Ausbildung Förderschule sorgt für Fachkräfte von morgen
Die kreisliche Förderschule „Dr. Theodor Neubauer“ in Burg feiert den 25. Schulgeburtstag. Anlässlich einer Spendenübergabe zum Jubiläum bot sie überraschende Einblicke.

Burg/Genthin - Eigentlich sollte es eine gewöhnliche Spendenübergabe werden: Die Firma Hydro Wacht in Gerwisch hatte sich entschlossen, die Feier zum 25. Schuljubiläum der Förderschule für Lernbehinderte „Dr. Theodor Neubauer“ in Burg mit 500 Euro zu unterstützen.
Doch als Geschäftsführer Steffen Habel sich bei der Übergabe vor Ort über die Arbeit der Schule informierte, eröffneten sich neue Möglichkeiten. Hydro Wacht ist im Wasserbau tätig, vom Ausbau des Magdeburger Hafens bis zur Renaturierung von Flüssen reicht das Aufgabenspektrum. Wie überall fehlt auch in der Bauwirtschaft der Nachwuchs an Fachkräften, erläuterte Habel.
Und genau hier setzt die kreisweite Förderschule an, denn das Ziel an der Theodor-Neubauer-Schule ist es, die Schüler auf ein normales Berufsleben vorzubereiten, wie Schulleiterin Manuela Hahnke erläuterte. Was nicht ganz einfach ist, denn an der Förderschule können die Schüler keinen regulären Schulabschluss erwerben. „Alle unsere Schüler werden in der Statistik als Schulabbrecher geführt“, so Hahnke.
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Schüler mit guten Chancen
Aktuell lernen an der Neubauer-Schule 120 Schüler in zwölf Klassen. Im Anschluss an die neunjährige Regelschulzeit folgt ein Berufsvorbereitenden Jahr an einer berufsbildenden Schule, mit dem die Schüler den Hauptschulabschluss erwerben. Anschließend können sie ganz normal eine Berufsausbildung beginnen.
Alternativ dazu gibt es die Fachpraktiker-Ausbildung. Hier wird ein stärkeres Gewicht auf die praktische Ausbildung gelegt, so dass auch Schüler, die den Hauptschulabschluss nicht erreichen, einen Berufsabschluss erwerben können. Die Förderschule arbeitet daran, in Zusammenarbeit mit den Berufsbildenen Schulen in Burg solche Ausbildungsgänge anzubieten.
„Insgesamt haben unsere Schüler gute Chancen auf einen Berufsabschluss“, weiß Hahnke zu berichten.
Wertschätzung ist wichtig für die Schüler
Für die Schüler selbst ist das auch wichtig, denn ihnen bleibt das negative Image ihres Bildungsweges nicht verborgen. „Sie fühlen sich oft nicht wertgeschätzt“, so Hahnke. Schließlich sei es kein gutes Gefühl, wenn der eigene Abschluss quasi nichts wert ist. Umso wichtiger sei es, dass sie im praktischen Arbeitsleben zeigen können, was in ihnen steckt.
An der Förderschule wird deshalb neben dem regulären Schulunterricht besonderes Gewicht auf die Berufsvorbereitung gelegt. „Uns geht es darum, Schlüsselqualifikationen zu vermitteln: Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Umgang mit Hierarchien“, erklärte Hahnke.
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Steffen Habel, der Mann aus der Wirtschaft, zeigte sich angesichts dieses umfangreichen Engagements begeistert – und auch ein wenig überrascht. Diese Möglichkeiten zur Nachwuchsgewinnung waren ihm bisher nicht bekannt gewesen. Er könne sich jedenfalls „gut vorstellen, in Zukunft Schüler der Förderschule im Betrieb auszubilden“, sagte er. Dazu wolle er schnell Möglichkeiten ausloten, Praxistage zum Reinschnuppern in den Betrieb anzubieten. „Das ist eine Chance für diejenigen, die früher durch das Raster gefallen sind“, zeigte er sich begeistert.

Festwoche zum Jubiläum
Zunächst steht aber erst einmal das Jubiläum an. Gefeiert wird dabei der Bezug des Schulneubaus vor 25 Jahren. Das heutige Gebäude auf dem ehemaligen Kasernengelände wurde damals in Rekordzeit errichtet: 1995 vom Kreistag beschlossen, wurde schon anderthalb Jahre später mit dem Bau begonnen und 1998 konnte die Schule ihren Betrieb am neuen Standort aufnehmen.
Das wird mit einer Festwoche in dieser Woche gefeiert: Gestern fand bereits die Festveranstaltung mit Gästen und Unterstützern statt und für den morgigen Donnerstag ist ein großes Schulfest mit reichlich Spiel und Spaß für die Schüler geplant.
Für die Zukunft der Schule sieht es wohl gut aus: „Die Förderschulen verzeichnen einen Zuwachs“, berichtete Hahnke. „Immer mehr Eltern entscheiden sich dafür, ihre Kinder an Förderschulen zu schicken.“ Auch werde die Schule vom Landkreis gut unterstützt. Da das mit dem Digitalpakt angekündigte WLAN noch auf sich warten ließ, habe die Schule gemeinsam mit dem Landkreis ein lokales WLAN aufgebaut.
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Modern und gut ausgestattet
Die Ausstattung kann sich sehen lassen. An der Förderschule wird mit modernen Lehrmitteln gearbeitet. Mit der Dokumentenkamera ist es möglich, Lehrmaterialien direkt auf einem Bildschirm anzuzeigen.
Wie überall ist der Lehrermangel auch an der Förderschule ein Problem. Derzeit ist die Schule zwar laut Manuela Hahnke noch gut aufgestellt. Aber es werde immer schwieriger, Ersatz für Kollegen zu finden, die in Ruhestand gehen. „Da werden wir uns in den nächsten Jahren noch einige Gedanken machen müssen“, so Hahnke.