativ bewertet

Die Geschichte des Fleischerbetriebes gleicht einer Odyssee, die von der Neustadt in Magdeburg zunächst nach Stadtfeld führte, wo auf einen Hinterhof der Arndtstraße nach dem Ende es Zweiten Weltkrieges in einer Freibank Wurst- und Fleischwaren angeboten werden. "Der Laden durfte nicht direkt an der Straße betrieben werden, weil niemand sehen sollte, welche Schlangen sich davor bildeten", berichtet Jens Höhne.

Ab 1973 betrieb Ute Meyer als Fleischermeisterin ein Geschäft im Elternhaus in der Neuen Neustadt. "1984 ist das Haus dann abgerissen worden. Dann hat der Rat der Stadt bestimmt, wo es hingeht", sagt Ute Meyer beim Blick auf alte Fotos. Nächste Station: Keplerstraße 1 in unmittelbarer Nähe zum Hasselbachplatz. Das erneute Problem: lange Schlangen vor dem Geschäft, die von Handel und Versorgung als negatives Erscheinungsbild empfunden wurden.

Also ging es nach knapp 18 Monaten wieder zurück in die Neustadt, wo in der Abendstraße 11 ein Geschäft eröffnet wurde. "Die Kunden haben mich damals gefragt, ob ich dort bleiben werde. ¿Bis ich Rente bekomme\' habe ich dann immer gesagt", erinnert sich die Seniorin. Doch es sollte anders kommen.

Mit der Wiedervereinigung wurde das Haus von der Apothekerkammer Braunschweig gekauft und es stand wieder einmal die Frage im Raum: Wohin geht es dieses Mal? Im Juni 1994 eröffneten Ute Meyer und Jens Höhne, seit 1989 Fleischermeister, ein Geschäft in Neu-Olvenstedt um kurze Zeit später das Angebot zu erhalten, im Eingangsbereich des Hauptbahnhofes einzuziehen. Ute Meyer: "Kurz vor Weihnachten 1995 haben wir eröffnet. Dort, wo heute der Zeitungsladen und eine Subway-Filiale zu finden sind." Der Mietvertrag lief Ende 2005 aus, zwei Jahre zuvor ging die Fleischermeisterin in den Ruhestand. Das Geschäft übergab sie an ihren Sohn. "Im März 2005 sind wir nach Gommern in die damalige Kondi-Filiale in der Magdeburger Straße 21 gezogen. Dann kam der Abriss, der uns irgendwie verfolgt", so Jens Höhne mit einem Schmunzeln. Die Suche nach neuen Geschäftsräumen führte die Fleischerei Meyer schließlich in die Filiale des NP-Marktes. Da dieser aber im Frühjahr durch den Neubau des Kaufhauses am Markt an die Martin-Schwantes-Straße ziehen wird, zog der Betrieb nun wieder um. "Es war Zeit, sich endlich etwas Eigenes zu suchen", sagt der 48-Jährige. Das Eigene ist ein Nebengebäude, das zwar unter der Martin-Schwantes- Straße in Gommern geführt wird aber an der Karither Straße zu finden ist. Vielleicht ja die nächsten 100 Jahre.