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Kindertag Ein Ballon für jedes Jahr

30 Ballons stiegen in der Kita Gerwisch in den Himmel. Die Aktion war Teil der Wiedereröffnung nach der coronabedingten Notbetreuung.

Von Anke Reppin 04.06.2020, 06:00

Gerwisch l 52 der 63 Kinder fanden am Tag nach dem Ende der Notbetreuung den Weg zurück in ihre Europa-Kindertagesstätte in Gerwisch. Sie wurden schon am Eingang mit Willkommens-Schildern, Wimpeln und Luftballons herzlich begrüßt. „Eine gute Willkommenskultur ist uns wichtig“, sagt Kita-Leiterin Nicole Krietsch. Denn nach der Zwangspause durch die Eindämmungsmaßnahmen gegen das Coronavirus kamen etliche Mädchen und Jungen das erste Mal seit elf Wochen wieder zur Betreuung in die Kindertagesstätte. Und der Tag hielt gleich einen Höhepunkt parat. Der Kindertag wurde gefeiert. Dazu war der Garten der Kita bunt geschmückt und Partymusik sorgte für gute Laune. Los ging es mit einem leckeren Frühstück in den einzelnen Gruppen. Dann konnten die Kinder im Garten unter anderem im Bobbycar-Rennen gegeneinander antreten oder barfuß einen Sinnespfad absolvieren. An einer anderen Station hatten sie eine Minute Zeit, um mit Schaufeln und Kellen Wasser von einem Gefäß in das andere zu transportieren. Ohne Sonnencreme ging allerdings gar nichts, denn das Wetter zeigte sich an diesem Tag von seiner allerbesten Seite.

Für eine ganz besondere Aktion füllten die Erzieherinnen nach und nach 30 Luftballons mit Gas. Dann schickten die Mädchen und Jungen die Ballons mit einem lauten „Happy Birthday“ in den tiefblauen Gerwischer Himmel. Die guten Wünsche zum Ehrentag galten Professor Dr. Bernhard Beckmann, dem Aufsichtsratsvorsitzender des Trägers der Kindertagesstätte.

Doch nicht nur Beckmann, sondern auch der Träger selbst feiert Geburtstag. Das Europäische Bildungswerk für Beruf und Gesellschaft wird in diesem Jahr 30 Jahre alt. Eigentlich war eine große Feier geplant. Jetzt gebe es aufgrund der Corona-Krise Überlegungen, den Geburtstag auf andere Weise zu feiern, sagt Cornelia Bruchmüller, Leiterin des Bereiches Kindertagesstätten im Europäischen Bildungswerk.

Und so wurde das Jubiläum auch in den Kindertag integriert. In ihren Gruppen erfuhren die Mädchen und Jungen der Europa-Kita Gerwisch von ihren Erzieherinnen auf kindgerechte Art so einiges über den Träger ihrer Kita und die Arbeit des Bildungswerkes.

Viel los also am ersten Tag nach der Notbetreuung – in allen Kitas des Bildungswerkes, denn neben Gerwisch feierten auch Schermen und Körbelitz. „Trotz Hygienemaßnahmen kann man das umsetzen“, sagt Cornelia Bruchmüller. Seit Wochen tage einmal pro Woche ein Krisenstab Corona, bei dem sich die Leiterinnen der Kindertagesstätten und die Bereichsleitung des Trägers über die aktuellen Verordnungen und die Umsetzung von Maßnahmen verständigen. Hier wurden auch die Hygienemaßnahmen für die Zeit der Notbetreuung und danach erarbeitet. „Wir haben sehr langfristig auch auf den Kindertag geschaut“, berichtet Bruchmüller. Der wäre auch in Zeiten einer Notbetreuung gefeiert worden. Dass nun das Fest und der Tag, an dem alle Kinder wieder regulär die Einrichtungen besuchen dürfen, zusammen fielen, habe an dem Vorhaben nichts geändert. Die Bereichsleiterin weiß, wie viel Arbeit Leiterinnen und Erzieherinnen der Kindertagesstätten des Bildungswerkes in den vergangenen Wochen geleistet haben. Nicht nur bei der Vorbereitung des Kindertages. Denn die Zeit der Notbetreuung wurde genutzt, um in den Einrichtungen Räume neu zu gestalten, am pädagogischen Konzept zu arbeiten und neue Lerntablets für die Kinder vorzubereiten.

Auch die Eltern wurden nicht vernachlässigt. Der Kontakt habe zu jeder Zeit bestanden, sagt Nicole Krietsch, die neben Gerwisch auch die Kita in Körbelitz leitet. Mit Elternbriefen, per Oster- und Geburtstagspost sei nicht nur der Kontakt aufrechterhalten geblieben. Auch über die Auswirkungen der Eindämmungsverordnungen auf die Arbeit der Kitas und die Betreuung der Kinder wurden die Eltern fortlaufend informiert.

Als Erinnerung an die Zeit der Notbetreuung haben sich die Kitas des Bildungswerkes jeweils besondere Aktionen ausgedacht. In Gerwisch malten die Mädchen und Jungen Bilder, die in einer Art Zeitkapsel in der kommenden Woche in einem Blumenbeet versenkt werden sollen. Die Kinder, die wochenlang nicht zur Betreuung in die Kita kommen durften, waren angeregt worden, sich einen handgroßen Stein zu suchen und ihn zu bemalen. Auch die Steine sollen im Blumenbeet einen Platz finden. Schon mit der Osterpost erhielten die Kinder des MS Piratenclub Schermen Sonnenblumensamen mit der Bitte, eine Blume zu ziehen und diese am ersten Tag, an dem sie wieder in die Kita kommen, mitzubringen. So soll „ein Meer aus Sonnenblumen“ entstehen, berichtet Cornelia Bruchmüller. Auch Erzieherinnen hätten sich daran beteiligt.

Wenn auch alle Kinder wieder in die Kita dürfen – ganz coronafrei geht es dennoch nicht zu. So mussten die Mädchen und Jungen den Kindertag in verschiedenen, voneinander getrennten Gruppen feiern. Sie dürfen sich zur Zeit nicht gegenseitig in den Gruppenräumen besuchen. Für Eltern ist der Mindestabstand auf dem Boden eingezeichnet, wenn sie ihre Kinder in die Einrichtung bringen. Sie müssen für jedes Bringen und Holen ihrer Kinder unterschreiben. Gäste der Kita müssen ihre Kontaktdaten dalassen.

Und während es den Kindern gar nicht so leicht fällt, Abstand voneinander zu halten, ist das Verständnis bei den Eltern groß, wie Cornelia Bruchmüller und Nicole Krietsch bestätigen. Vor allem aber sei die Freude über die Wiedereröffnung auf allen Seiten groß gewesen, bei Eltern ebenso wie bei Kindern und Erzieherinnen.