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Jugendwettbewerb Drei Preise gehen nach Gommern

Gommeraner Zwölftklässler gehören beim Jugendwettbewerb zu den Preisträgern. Mit Podcasts über Kitas in der DDR überzeugten sie.

Von Manuela Langner 06.05.2020, 06:00

Gommern l Wie stark der Kindergarten zu DDR-Zeiten vom Sozialismus geprägt war, überraschte Antonia und Rosemarie, als sie sich mit dem Thema für ihren Podcast beschäftigten. Mit ihren Müttern, die beide Erzieherinnen sind, hatten sie kompetente Gesprächspartnerinnen an ihrer Seite. Sie erfuhren unter anderem, dass die Lehrbücher in der Ausbildung nach 1989 erst einmal dieselben geblieben waren. Allerdings seien einige Seiten übersprungen worden.

Für den Jugendwettbewerb „Umbruchszeiten - Deutschland im Wandel seit der Einheit“ trugen sie zusammen, wie sich der damalige Kindergarten vom heutigen Kita-Besuch unterscheidet. Ihre Smartphones reichten den Schülerinnen als Technik aus, um den Podcast (Sendung zu einem bestimmten Thema) zu produzieren.

Zur Vorbereitung des Projekts der Zwölftklässler war im vergangenen Herbst Hans-Jürgen Kant von der Zeitreisen-Manufaktur Magdeburg an der Europaschule Gymnasium Gommern (EGG) zu Gast gewesen und hatte mit den Zwölftklässlern erarbeitet, was es bei Interviews mit Zeitzeugen zu beachten gibt.

Die Schüler lernten, dass es auf eine gute Vorbereitung ankommt, und es wichtig ist, den Hintergrund des Zeitzeugen zu kennen. Außerdem sollten sie einen Überblick über den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung zu ihrem Thema haben.

Das Internet bot allen drei Gruppen, die aus der EGG zu den Preisträgern zählen, viele Möglichkeiten, zu ihren Themen zu recherchieren. Den Kontakt zu den Zeitzeugen herzustellen, war keine große Herausforderung. Ob Großvater, Mutter oder Cousin - die Ansprechpartner befanden sich jeweils in den Familien der Schülerinnen.

Ausgelobt wurde der Jugendwettbewerb von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und dem Bundesbeauftragten für die neuen Bundesländer. Ziel war es, mit den Wettbewerbsbeiträgen auf die Umbruchszeit 1989/90 und die vielen damit verbundenen Herausforderungen für die Menschen in Ost und West aufmerksam zu machen. Die Jugendlichen sollen auf diesem Wege, die vergangene und gegenwärtige Diskussion rund um Ost- und West besser einordnen und verstehen können.

Für den Podcast „Landwirtschaft in der DDR“ unternahmen die Schülerinnen einen Ausflug nach Gohre bei Stendal. Ein Anruf bei der Familie hatte ausgereicht, um das Treffen zu vereinbaren. Weil der Hof schon seit so langer Zeit in Familienbesitz ist, deckt der Podcast sowohl die Frage ab, wie es ist, das Eigentum zu verlieren - Stichwort Vollvergenossenschaftlichung bis 1960 - als auch den Aspekt, was sich zu DDR-Zeiten in der LPG verändert und vielleicht auch verbessert hat. Die aktuellen Probleme der Landwirte sparten die Schülerinnen dabei nicht aus. Thema waren unter anderem die Traktor-Demos Ende des vergangenen Jahres.

Insgesamt wurden 180 Beiträge beim Jugendwettbewerb eingereicht. Davon gewinnen über 30 Beiträge einen Preis. Neben sieben Hauptpreisen vergibt die Jury 25 Förderpreise. Die Prämierungen liegen zwischen 3000 und 500 Euro. Zur Jury gehören unter anderem Christina Morina, Professorin für Allgemeine Geschichte an der Universität Bielefeld, Helen Schroeder, Koordinatorin für Presse der Bundesschülerkonferenz, Geschichtslehrer Niko Lamprecht aus Wiesbaden und Anna Kaminsky, Geschäftsführerin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Mit Einschätzungen wie „hervorragend recherchiert“ und „kreativ umgesetzt“ gab es viel Lob für die Beiträge.

Welche Aspekte sind wichtig für den Zuhörer? Ihren Leitfaden verlor die dritte Gruppe der EGG, die die Jury überzeugen konnte, nicht aus den Augen. Die Produktion des 20-minütigen Podcasts sei ihnen nicht schwer gefallen. Zum einen sei Luise in der Technik richtig fit, zum anderen sei es nicht der erste Podcast gewesen, den sie anfertigten, berichteten die Schülerinnen.

„Das Interview war das Leichteste.“ Dass trotz des Ausscheidens ihres Gesprächspartners aus der NVA die positiven Feststellungen überwogen haben, überraschte die Jugendlichen beim Interview.

Die Preisverleihung hätte eigentlich im Bundeswirtschaftsministerium in Berlin stattfinden sollen. Weil in Zeiten der Coronavirus-Pandemie jedoch alles anders ist, findet die Preisverleihung nun digital statt. Am Nachmittag des 23. Juni erfahren die Teilnehmer, welchen Platz sie belegt haben. Auf der Internetseite des Wettbewerbs werden die Projekte in den nächsten Tagen vorgestellt.

www.umbruchszeiten.de