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Friedhofssatzung Blumengrüße, wo sie nicht hingehören

Die Friedhofssatzung in Gommern lässt keinen Blumenschmuck an den Kissensteinen zu. Trotzdem liegen dort immer wieder Sträuße.

Von Manuela Langner 07.06.2018, 14:00

Gommern l Den Blumenstrauß am Kissenstein liegen zu lassen ist den Friedhofsmitarbeitern zum Totensonntag eher möglich als derzeit. Im November muss die Rasenfläche der Urnengrabanlage nicht gemäht werden. Für die Mitarbeiter bedeutet es einen enormen Mehraufwand, wenn sie erst die Blumen einsammeln und zum Gedenkstein bringen müssen, bevor sie den Rasenmäher anwerfen können. Hinzukommt, dass einige Friedhofsbesucher zwar Blumen bringen, aber sich nicht um die Beräumung kümmern. Die welken Sträuße stören den Gesamtanblick.

Während sich bei der Volksstimme Gommeraner meldeten, denen es auffällt, dass die Kissensteine immer wieder mit Blumen geschmückt werden, kennt Gommerns Bürgermeister Jens Hünerbein genau die gegenteiligen Meldungen: Wieso wurde denn der Blumenstrauß beräumt, den man dort gerade erst abgelegt hatte?

Eigentlich dürfte es die Anrufe in der Stadtverwaltung gar nicht geben, denn laut Friedhofssatzung ist es nicht gestattet, Blumen oder ähnliches an den Kissensteinen zu hinterlegen. Dafür gibt es einen geschmackvoll gestalteten Gedenkstein auf dem Friedhof. Allerdings will die Stadtverwaltung auch dem Wunsch der Trauernden entgegenkommen, zu gewissen Tagen Blumen abzulegen. „Es ist ein Spagat“, sagte Jens Hünerbein.

Vor allem wenn man bedenkt, dass Friedhöfe keine pflegeleichten Anlagen sind und es für neun Einrichtungen in der Einheitsgemeinde Gommern nur anderthalb Mitarbeiter gibt. Die Friedhöfe in Pöthen, Vehlitz und Prödel befinden sich nicht im kommunalen Eigentum, sondern gehören der Kirche. In Leitzkau besteht unter der Leitung von Ortsbürgermeister Dr. Peter Randel ein Aktionsbündnis aus Bürgern, das sich eigenständig und mit Erfolg um die Pflege des Friedhofes kümmert. „Das erleichtert uns die Arbeit“, sagte Jens Hünerbein. Das Leitzkauer Engagement sei unbedingt lobend hervorzuheben.

In der Stadt wie in den Ortschaften besteht seit Jahren der Trend weg von der Erdbestattung hin zu Urnengrabanlagen, die entweder anonym sind oder über einen Kissenstein verfügen, auf denen Namen und Jahreszahlen eingraviert sind.

Da die Einheitsgemeinde über eine gemeinsame Friedhofsatzung verfügt, sind generell alle Bestattungsformen in allen Ortschaften möglich. „Die Urnengemeinschaftsanlage in Lübs für anonyme Bestattungen und Kissensteinn wurde allerdings erst Ende vorigen Jahres fertiggestellt“, informierte Helma Gens, zuständige Sachbearbeiterin in der Stadtverwaltung. In Dornburg liefen derzeit die Vorbereitungen. Der Ortschaftsrat hatte das Thema angeschoben.

Die Erfahrung zeige, dass neue Beerdigungsformen auf den Dörfern eine kleine Anlaufzeit benötigen. Wenn sich aber der erste für eine neue Form entschieden habe, dann sei der Bann gebrochen und die nächsten schließen sich an.

Die Nachfrage nach der Urnenbestattung mit Kissensteinen ist so groß, weil es zum einen pflegeleichte Gräber sind, die Angehörigen zum anderen trotzdem eine namentlich benannte Grabstelle als Anlaufpunkt haben, was die anonyme Urnengemeinschaftsanlage nicht bieten kann. Neben dem geringen Pflegeaufwand ist es für viele Familien auch eine Kostenfrage, sich gegen eine Erdbestattung zu entscheiden.

Im vergangenen Jahr wurden 85 Verstorbene auf dem Gommeraner Friedhof beigesetzt. Nur in sieben Fällen handelte es sich noch um Erdbestattungen. Die große Mehrheit entschied sich für die Urnengemeinschaftsanlage (28) oder für Kissenstein (31). Ein Urnengrab wurde in 19 Fällen gewählt. Die Zahlen für 2016 sahen ähnlich aus.

In diesem Jahr wird auf dem Friedhof in Lübs die Trauerhalle saniert. Damit verbunden ist die Befestigung der Zuwegung. Auf dem Nedlitzer Friedhof wird ein Gedenkstein aufgestellt und in Dannigkow wurde die Sanierung der Friedhofsmauer fortgesetzt, die 2019 fertiggestellt werden soll.

Ebenfalls im kommenden Jahr werden sich die Ortschaftsräte und der Stadtrat mit der überarbeiteten Friedhofsgebührensatzung beschäftigen. Ein externes Büro wird bis dahin Kalkulation und Rechtmäßigkeit überprüfen. So viel kann Jens Hünerbein bereits sagen: Die Gebühren werden sich teilweise erhöhen, aber es gibt ebenso Positionen, die sinken. Die Erhöhungen verwundern kaum: Seit 2009 wurde die Gebührensatzung nicht mehr aktualisiert.