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Serie „Otto ist Einheit“ über 35 Jahre Wiedervereinigung Auf Augenhöhe: Junge Chefin in Magdeburg setzt auf miteinander

Lisa Underberg kam aus dem Ruhgebiet nach Magdeburg und lernte Stadt und Region schnell lieben. Was ihr dabei geholfen hat.

Von rs 06.07.2025, 19:00
Lisa Underberg, Wissenschaftlerin und Chefin des Ifak-Institutes.
Lisa Underberg, Wissenschaftlerin und Chefin des Ifak-Institutes. Pro M Magdeburg

Magdeburg - In einer Serie erzählen Menschen aus Magdeburg mit Ost- oder West-Hintergrund ihre Geschichte über Wiedervereinigung und Deutsche Einheit seit 35 Jahren. Hier Prof. Dr. Lisa Underberg, Wissenschaftlerin.

Prof. Dr. Lisa Underberg ist eine Rarität in ihrem Bereich. Nicht nur, dass sie in einer absoluten Männerdomäne Elektrotechnik studiert hat, sie ist auch mit 35 Jahren eine der jüngeren Professorinnen. Wenn man sie darauf anspricht, ist das nichts Besonderes, da sie einfach immer wusste, was sie wollte und ihren Weg gegangen ist: „Ich wollte etwas studieren, das mich später nicht einschränkt und mir eine gute Perspektive bietet. Elektrotechnik ist ein so breites Feld, weshalb ich mich dafür entschieden habe. Im Studium habe ich mich dann besonders für Kommunikationstechnik interessiert.“ Diese Spezialisierung ließ ihr nicht nur sehr viel Spielraum, sondern auch umfangreiche Entwicklungsmöglichkeiten.

Ihr Weg nach Magdeburg war dabei einem spannenden Forschungsprojekt geschuldet. Kurz vor der Wiedervereinigung im Ruhrgebiet geboren, hatte sie zuvor keine Berührungspunkte mit Magdeburg und auch die Diskussionen um „alte und neue Bundesländer“ hatten für sie persönlich kaum eine Bedeutung.

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Nach dem Studium in Dortmund und während ihrer Promotionszeit lernte sie dann das ifak, das Institut für Automation und Kommunikation kennen. „Die Arbeit des national wie international sichtbaren Teams „Funk in der Automation“ interessierte mich sehr, da das genau mein Thema war und die Kolleginnen und Kollegen hier das schon viel länger machten als ich“, erinnert sie sich. „Zudem befassten sie sich sehr anwendungsnah auch mit dem Transfer in die Praxis.“

Magdeburg gefällt - trotz mancher Vorurteile

Nach der reinen Forschung an der Universität war die angewandte Arbeit am ifak für die junge Wissenschaftlerin das ideale Arbeitsfeld. „Ich wollte etwas bewegen und mitwirken. Dafür braucht man Freiraum, den es hier am Ifak gab“, sagt sie. Daher war ihre Entscheidung für das Magdeburger Institut eine naheliegende Wahl, auch wenn sie damit so Manchen in ihrem Umfeld erstmal überraschte. „Ich wollte gerne von Dr. Lutz Rauchhaupt und seinem Team lernen und mir hat Magdeburg – trotz mancher Vorurteile – gleich gut gefallen.“

Kompetenz, Können und Glück

Mittlerweile hat sie nicht nur sehr viel gelernt und sich weiterentwickelt, sondern Eindruck hinterlassen. Infolgedessen hat sie auch seit letztem Jahr die Professur für Digitale Automatisierungssysteme der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg inne und in diesem Zusammenhang auch die Leitung des Instituts für Automation und Kommunikation übernommen.

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„Diese Berufung war schon ein besonderer Moment für mich“, gibt sie zu. „Manchmal braucht man neben Kompetenz und Können auch ein bisschen Glück.“ Bei diesem rasanten Aufstieg ist sie sehr froh, ihre Kolleginnen und Kollegen des ifak immer an ihrer Seite zu haben, um mit und von Ihnen zu lernen. Darüber hinaus schätzt sie den intensiven fachlichen Diskurs mit allen Partnern. „Bei der Arbeit geht es mir immer um Zusammenarbeit, einen ergebnisoffenen Austausch und gemeinsame Lösungen“, sagt sie von sich selbst. Das ist wohl auch einer der Gründe, warum sie so gut in Magdeburg aufgenommen wurde und so manche Hürde überwunden hat.

Begeistert von Geschichte, Campus und Kultur

Auch wenn sie vor gut sechs Jahren, als sie nach Magdeburg kam, nur bedingt wusste, worauf sie sich einlässt – zumindest hinsichtlich der Stadt und ihrer Menschen – so hat sie diesen Schritt nicht bereut. „Vielleicht hat mir dabei auch geholfen, dass ich bis dahin wenig Berührungspunkte und damit auch keine Vorurteile hatte. So bin ich offen nach Magdeburg gekommen.“ Mittlerweile ist sie ganz begeistert von der Geschichte der Stadt, vom Campus im Wissenschaftshafen, den Sehenswürdigkeiten und Kulturangeboten, aber vor allem auch von den Menschen, die ihr immer sehr offen begegnen. „Ich habe hier nicht das Gefühl, dass ich mich als junge Frau besonders beweisen oder durchsetzen muss. Das hat vielleicht auch etwas mit der Historie in den neuen Bundesländern zu tun, wo es schon immer ganz normal war, dass Frauen arbeiten gehen und beruflich erfolgreich sind“, stellt sie in ihrer Position immer wieder fest.

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„Von dieser Grundeinstellung profitiere ich sehr, denn mir wird auf Augenhöhe begegnet, ich werde wahrgenommen und kann mitgestalten.“ Dieses Miteinander ist aus ihrer Sicht ein großes Potential der Stadt. „Gerade auch im Bereich der Wissenschaft sind wir weit vorn und werden das noch ausbauen“ blickt sie optimistisch in die Zukunft.