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Grüne Woche Elbwurm vs. Wattwurm

In Berlin startet wieder die Internationale Grüne Woche. Unter anderem sind Anbieter aus Tryppehna und Eickendorf mit dabei.

Von Ingmar Höfgen 15.01.2019, 06:00

Tryppehna/Eickendorf l Eine Salami, lang, rund und sehr dünn – ist das jetzt ein Elbwurm oder doch ein Wattwurm? Seit vielen Jahren finden beide Snacks auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin ihre Käufer. Wenn die weltgrößte Verbrauchermesse am Freitag ihre Tore öffnet, dann stehen sich die Würmer quasi Aug in Aug gegenüber – sie wurden von den Veranstaltern nahe beieinander platziert.

Es sind etwa 45 Kilometer, die zwischen Tryppehna im Jerichower Land und Eickendorf im Salzlandkreis liegen. Beide Orte sind in den vergangenen Jahren zu Hochburgen des Salami-Wurmes geworden: In Tryppehna ist der Elbwurm zu Hause, Eickendorf ist eine Heimat des Wattwurms. Zwei konkurrierende Familienunternehmen vertreiben die beliebten Snacks

Um den Geschmack von Wurst zu vergleichen, werden sich aber die wenigsten diesen Weg machen - für Besucher der Grünen Woche in Berlin ist er sowieso viel kürzer. Elb- wie Wattwurm werden dort schon lange in den Hallen feilgeboten. So nahe wie in diesem Jahr sind sich die beiden sehr ähnlich aussehenden und sehr ähnlich schmeckenden Produkte auch dort noch nicht gekommen. In Halle 1.2 werden sie nur wenige Meter voneinander entfernt um Käufer werben. Der Veranstalter, die Messe Berlin, hat ihnen die Plätze zugewiesen.

Freude ausgebrochen ist darüber weder beim Elb- noch beim Wattwurm – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Der Elbwurm aus Tryppehna war viele Jahre lang Stammgast in der Sachsen-Anhalt-Halle. Dort hatte die Agrarmarketing Sachsen-Anhalt (AMG) schon 2018 kein Platz mehr für das Unternehmen der Familie Nagel.

AMG-Pressesprecherin Sandra Eichler verweist darauf, dass Unternehmer präsentiert werden sollen, die in Sachsen-Anhalt produzieren. Den Elbwurm sehe man dagegen als Handelsunternehmen. Außerdem solle mit neuen Produkten immer wieder neues und jüngeres Publikum angezogen werden, wie in diesem Jahr mit dem gemeinsamen Stand der Universitäten und Fachhochschulen.

Deshalb mussten die Elbwürmer schon 2018 in Halle 1.2 umziehen. Viele Stammkunden fanden sie, auch dank ihres markanten, in Gelb gehaltenen Verkaufsstandes, dennoch – umringt von einem Pavillon des ölreichen Emirates Katar, von Süßigkeiten und der Bundeswehr. Nicht weit entfernt warben Bio-Stände. Zufrieden war Familie Nagel mit dem Ergebnis dennoch. Weniger Umsatz, aber auch geringere Kosten, schätzt Sohn Erik Nagel die Grüne Woche 2018 ein.

Jetzt aber hat es auch den Wattwurm in Halle 1.2 verschlagen, ebenso unfreiwillig. Zuletzt hatten sie in der Bierhalle ihre Snacks angeboten, sagt Helmut Kunz vom Wattwurm in Eickendorf. Nun sind mehrere Anbieter von Fleisch- und Wurstwaren in Halle 1.2 nahe beieinander versammelt. Für die Eickendorfer ist die Situation noch ein wenig kurioser: Ein anderer Teil der Familie, der traditionell in Edewecht (Schleswig-Holstein) ebenfalls Wattwürmer produziert, steht genau neben ihnen. „Wir können uns beim Verkaufen zusehen“, bemerkt Kunz.

Die Messe als Veranstalter verweist auf „immer wieder strukturelle Änderungen der Hallenbelegung“. In der Halle 1.2 gebe es unter anderem Streetfood, das momentan absolut im Trend liegt – gerade bei der jüngeren Zielgruppe. Deshalb werde die Halle sicherlich ein großer Anlaufpunkt für das Publikum und auch die Medien sein, teilte die Messe mit, die in der „Platzierung von Watt- und Elbwurm sicherlich ein Vorteil für die beiden Aussteller“ sieht.

Und die Verbraucher? Die finden jetzt in einer der insgesamt 24 Messe-Hallen gleich drei Stände mit schmalen, langen Salamis. Ob die wirtschaftliche Rechnung auch für die Wurm-Anbieter aufgeht, dürfte sich erst in zehn Tagen zeigen.