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Auftakt für Verlegung gestern mit dem Berliner Künstler Gunter Demnig Gegen das Vergessen: Stolpersteine erinnern auch in Burg an ein dunkles Kapitel

Von Mario Kraus 28.03.2013, 02:11

In der Burger Altstadt wurden gestern die ersten fünf von insgesamt 28 Stolpersteinen verlegt. Auf diese Weise wird auf das traurige Schicksal ehemaliger jüdischer Familien während der NS-Zeit erinnert. Mit dabei war auch der Künstler Gunter Demnig, der die Aktion deutschlandweit ins Leben gerufen hat.

Burg l Mordechaj Schuster, Chaya Erna Schuster sowie Horst und Jutta Schuster im Breiten Weg 15 und Jenny Hurtig in der Franzosenstraße. Sie wurden unter anderem deportiert, ihr Leben ausgelöscht. Ihr Schicksal steht für Millionen anderer Juden oder die politischen Gegner der Nazibarbarei.

An sie zu erinnern, dafür dient die Aktion Stolpersteine, der sich die Stadt angeschlossen hat und die vom "Runden Tisch gegen Rechts" getragen wird. Die knapp zehn mal zehn Zentimeter großen Stolpersteine sind nun eine Art Blickfang auf dem Gehweg - und eine Mahnung zugleich. "Das sind wir unseren Kindern und Enkeln schuldig, denn nur wer sich erinnert, kann Schreckliches in der Zukunft verhindern", sagte der stellvertretende Bürgermeister Jens Vogler, der vor allem Pfarrer i.R. Joachim Gremmes und seinen Mitstreitern für das Engagement dankte.

Gremmes, der mahnte, das Geschehene nie zu vergessen, demonstrierte mit Jugendlichen eindrucksvoll, welchen Restriktionen jüdische Mitbürger seinerzeit ausgesetzt waren. "Juden erhalten keine Eier mehr" (Juli 1942) oder "Wanderungen jüdischer Gruppen mit mehr als 20 Personen sind verboten" (Juli 1935). "Das alles war Alltag", sagte er.

Ermöglicht wurde die Verlegung der Stolpersteine durch die Familien Gerlach, Beck, Rehbaum sowie Stöckel. Damit ist Burg die erste Kommune im Jerichower Land, die in Form von Stolpersteinen an die Opfer der NS-Diktatur aufmerksam macht. Die Stadt Magdeburg hat sich dem Projekt bereits 2005 angeschlossen. Dort wurden 2007 die ersten Stolpersteine verlegt, inzwischen gibt es über 200. 40 Stolpersteine wurden bisher in Zerbst verlegt. Federführend war auch in diesen Städten der bekannte Künstler Gunter Demnig.

Er wurde 1947 in Berlin geboren, absolvierte 1967 das Abitur und studierte Kunstpädagogik an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin, es folgten ein einjähriges Industrial-Design-Studium sowie ein Kunstpädagogik-Studium mit Erstem Staatsexamen an der Universität Kassel und ein weiteres Kunststudium. Seit 2011 hat Demnig sein eigenes Atelier.

Der Künstler ist heute Träger zahlreicher Auszeichnungen. Dazu gehört der Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg oder der Marion-Dönhoff-Förderpreis für seine Stolpersteine.