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Neuer Besitzer soll Immobilien-Investor sein / Keine Aussage über Nachnutzung Konrad-Adenauer-Stiftung will Schloss Wendgräben bis Jahresende verkauft haben

Von Stephen Zechendorf 09.03.2013, 02:21

Die Konrad Adenauer Stiftung (KAS) will ihr Bildungszentrum Schloss Wendgräben im Jerichower Land zum Jahresende schließen. Bis dahin soll der Verkauf unter Dach und Fach sein. Darüber informierte die Leiterin für Politische Bildung, Dr. Melanie Piepenschneider.

Wendgräben l "Die Vertragsunterzeichnung steht kurz bevor. Es geht nur noch um kleine Einzelfragen, die derzeit geklärt werden", sagte Piepenschneider im Rahmen des Jahresempfanges der Stiftung am Donnerstagabend in Schloss Wendgräben. Weiterhin in Schweigen hüllt sich die CDU-nahe Stiftung über den Investoren, der - wie von der KAS gefordert - alle drei zum Verkauf stehenden Immobilien der KAS kaufen würde: Schloss Wendgräben im Jerichower Land, Schloss Eichholz und ein Verwaltungsgebäude in Sankt Augustin (beide im Rheinland).

"Es gab acht Interessenten", verriet am Donnerstag die hochrangige KAS-Mitarbeiterin. "Mit dem, der am ehesten unseren Vorstellungen entsprach, wurde der Vertrag vorbereitet." Das war bereits im vergangenen Jahr. Dass sich die Verkaufsverhandlungen derart in die Länge zogen, liegt daran, dass in das Objekt bei dessen Umbau staatliche Fördergelder geflossen sind. Damit hat die Bundesregierung ein nicht geringes Wörtchen mitzusprechen bei dem nun geplanten Verkauf.

"Nicht alle wollten Schloss Wendgräben haben"

Der Investor wurde lange Zeit als der große Unbekannte gehandelt. Nun konnte die Volksstimme erfahren: Die Rede ist von einem mittelständischem Unternehmer aus Deutschland, der sich im Immobiliengeschäft bereits einen ehrenvollen Namen gemacht habe. Und: "In seiner Werteauffassung steht der Investor dem Geiste der Konrad-Adenauer-Stiftung sehr nahe", formulierte es Melanie Piepenschneider. Das sei der Stiftung als Eigentümer der Immobilien von Beginn wichtig gewesen, heißt es. Der Verkauf der drei Immobilien sei an ein Nutzungskonzept geknüpft, welches der KAS als Verkäufer zusagen müsse. "Bezüglich des vom Investor unterbreiteten Konzeptes für Wendgräben haben wir keine Bedenken für die Nachnutzung", gab sich Piepenschneider am Donnerstag optimistisch. Konkret werden wollte sie jedoch nicht.

In Wirklichkeit war das im strukturschwachen Sachsen-Anhalt gelegene Schloss Wendgräben bei einigen der acht potenziellen Käufer der ausgesprochene Hinkefuß des exklusiven Dreierpacks der zu veräußernden Stiftungsimmobilien gewesen, räumt Piepenschneider ein: "Nicht alle wollten Schloss Wendgräben haben. Wenn jemand eine gute Idee hat, wie das Gebäude genutzt werden könnte, ist der Investor für jede Anregung offen", sagte die KAS-Frau vorgestern.

Bereits im Mai 2012 hatte der damalige Leiter der Bildungsstätte Schloss Wendgräben, Ronny Heine, erklärt, es sei "relativ unwahrscheinlich", dass das imposante Gebäude im Wald zwischen Möckern und Loburg weiterhin als Bildungsstätte weiterbetrieben werde. Ronny Heine damals: "Die Konrad-Adenauer-Stiftung ist sich ihrer Verantwortung bewusst, alles zu tun, um Lösungen zu finden, dass die künftige Nachnutzung den Weggang der Stiftung leichter macht."

Bleibt die Frage, wem. Derzeit übernimmt ein Zerbster Unternehmen den Gastronomiebereich mit gut einem Dutzend Mitarbeitern und zuletzt fünf Auszubildenden. Erst vor Kurzem wurde der Park von Wendgräben in die "Gartenträume Sachsen-Anhalt" aufgenommen. Ein "Freundeskreis Schloss Wendgräben" sorgt zudem seit Jahren für kulturelle Veranstaltungen im Schloss. Auch sein Fortbestand ist eng an die Zukunft des Schlosses geknüpft. "Wir würden gerne mit dem Investor ins Gespräch kommen, wissen aber nicht, wer es ist", bedauert die Geschäftsführerin der Vereines, Christa Nowak. Als mögliche Nachnutzung sehen die Freunde Wendgräbens etwa eine Art Reha-Klinikbetrieb.

Nicht unvorstellbar, angesichts des laut Ausschreibung "parkähnlichen Grundstückes mit einer Gesamtgrundstücksgröße von etwa 12 Hektar, bebaut mit einem Herrenhaus, das unter Denkmalschutz steht." Die Nutzfläche wird mit komfortablen 3500 Quadratmetern angegeben. Die Fläche verteilt sich auf 18 Einzelzimmer, 22 Doppelzimmer, neun Büros und zehn Seminarräume. Dazu kommen ein Restaurant mit Küche, eine weitere Gastätteneinrichtung im Untergeschoss und eine Sauna, die auch von den Bürgern der umliegenden Dörfer gerne genutzt wird.

Nicht völlig ausgeschlossen scheint aber auch zu sein, dass sich ausgerechnet die Konrad-Adenauer-Stiftung für Seminare wieder im Schloss einmietet. Im deutlich attraktiver gelegenem Verwaltungsgebäude Sankt Augustin sei eine solche Nutzung schon Thema, sagt Melanie Piepenschneider. Für Schloss Eichholz sei die Idee eines "Berufs- und Bildungscampus" im Gespräch.

Stiftung will nach Magdeburg ziehen

Bereits im Oktober 2011 hatte die CDU-nahe Stiftung damit überrascht, sich von ihren Immobilien zu trennen. Statt dessen soll in der Bundeshauptstadt Berlin ein Neubau errichtet werden. Man wolle sich von den teuren Immobilien im Rheinland und Sachsen-Anhalt trennen, weil die Unterhaltskosten für die drei Häuser zu hoch sind und das Geld besser in die politische Bildungsarbeit "in der Fläche" gesteckt werden soll, erläuterte Walter Bajohr, Sprecher der Konrad-Adenauer-Stiftung, bereits vor über einem Jahr die Hintergründe für den angestrebten Verkauf.

Die kostenintensiven Prachtgebäude knabbern mächtig am Budget der Stiftung. Der Bereich Politische Bildung soll jedoch in den Ländern präsent bleiben, dazu will die KAS für Sachsen-Anhalt in Magdeburg ab 2014 neue Räume beziehen. Mit dem Verkauf der drei Immobilien soll ein zentraler Neubau in Berlin finanziert werden. Sollte der Neubau nicht realisiert werden können, muss der Verkaufserlös aus den Häusern Wendgräben, Schloss Eichholz und Sankt Augustin an die Bundesregierung abgeführt werden.

Seit 1993 ist die Konrad-Adenauer-Stiftung in Sachsen-Anhalt aktiv. Das Bildungszentrum in Wendgräben nahm im Juni 1997 in dem von Hermann Muthesius errichteten Schloss Wendgräben seine Arbeit auf. Pro Jahr besuchen etwa 10 000 Teilnehmer die rund 100 angebotenen Seminare. In dem Anwesen, das von 1912 bis 1939 als Wohnhaus der Familie von Wulffen genutzt wurde, nächtigen pro Jahr etwa 11 000 Gäste. Auch als Ausflugsziel mit Gastronomie ist das Schloss in der Region äußerst beliebt.