1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Kultureller Geist in Schloss Wendgräben

Klassik Kultureller Geist in Schloss Wendgräben

Klassische Musik und erheiternde Literatur ist den Besuchern des Schlosses Wendgräben geboten worden.

Von Stephen Zechendorf 26.09.2018, 08:00

Wendgräben l Über 50 Besucher konnten sich am 23. September 2018 im Schloss Wendgräben mal wieder an dem Klang des Möckeraner Steinway-Flügels erfreuen. Am Instrument saß mit dem Wahl-Möckeraner Thorsten Fabrizi ein Musiker, der das Instrument schon aus den Zeiten kennt, da der Steinway noch in der Aula der Grundschule im Schloss Möckern seinen Platz hatte.

Für den Konzertnachmittag in Schloss Wendgräben hatte Fabrizi die Violinistin Marianne Babinec gewinnen können. Dem früheren Mitglied der Magdeburgischen Philharmonie ist die Konzertmoderation ein wichtiges Anliegen, und so übernahm sie auch im Kaminsaal des Wendgräbener Schlosses das Wort im musikalischen Teil.

Zu Gehör kamen Werke von Josef Rheinbergers „Canzone“ (op. 166), Ludwig van Beethovens Sonate in D-dur als Hauptstück mit drei Sätzen sowie die Bearbeitung eines irischen Liedes von Felix Mendelssohn-Bartholdy – „The last rose“. Den musikalischen Abschluss gab Fritz Kreislers „Liebesleid“. „Ich hätte auch das Blumenstück von Robert Schumann heraussuchen können“, spielte der Kirchenmusiker auf das Thema des Abends im Schloss an. Denn es sollte an dem Veranstaltungsabend um das Thema Gärten und Parks gehen. Auch kein Wunder, denn das zweite Schmuckstück, welches von eingefleischten Wendgräbenfreunden immer noch nur zu gerne besucht werden würde, ist der zum Schloss gehörende Landschaftsgarten.

Demzufolge hatte auch der dritte Kunstschaffende des Abends, der Zeppernicker Ludwig Schumann, Literatur ausgewählt, die sich mit dem Thema Gärtnern befasst. Dabei griff Schumann nicht auf Texte aus dem von ihm mitverfassten Buch „Gartenträume Sachsen-Anhalt“ zurück, sondern erfreute unter Anderem mit Texten aus Karel Capeks Buch „Das Jahr des Gärtners“ und Karl Heinrich Waggerls „Heiterem Herbarium“.

Die Floskel, dass die Veranstaltung „doch viel zu schnell vorüber ging“, traf in diesem Fall zu. Aus Zeitgründen konnten Musiker und Schriftsteller nicht alle für das Lesekonzert ausgewählten Stücke bringen. Der große Saal dient der Privatklinik auch als Speisesaal.

„Wir sind heute alle in eine andere Stimmung gekommen und das entspricht auch dem Geist dieses Hauses, den wir kreieren wollen, und sicher auch aus den früheren Jahrzehnten übernommen haben“, sagte am Ende der medizinische Leiter der Gezeitenhaus-Klinik, Chefarzt Dr. Klaus von Ploetz. Auch künftig wolle das Gezeitenhaus mit Veranstaltungen auf hohem Niveau eine interessierte Öffentlichkeit ansprechen.

„Allerdings muss dabei immer der Charakter der Klinik berücksichtigt bleiben“, betonte der medizinische Leiter des Hauses. Deswegen würden solche Veranstaltungen auch nur an Wochenenden möglich sein. Auch bei der Veranstaltung am Sonntag galt etwa für Fotografen, die Persönlichkeit der Patienten im Kaminsaal zu schützen. Das Gezeiten Haus hat sich im Schloss Wendgräben neben der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie auf zwei Fachbereiche spezialisiert. In der Psychosomatischen Klinik für Erwachsene werden vor allem Depressionen behandelt, die mit Verhaltenssüchten oder Abhängigkeiten auftreten und umgekehrt. Zweiter Schwerpunkt ist die Abteilung Orthopädische Psychosomatik.

„Manche der Besucher sind nicht nur wegen der Kultur hier“, weiß Dr. Rita Pohle vom Gezeitenhaus. Besonders den ehemaligen Schülern und Mitgliedern des Freundeskreises Schloss Wendgräben ist der Bau ans Herz gewachsen.

Doch der sensible Klinikbetrieb verlangt eine Nichtöffentlichkeit und Rückzugsräume für die Patienten. Deswegen sind Führungen durch das Schloss oder individuelle Spaziergänge im Park nicht möglich. An vielen Tagen muss das Klinikpersonal Besucher darauf hinweisen, dass das Betreten der Anlagen nicht erlaubt ist.

Das galt auch für jene Besucher, die am Sonntag der zunächst angekündigten Anfangszeit folgend bereits um 16 Uhr – also eine Stunde zu früh – vor dem Schloss standen. Auch wegen des Regenwetters empfahl die Klinikleitung den frühen Gästen, die Wartezeit etwa im Loburger Barbycafé zu überbrücken.

Zuletzt hatte eine kulturell interessierte Öffentlichkeit in der Region bedauert, dass der Möckeraner Steinway-Flügel vor über einem Jahr vom Schloss Möckern nach Wendgräben umgezogen war. Möckerns Stadtchef Frank von Holly hatte dies damit begründet, dass der Flügel in der Grundschulaula doch kaum genutzt worden sei. In Wendgräben hatte zuletzt ein Arzt an dem Instrument Musiktherapie angeboten. „Es soll demnächst eine Kombination aus Yoga und Musik geben“, so Dr. Klaus von Ploetz. Dem Publikum nannte der Chefarzt noch am Abend einen weiteren Termin, der sich auch an externe Besucher richten soll: Am 13. Oktober wird ein Schriftsteller aus der Mongolei über das Thema Schamanismus sprechen.

In einer weiteren Veranstaltung in diesem Jahr soll ein Referent des Wolfskompetenzzentrums über den Wolf und seine Rückkehr in die Wälder um Möckern und Loburg berichten.

Wer das Schloss Wendgräben betritt, begegnet dem Isegrim eigentlich automatisch: im Vorbau des Schlosseingangs ist eine in Stein gehauene Darstellung eines abgemagerten Wolfes zu sehen. Wie man sich im Falle einer „echten“ Wolfsbegegnung im Wald zu verhalten hat, soll bei dem Termin einer interessierten Öffentlichkeit vermittelt werden. Ein Termin wird noch bekannt gegeben.