Umwelt Fische sterben im Parchauer See
Im Parchauer See sterben die Fische, doch von Behördenseite fühlt sich niemand zuständig. Der Fischereiverein versucht zu retten, was noch zu retten ist.

Parchau - Ein Schock für die Anwohner und Camper am Parchauer See: Am Donnerstagmorgen war das Seeufer übersät mit toten Fischen.
Schon seit einigen Tagen war zu beobachten, dass mit dem See etwas nicht stimmte, berichtet Detlef Pakebusch, Vorsitzender des Naherholungsvereins, der die Bungalowsiedlung am See betreut. „Am Mittwoch konnte man schon sehen, dass die Fische überall an die Oberfläche kommen und nach Luft schnappen“, erzählt er. Außerdem habe sich das Wasser seit einigen Tagen sichtlich eingetrübt. Man habe gehofft, dass sich die Situation mit dem Regen am Abend bessern würde. Doch am Donnerstagmorgen entdeckten frühe Spaziergänger die Bescherung.

Auch die Mitglieder des Fischereivereins Parchau/Ihleburg 1991, die sich umgehend vor Ort ein Bild von der Lage machen wollten, waren fassunglos: „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagt Enriko Müller. Die Angler versuchten noch, einige Fische zu retten und aus dem Schilf am Ufer zu befreien. Doch die seien sofort wieder zurück zum Ufer geschwommen, beobachtete Müller. Der Fischereiverein hat das Gelände gepachtet und kümmert sich um den Fischbestand. Damit ist er auch für die Beseitigung der toten Fische verantwortlich.
Tonnenweise tote Fische
Am Donnerstagnachmittag begannen deshalb die Vereinsmitglieder mit dem Abfischen und füllten mehrere Mülltonnen mit toten Fischen. Zwei bis zweienhalb Tonnen kamen dabei zusammen, schätzt Norman Becker, der Vorsitzende des Vereins. Und am Freitag schwammen schon wieder etliche tote Fische am Ufer, ein zweiter Arbeitseinsatz stand für die Vereinsmitglieder an.

Was Becker besonders ärgert, ist, dass der Verein frühzeitig auf die Situation hingewiesen hatte. Schon am Mittwoch, als der niedrige Sauerstoffgehalt zu bemerken war, hatte sich Becker an die Untere Fischereibehörde beim Landkreis Jerichower Land gewandt. Dort fühlte man sich nicht zuständig; an wen man sich zu wenden habe, konnte aber auch niemand sagen, berichtet er.
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Als am Donnerstag dann die toten Fische am Ufer lagen, war dann doch, nach Angaben von Norman Becker, eine Mitarbeiterin der Unteren Naturschutzbehörde vor Ort, um sich ein Bild von der Situation zu machen.
Keine Unterstützung
Seitens des Landkreises passierte aber nichts, Handlungsanweisungen, für den Verein, um die verbliebenen Fische zu retten, gab es nach Aussage von Norman Becker nicht.
Der Fischereiverein fällte aber noch am selben Tag eine Entscheidung: Nämlich nicht untätig zuzusehen, sondern zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr das Wasser im See umzuwälzen, um es mit Sauerstoff anzureichern. Diese Maßnahme habe auch zu beobachtbaren Verbesserungen geführt, wie er berichten kann.
Die Pressestelle des Landkreises teilte auf Volksstimme-Nachfrage mit, dass die Fische offensichtlich an Sauerstoffmangel verendet seien. Aber „eine Fremdeinwirkung durch Dritte ist nicht erkennbar“. Für die Untersuchung des Gewässers sei der Unterhaltungsverband „Stremme/Fiener Bruch“ zuständig.

Dieser führt tatsächlich gerade eine Gewässerschutzmaßnahme durch, wie der Geschäftsführer Eric Maahs bestätigt. Dabei handele es sich jedoch um eine Machbarkeitsstudie zur künftigen Verbesserung der Wasserqualität im Parchauer See, erläutert er.
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Dazu wird die Wasserqualität im Jahresverlauf monatlich untersucht, um langfristig erfolgversprechende Schutzmaßnahmen zu ermitteln. Für akute Ereignisse wie das Fischsterben sei hingegen der Landkreis zuständig.
Schaden ist enorm
„Keiner fühlt sich verantwortlich“, fasst Norman Becker zusammen. Den Schaden für den Fischereiverein schätzt er auf mehrere zehntausende Euro. Jedes Jahr setzt der Verein Fische im Wert von 1500-3000 Euro im See aus.

Jetzt ist ein großer Teil des Bestands verendet, der Nachwuchs ebenso wie kapitale Fische, die mehrere Jahrzehnte im See lebten. „Das kriegen wir in Zehn Jahren nicht ersetzt“, so Becker. Für den Verein sei das „der finanzielle Ruin.“