Stadtentwicklung in Burg Ein Giebel voller Geschichte
Von Mario Kraus
„In liebevolle Hände“ wollte Erica Jacobeit im Jahr 2014 die bekannte Krocker-Villa in der Bruchstraße 20/21 mit 17 Zimmern auf 436 Quadratmetern geben. Die Expertin wusste natürlich um die denkmalgeschützte Besonderheit und den Charme des dreietagigen Wohnhauses, das 1927 errichtet wurde. Der Plan der Immobilienmaklerin ist mehr als nur aufgegangen. Sie hat nicht nur Käufer gefunden, die das geschichtsträchtige Haus sanieren und damit erhalten, sondern mit Gundula und Thomas Illies auch Eheleute, die mit dem Gebäude auch der Historie der Stadt einen besonderen Anstrich verleihen. Der wird ersichtlich, wenn der Giebel der Villa so gestaltet wird, dass er die Epochen Burgs in Form eines Kunstwerkes widerspiegelt. Wer dann vom Breiten Weg aus in die Bruchstraße einfährt oder auch läuft, taucht in eine Szenerie ein, wie sie so in der Stadt noch nicht konzipiert wurde. Andreas Wunderlich, Architekt und Chef der Firma „creative Stadt“, fasst die Darstellung so zusammen: „Auf dem Giebel werden sich Themen, Elemente und Figuren der Geschichte mit der Gegenwart verbinden.“
Ideen aus einem Workshop
So kommt den Machern aus Berlin und Familie Illies zugute, dass die Stadt viele historische Eckpfeiler hat, mit denen Burg noch heute wuchern kann und die in einem Workshop mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft sowie Sponsoren, die weiterhin willkommen sind, besprochen und herausgearbeitet wurden. Wobei Andreas und Sohn Theo Wunderlich als Städtebauexperten in den vergangenen Monaten selbst genug Streifzüge durch Burg unternommen und den Wandel gespürt haben.
All diese Eindrücke und die Fakten konnten nun nach umfangreichen Vor- und Vermessungsarbeiten in eine Art 3-D-Modell gegossen werden, das den Giebel in Form einer gegenständlich künstlerischen Darstellung prägen soll. „90 Prozent der Menschen kriegt man damit gefangen“, sagt Andreas Wunderlich, der auf mehrere Projekte in ganz Deutschland verweisen kann.
Illusionsmalerei wie echt
Und dieser Effekt soll auch auf dem Wandbild in der Bruchstraße erzielt werden: Natürlich mit einer Schuhmacherwerkstatt, wie sie neben Loriot und einem Filmplakat im Erdgeschoss zu sehen sein wird. Auch die Lederhandschuhherstellung des Fabrikanten Wilhelm Krocker ist ein wichtiger Bestandteil. Und selbstverständlich die Kreisvolkshochschule, die das Gebäude mit ihren Bildungsangeboten und Kursen über viele Jahre nutzte. Mit Details werden die Künstler auch die Militärgeschichte Burgs darstellen und viele Einwohner und Gäste neugierig machen. „Die Faszination, dass man quasi in das Gebäude hineinschaut, ist auf diese Weise hervorragend erreicht“, urteilte Bürgermeister Jörg Rehbaum (SPD) bei der Vorstellung. Möglich macht dies die Technik der Trompe-l'œil-Malerei, die oftmals erst auf den zweiten Blick erkennen lässt, dass es sich nicht um ein reales Bild, sondern um eine Illusionsmalerei handelt. Die begeistert auch Annette Meyer, Geschäftsführerin der Stadtwerke Burg. Das Unternehmen gehört zu den Unterstützern und Sponsoren. „Die gesamte Darstellung ist total beeindruckend und für Burg ein Gewinn. Deshalb stehen wir gern an der Seite von Familie Illies.“
Start im dritten Quartal 2021
Für den Stadtratsvorsitzenden Markus Kurze (CDU) ist das Projekt eines der bedeutendsten, das Vergangenheit mit Zukunft künstlerisch vereine und auch die Altstadt weiter aufwerte.
Mit den Arbeiten am Giebel, die auch Anspielungen auf die Sponsoren enthalten, soll voraussichtlich im dritten Quartal dieses Jahres begonnen werden, kündigte Gundula Illies an.