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  7. Lach-Yoga: "Hirn ausschalten, Blickkontakt zu den anderen Lachern - und durch!"

Offene Lachgruppe Loburg ist Teil einer weltweit wachsenden Gesundheitsbewegung Lach-Yoga: "Hirn ausschalten, Blickkontakt zu den anderen Lachern - und durch!"

Von Stephen Zechendorf 20.02.2012, 05:38

Seit einem Jahr bietet der Loburger Ulf Drzymala Lach-Yoga-Kurse an. Volksstimme-Mitarbeiter Stephen Zechendorf besuchte eines der abendlichen Treffen. Sein Fazit: Selten so gelacht.

Loburg l "Ein Kind lacht täglich etwa 200 Mal grundlos, ein Erwachsener dagegen nur 15 Mal", erklärt mir Ulf Drzymala vor der Lach-Sitzung, der ich am Donnerstagabend beiwohne. Tatsächlich kann ich mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal überhaupt grundlos gelacht habe. Aber die Statistik, die der Lach-Yoga-Trainer zitiert, wird schon stimmen. Und wirklich: An diesem Selbsterfahrungsabend haben meine Lachmuskeln ungewöhnlich viel zu tun.

Lach-Yoga ist keine Religion, sondern eine Kombination von Atemübungen mit pantomimischen Übungen. Es ist eine Form des Yoga, bei der das grundlose Lachen im Vordergrund steht, so lautet die Definition. Dabei soll der Mensch über die motorische Ebene zum Lachen kommen; ein anfangs künstliches Lachen soll in echtes Lachen übergehen. Für den Einsteiger bedeutet dies zunächst eine Überwindung.

"Dem Körper ist es eigentlich egal, ob es sich um ein echtes oder um ein gekünsteltes Lachen handelt", sagt auch Ulf Drzymala. "Sobald der Mund zu grinsen beginnt, werden Informationen ans Gehirn gesendet, woraufhin die Ausschüttung von Glückshormonen beginnt." In internationalen Lach-Yoga-Kreisen gilt denn auch das Motto "Fake it, until you make it" - soll heißen: "Tu erst mal so als ob, bis es schließlich echt wird".

"Mach so lange weiter, bis du nicht mehr darüber nachdenkst."

Ulf Drzymala, Lach-Yogi aus Loburg

Im Gruppenraum einer Physiotherapeutin am Loburger Markt treffen sich einmal pro Woche für gut eine Stunde etwa acht bis zehn Interessierte aus Loburg und der Umgebung zum gemeinsamen und gesundheitsfördernden Lachen. Sie sind Mitglieder der OLaLo, der Offenen Lachgruppe Loburg, übersetzt Ulf Drzymala die Abkürzung. Er hat sie sich ausgedacht und für sein Kursangebot verwendet, weil es lustig klingt.

Eine Lachsitzung der OLaLos muss man sich so vorstellen: Während der meisten Übungen laufen die Teilnehmer durch den Raum, nehmen Blickkontakt zu ihren Mitlachern auf und lachen sich an. Zwei wesentliche Aspekte gibt es: die richtige Atemtechnik und die Gruppendynamik. Zu Beginn stellen sich alle im Kreis auf und dann lacht man sich erst einmal gemeinsam warm. Wie das klingt, können Sie, lieber Leser, ganz leicht herausbekommen: Lesen Sie die folgenden Zeilen einfach laut: "Hahahahahahahaha, haaaahaha haha haahahaa, hohooooohoohohoho..." Ist wirklich so. Ändert sich aber nach einigen Minuten. Dann scheint da immer öfter ein echtes Lächeln in den Gesichtern mit aufzublitzen und ein Lachen, wie man es nach einem guten Witz kennt, ist zu hören. Vor allen bei den Gruppenmitgliedern, die das Lach-Yoga schon eine Weile praktizieren. "Für Neueinsteiger in einer bestehenden Gruppe ist es anfangs sicher etwas schwerer", weiß Ulf Drzymala.

"Am Anfang habe ich auch kurz gedacht, die haben doch eine Macke", versichert mir - nicht ohne ein Lachen - an dem Abend eine Dame mittleren Alters.

Die Mitglieder der derzeitigen Gruppe sind zwischen 8 und 70 Jahren alt. Genauso vielfältig sind auch die Ambitionen, am Lach-Yoga teilzunehmen. Die einen wollen ihr unbeschwertes Lachen wiedererlangen, die anderen etwas für ihre Gesundheit tun. Es geht um Stressabbau, um die Verbindung zum eigenen Körper oder um Freude am Lachen. Anna, die Jüngste der Gruppe, ist mit ihrer Oma mitgekommen und hat mächtig Spaß an der Sache, ebenso die elfjährige Kimberly.

Im Verlaufe des Abends lerne ich die verschiedenen Arten des Lachens kennen: das "kindliche Lachen", das "Hexenlachen", das "abgeschnittene Lachen". Es gibt das "Pinguin-Lachen" und das "Ein-Meter-Lachen" und viele mehr. Mal wird gemeinsam gelacht, dann wieder lacht jeder für sich.

"Es ist eine Art innere Massage für die Organe."

Ulf Drzymala, Lach-Yogi aus Loburg

"Lach-Yoga fördert die Gesundheit und das Wohlbefinden im Alltag und in Krisen", umschreibt Ulf Drzymala: Es wirkt auf den Muskeltonus, durch die Bewegung des Zwerchfells wird die Arbeit der Verdauungsorgane sowie der Gesamtstoffwechsel angeregt und die Tiefenatmung verstärkt. "Es ist eine Art innere Massage für die Organe. Das Gehirn wird zur Produktion von Endorphinen veranlasst, die für das Wohlfühlerleben maßgebend sind. Stresshormone können reduziert werden und das Herz-Kreislauf-System wird trainiert. Und jung hält Lachen sowieso." Laut Drzymala hat Lach-Yoga bereits Eingang in die Schmerztherapie gefunden. Voraussetzung ist jedoch die Kontinuität: "Wer einmal hundert Meter gelaufen ist, ist schließlich auch noch nicht fit für den Marathon."

Die Kombination von Lachen und Yoga wurde von dem Arzt Dr. Madan Kataria entwickelt, der 1995 im indischen Mumbai den ersten Lachclub gründete. Heute gibt es laut Ulf Drzymala weltweit etwa 5000 Lach-Yoga-Freunde. Sie alle werden am Sonntag, dem 6. Mai, zum Weltlachtag für drei Minuten zusammen lachen. In Deutschland ist das große Lachen für 14 Uhr in Berlin angekündigt. Gelacht wird für den Weltfrieden.

Wer erst einmal nur für die eigene Gesundheit mitlachen und mitmachen möchte, kann sich bei Ulf Drzymala in Loburg informieren unter: (03 92 45) 22 67.