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Gefahrenabwehr Mehr Struktur soll mehr Sicherheit geben

Ein Computerprogramm soll der Gommeraner Feuerwehr in Zukunft helfen, um bei Großschadenslagen besser und schneller reagieren zu können.

Von Thomas Schäfer 24.07.2020, 04:00

Gommern l Bäume spiegeln sich auf der Wasseroberfläche. Es herrscht große Stille, wenn man über große blaue Flächen von Wasser schauen kann. Was sich fast ein wenig romantisch und beruhigend anhört, kann aber auch ganz schnell zu Gefahr für Leib, Leben und auch Wohnobjekte umschlagen. So geschehen 2013, als das Jahrhunderthochwasser auch in Dornburg drohte, das Dorf zu überspülen. Niemand will dort vermutlich noch einmal Baumspiegelungen im Wasser sehen, wo eigentlich eine Straße ist.

Zahlreiche zivile Helfer waren da vor Ort, aber vor allem auch die Feuerwehren, die sich bemühten, die Lage in den Griff zu bekommen, Sicherheit zu schaffen und alles zu koordinieren. Keine einfache Sache, wenn so viele Wehren und externe Menschen zusammen arbeiten müssen. Hier ist in der Feuerwehrsprache die Rede von Großschadenslagen und Großschadensbeseitigung.

Um in Zukunft solchen Situationen besser Herr zu werden, haben die Feuerwehren in Gommern seit etwa zwei Jahren mit einer Arbeitsgruppe an diesem Thema gearbeitet. Eigens dafür wurde auch ein neues Programm angeschafft.

Erst waren es drei Leute, die sich intensiv damit beschäftigt haben, bis sie soweit waren, um ihr Wissen in einer Schulung weiter zu vermitteln. Das Programm, um das es geht, heißt „Fireboard“ und ist ein Einsatzführungsprogramm, das Ordnung und Strukturen schaffen und für besseren Überblick, wie die Lage ist, was für Personal im Einsatz und was noch in Reserve ist, sorgen soll .

„Damit hat die Zettelwirtschaft bei solchen großen Einsätzen ein Ende“, kommentiert Gommerns Ortswehrleiter Steven Vonend, der auch in der Arbeitsgruppe ist. Bisher fand die Koordinierung zumeist handschriftlich statt.

Das Programm wurde unlängst nach dem Hochwasser 2013 von der Gemeinde angeschafft. Sofort einsatzbereit war es aber damit nicht. Denn das Programm kann erst optimal arbeiten, wenn es „gefüttert und auch weiter gepflegt wird“, erklärt Vonend, warum es erst jetzt so richtig genutzt werden kann. Viele Informationen spezifisch zum Gemeindegebiet mussten eingespeist werden, beispielsweise der Lageplan der Hydranten oder Hinweisblätter, Pläne von Schwerpunktobjekten wie vom Seniorenheim oder großen Firmen plus Kontaktdaten. „So kann jetzt aber alles schneller abgerufen und koordiniert werden, da eben zielgenau mit Informationen gearbeitet werden kann“, erklärt Danny Kramper, Leiter der Arbeitsgruppe „Fireboard“.

Etwa 20 Leute aus allen Ortswehren der Einheitsgemeinde sind an dem Programm nun fit gemacht worden. Bei einem großen Einsatz, der über mehrere Tage geht, kann das koordinierende Personal so in einem Drei-Schicht-System an dem Programm arbeiten. Denn bei Großschadenslagen wird die Koordinierung von der Leitstelle, die sonst koordiniert, an die Akteure vor Ort abgegeben.

Erste kleinere Erfahrungen durfte schon jeder aus dem 20-Mann-Team einmal sammeln. „Aber vor allem um etwas verstecktere Informationen und Kniffe ging es uns in der Ausbildung“, betont Kramper. Dafür war auch extra ein Dozent der Firma vor Ort. Weitere Schulungen und Übungen in Szenarien sollen noch folgen, damit der Umgang mit dem Programm in Fleisch und Blut übergeht.

Warum das Programm und der routinierte Umgang mit ihm wichtig ist? „Vorteile dieses Programms sind: Man sichert sich ab in Sachen Hilfsfristen, vor allem, wenn es zu Personenschäden kommt. Es gibt uns einen besseren Überblick, wer wo eingesetzt ist und werden kann, und wo vielleicht Verstärkungsbedarf von außen erforderlich ist“, zählt Vonend auf. Und: „Es gehen keine Daten mehr verloren, wenn sie einmal im System sind - selbst bei Stromausfall – denn es wird alles sofort gespeichert.“

Jede Information ist somit nur noch einen Klick weit weg. „Damit fühlt man sich besser gewappnet – denn Struktur gibt Sicherheit. Das kennt jeder noch von Zuhause, wenn die Mutti für den ersten Schultag alles raus gelegt hat, war es nur noch halb so schlimm“, sagt Steven Vonend zwar mit einem zwinkernden Auge, aber weiß, dass jeder Kamerad den Ernst darin versteht.

Und auch wenn die Kameraden der Feuerwehr nun besser gewappnet sind, wäre es aber trotzdem das Beste, wenn das Programm nicht zum Einsatz kommen müsste.