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In Heyrothsberge werden Feuerwehr-Führungskräfte aus ganz Deutschland geschult Hinter den Kulissen der brandheißen Ausbildung

Von Falk Heidel 15.03.2012, 04:11

Löschen, Retten, Bergen, das sind die ureigenen Aufgaben unserer Feuerwehren. Aber woher haben die Einsatzkräfte ihr Wissen und Können? In Heyrothsberge werden Führungskräfte ausgebildet - bundesweit. Die Volksstimme hat sich hinter den Kulissen umgeschaut.

Heyrothsberge l Die offizielle Bezeichnung lautet Institut für Brand- und Katastrophenschutz, kurz IBK. Viel besser bekannt ist vor allem den hiesigen Feuerwehrleuten das riesige Areal an der Bundesstraße 1 in Heyrothsberge unter dem Namen Brandschutz- und Katastrophenschutzschule (BKS).

Ursache für die neue Bezeichnung der Einrichtung ist eine massive Umgestaltung der dortigen Struktur durch Innenminister Holger Stahlknecht. Anfang des Jahres fusionierte die Schule mit dem Bildungszentrum der Jugendfeuerwehr. Dritte Einrichtung auf dem Gelände ist das Feuerwehr-Institut. Hier ist laut Regierungsdirektor Lutz-Georg Berkling die Zukunft noch offen. Möglich ist eine Eingliederung an das IBK oder auch eine Fusion mit Magdeburger Universität oder Fachhochschule.

43 Gebäude verteilen sich auf dem riesigen Areal. Eines davon ist das Übungshaus. Davor stehen sieben Einsatzkräfte in voller Ausrüstung. Inklusive Atemschutzmasken und Sauerstoffflaschen sehen sie aus wie eine Mischung aus Tauchern und Arktis-Forschern. Die Anweisungen der Ausbilder sind kurz und knapp, alles passiert zackig im Laufschritt. Schläuche zusammenkoppeln - Wasser marsch! An der Spritze versuchen zwei junge Leute ein Feuer im Treppenhaus zu löschen. Geschafft! Gleich danach folgt die erste Auswertung: "Für solche extremen Einatz-Situationen gibt es kein Patentrezept", sagt Ausbilder Florian Lohmann. Zusammen mit Stephanie Arich aus Biederitz bildet er die siebenköpfige Truppe drei Tage lang aus. Letztere bereitet schon die nächste Einsatzsituation vor. Während die Truppe die Atemschutzgeräte anlegt, erklärt sie: "Wir können in diesem Übungshaus viele Einsatz-Situation realitätsnah simulieren. Bei einem Feuer herrschen hier Temperaturen bis zu 600 Grad."

Unterdessen schaut Landesbranddirektor Hubert Lux auf den Turm gegenüber und zeigt auf ein großes Glasfenster: "Hier sitzt der Disponent, der die Abläufe überwacht. Unter anderem können wir die Einsätze für die spätere Analyse mit einer Wärmebildkamera filmen - sonst würde man bei dem dicken Qualm nur wenig erkennen."

"Standort Heyroths- berge ist in keinster Weise in Gefahr"

"Kompetenzzentrum", nennt Innenministeriums-Referatsleiter Lutz-Georg Berkling (arbeitete im vergangenen Jahr noch in der hiesigen Kreisverwaltung) das zwölf Hektar große Areal. Er meint: "Trotz der Fusion von Brandschutzschule und Jugendwehr-Bildungszentrum ist der Standort Heyrothsberge in keinster Weise in Gefahr." Offen ist noch, ob das Feuerwehr-Institut verwaltungstechnisch hinzu kommt oder als Aninstitut an Uni oder Fachhochschule angegliedert wird. Berkling: "Die Entscheidung wird in den nächsten Wochen fallen." Das Institut befindet sich ebenfalls auf dem Gelände in Heyrothsberge.

Derzeit zählt das IBK 68 Mitarbeiter. Die Hälfte davon, also 34, sind Lehrkräfte. In den Unterkunftsgebäuden gibt es 194 Schlafplätze, weil die Ausbildungen mehrere Tage, manchmal Wochen dauern.

In der Halle neben dem Übungshaus probt eine weitere Truppe die Höhenrettung. "Und ablassen", ruft der Ausbilder. Ganz langsam sinkt die Trage samt einer Puppe aus 20 Metern Höhe gleich neben dem Treppenhaus zu Boden. Viele bunte Seile, Schekel und Haken sorgen für die Sicherheit der Retter und Geretteten.

Unter dem Titel "Feuerwehr 2020" bastelt das Innenressort von Minister Stahlknecht (CDU) an Effizienz und Neuausrichtung der Feuerwehren in Sachsen-Anhalt bis in das kleinste Dorf. Hinter entsprechenden Konzepten verbirgt sich eine Menge Zündstoff. In einem Strategiepapier des Ministeriums verbirgt sich in einigen Absätzen die Brisanz des Vorhabens. Darin heißt es unter anderem, die "Feuerwehren auf ihre Leistungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft zu überprüfen". Demnach soll aber die Feuerwehr so organisiert werden, dass sie in der Regel innerhalb von zwölf Minuten nach der Alarmierung am Einsatzort eintrifft.

Ausgaben sparen will das Ministerium mit einer zentralen Beschaffungsstelle für Feuerwehrtechnik. Synergieeffekte erschließen will Stahlknecht auch bei Ausstattung und Ausrüstung der Feuerwehren sowie bei den Kosten der Aus- und Fortbildung und des Personaleinsatzes. Das trifft auch Heyrothsberge: Mittelfristig sollen mehr als 20 Stellen wegfallen.